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April - Juni 2000
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Von: km21@c-base.org (20.04.2000)
An: km21.0-liste
[km 21.0:] Re: What is Internet Literacy

Here are my answers. Internet is not just a technology, it is a new way of
communicating and of doing everything. What is productive and efficient is
not only to design Internet but to buy, sell, work, relate by using
Internet. This requires a technological infrastructure, a high level of
education, and the ability of an economy to open up to entrepreneurial
business that use Internet as a new medium.

Most people in the world do not
have an adequate level of general education. Most countries do not have
sufficient computers and telecommunication infrastructure, and many
countries (including Germany) do not have an economy flexible enough, in
venture capital, in financial markets, in labor flexibility. Thus, the
ability to use Internet is like the ability to use electricity, and the
electrical engine in the late 19th century. Those countries, people,
companies able to operate with/by/in Internet have a tremendous competitive
edge that is cumulative.

So, it is not just using Internet, but knowing how
to use it, how do adapt it, and having enough education, information and
initiative to retrieve the appropriate information and to use if for your
goals and objectives.

I hope this helps.

Manuel Castells
Professor of Sociology, University of California at Berkeley.

(auf die Liste gesetzt von Niels Boeing)
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Von: km21@c-base.org (20.04.2000)
An: km21@c-base.org
RE>[km 21.0:] Re: Internet Literacy/"Alpha

Knut schrieb:
> hmmm, Faehigkeiten, um in den kommenden Jahrzehnten zu ueberleben?
> Wenn ich richtig informiert bin, hatten die meisten Arbeitnehmer in den
> 60er Jahren (des vorigen Jahrhunderts) kein Girokonto.
> Inzwischen haben praktisch alle Zugang zu Plastikgeld, ja ein Girokonto ist
> sogar notwendig, um durchschnittlich-normal zu leben.

> Also, das Netz wird die Gesellschaft hier nicht so stark veraendern. Man
> muss in der Schule in Deutschland die Gewichte etwas mehr in Richtung des
> naturwiss.-math. Unterrichts zugunsten des soz./gw. dominierten Unterrichts
> verschieben,

Wie nun? Ich denke das es die Gesellschaft noch grundlegender veraendern
wird als Plastikgeld - denk nur an Kaufsuechtige, die ihre Kreditkarten
ueberziehen, gepfaendet werden, Wohnung verlieren und nun in Selbsthilfe-
gruppen neue Freunde suchen... ;) sorry. Und solche Gruppen existieren
auch schon fuer Internet-Junkies.

Es wird gewaltige Veraenderungen geben, wenn jeder seine Milch automatisch
vom Kuehschrank ordert und keiner mehr fuer Broetchen zum Baecker rennt um
sich dort in die Schrippen-Schlange zu stellen. Gut, das wird noch'n paar
Jahre (10?) dauern, bis die Infrastruktur dazu aufgebaut ist...

Und ist nicht schon diese Mailing-list (auf gut Deutsch...;) ) ein Beweis?!?

PETE


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Von: km21@c-base.org (19.04.2000)
An: km21.0-liste
[km 21.0:] Re: Internet Literacy/"Alphabetiesierung“


Internet Literacy,

hmmm, Faehigkeiten, um in den kommenden Jahrzehnten zu ueberleben?
Wenn ich richtig informiert bin, hatten die meisten Arbeitnehmer in den
60er Jahren (des vorigen Jahrhunderts) kein Girokonto.
Inzwischen haben praktisch alle Zugang zu Plastikgeld, ja ein Girokonto ist
sogar notwendig, um durchschnittlich-normal zu leben.
Gewisse grundlegende Faehigkeiten im Umgang mit Banken haben die Leute
durch das "Learning by Doing" in den letzten Jahrzehnten gelernt.

Das Internet funktioniert genauso.
In einigen Jahren wird wohl fast jeder Haushalt in Reich-Europa an das Netz
angeschlossen sein; technische Details (also Software Updates) werden
hoechstens
so schwierig, wie heutzutage sagen wir die Programmierung eines
Videorekorders; das soll allerdings wirklich nicht so einfach sein. Also:
Die Software erkennt von allein, wenn es eine neue Version gibt und wird
sich auch von selber neu installieren. Neue Hardware wird in der Werbung
angeprisen; man kauft einfach dazu. Mehr als rudimentaere Kenntnisse wird
man nicht benoetigen:
Ich fahre seit 5 Jahren pannenlos mit meinem Auto, weiss allerdings nicht,
wie es funktioniert. Es wird "Spezialisten" geben, die in diesem Bereich
arbeiten, sber mit Internet-Literacy hat das nix zu tun,gehoere ja auch
nicht zum Car-Proletariat.


Der interessante Punkt ist der erste. Informationen im Netz zu finden und
auch netzgerecht aufzubereiten.
Es hat schon immer eine Info-Elite und ein Info-Proletariat gegeben; je
mehr sich das Internet verbreitet und gleichzeitig kommerzialisiert, desto
weniger glaube ich an das Netz als grossen Demokrator, der es vielen Leuten
ermoeglicht Zugang zu relevanten Information zu finden.

Menschen, die im Netz Infos finden, aufbereiten und wieder bereitstellen,
benoetigen nur einige wenige technische, netz-spezifische, Fertigkeiten.
Diese technischen Ferigkeiten kann sich aber jeder aneignen, s.o., aber:
Journalisten, Wisenschaftler, Banker, etc... hat es auch ohne Netz schon
gegeben. Die Faehigkeiten, die es diesen Menschen (also Euch ;-) )
ermoeglicht hat, diese Berufe ergreifen zu koennen, werden ...naja jetzt
kommt dieser ganze linke Kram mit Gesellschaft, Eltern, etc...

Also, das Netz wird die Gesellschaft hier nicht so stark veraendern. Man
muss in der Schule in Deutschland die Gewichte etwas mehr in Richtung des
naturwiss.-math. Unterrichts zugunsten des soz./gw. dominierten Unterrichts
verschieben, Deutschland liegt laut der TIMMS-Studie in diesen Faechern nur
noch im Mittelfeld, das reicht, um die Leute technisch auf das Netz
vorzubereiten. Die Nielssche "Literacy" werden die gleichen Leute erreichen
(jaja Ausnahmen ...), die im Moment schon die eher Bevorzugten sind.

Rot Front


Knut
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Von: km21@c-base.org (17.04.2000)
An: km21@c-base.org
[km 21.0:] die zukunft von km 21.0/ Washington-Proteste
Antwort auf: Moritz

Hey Moritz,

hier ein paar Gedanken zu Deiner Mail sowie zu den aktuellen Ereignissen in
Washington:

1. BerlinPolis ist eine gute Idee. Je mehr solche Gruppen entstehen, um so besser.

2. Das Projekt zeigt vor allem, dass die Aussicht auf einen praktischen Nutzen
unglaublich wichtig ist, wenn das persänliche Zeitbudget knapp wird. Für alle von
uns ist km 21.0 ein Hobby, das bisher leider nicht mit beruflichen Perspektiven zu
verbinden ist. Die Initiatoren von BerlinPolis dagegen versprechen sich - wohl
zurecht - eine Verbindung. Insofern ist es auch kein Wunder, dass Du dort
einspringst und nicht die km 21.0 Website vollschreibst, weil es in Deiner
konkreten Situation ebenfalls passt.
"Und das in einer Zeit, wo das Interesse an Reformprojekten und neuer
Bürgergesellschaft boomt wie seit Jahren nicht mehr" schreibst Du. Das mag sein,
aber für km 21.0 gilt wohl:

3. Solange nicht einige von uns den Bogen zum Job schlagen kännen oder von ihrem Job
so genervt sind, dass sie endlich etwas Vernünftiges, ganz Anderes machen wollen,
bleibt km 21.0 so, wie es jetzt ist:

4. eine Ein-Mann-Show meinerseits, die ich allerdings nicht als Zeitverschwendung
sehe. Mir macht es Spass. Ich bringe hier kein Opfer, auch wenn ich mir manchmal die
Haare raufe.

5. Radikaler werden, Moritz? Sofort! In den Mühlen der Sachzwänge wird ohnehin alles
zermahlen. Wir haben auf dem letzten Treffen jede Menge spannende Fragen gestellt
(die nicht jedem gefallen haben), ich werde sie in den nächsten Tagen endlich mal
über die Liste rausschicken (mein Zeitbudget war auch schon besser).

6. Die Forderung nach Radikalität bringt mich zu den Protesten in Washington, wo 600
Leute verhaftet wurden und die Koordinationszentrale der Demonstranten Gründen
fadenscheinigen Gründen geräumt wurde. "The Battle of Seattle" war kein Strohfeuer,
das steht jetzt fest. Sollten die Amis dem Westen nach den Sechzigern noch mal eine
grosse Gegenbewegung bescheren? Für einige Kommentatoren passt der Aufruhr zu dem
enormen Boom, den die USA in 90ern erlebt haben, nach dem Motto: wo viel Licht ist,
ist auch viel Schatten.
Klar ist, dass die ersten begriffen haben, dass an der Bordbar (siehe 68er 2.0 beta)
doch nicht genug Platz für alle ist. Auch der Cyberspace hat Grenzen.

Aber fällt uns noch etwas anderes Radikales ein ausser der alten Demokultur?

Muss wieder zuerst provoziert werden, bevor die Thesen kommen?

Womit kann km 21.0 aktiv werden - ausser mit Worten und Gedanken?

niels
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Von: km21@c-base.org (17.04.2000)
An: km21@c-base.org
RE>[km 21.0:] Internet Literacy/"Alphabetisierung“

Niels schrieb:
> Was macht Internet Literacy aus?

Meiner Meinung nach ist es eher eine Frage des Findens:
- wie finde ich die Antworten zu meinen Fragen
- wie filtere ich unnuetze Informationen aus
- und im Endeffekt wie bei jeder Informationsquelle: Was mach' ich
draus.
> - Umfasst sie in erster Linie Fähigkeiten, Information im
> Netz zu interpretieren und neue Information netzgerecht
> aufzubereiten? Was für Fähigkeit wären das dann konkret?

Punkt 1 siehe oben. Punkt 2 ist in den meisten Faellen nicht notwendig.
Man muss kein Buch schreiben um in der Bibliothek eins auszuleihen...
Es kann aber auch von Vorteil sein oder aber auch kontra-produktif. Ich
denke da an brandneue Ideen, die noch nicht im ueblichen Sinne veroeffent-
licht wurden, so dass jemand mit Investitionskapital davon profitieren
koennte... Abgesehen davon, gibt's jedoch auch Institutionen im Internet
bei denen man quasi 'offiziell' publizieren kann, die referenzierbar sind
und, auch deshalb, besser gesetzlich geschuetzt sind.
Nun zu Punkt 3. Well, die Faehigkeiten variieren doch sehr stark von den
Gegebenheiten. Bin ich koerperlich behindert, habe keine Knete und lebe in den
afghanischen Bergen oder hat mir mein Papi zum 13.Geburtstag'nen iMac mit ISDN
Leitung geschenkt. Oder will ich meine Formeln zur Berechnung des Konvertierungs-
punktes lokal-konvertierter Scherwellen veroeffentlichen oder'nen neuen Hack
fuer Nintendo's Zelda Level 13 online verbreiten. Bei dem einen reicht wohl'n
link zu'nem latex-produzierten ps-file, beim zweiten muss mindestens der Link
animiert sein, der zur Flash-site verweisst...
> - Fähigkeiten, webbezogene Software zu installieren und den
> eigenen Bedürfnissen anzupassen, so dass sich effektiver
> damit arbeiten lässt?
>
> - Kenntnisse über die Funktionsweise von Hardware und Software
> sowie deren Zusammenspiel?

Ich glaube, das wird immer nebensaechlicher, da die Programme immer
'benutzerfreundlicher' werden und es sich auch mit der 'Standard-Einstellung'
arbeiten laesst. Abgesehen davon, werden die DotComs wohl in naher Zukunft den
Fehrnseher mit'nem Internet-PlugIn versehen, so dass wir email per Fernbedie-
nung versenden koennen... Bis dahin, musst du zumindest die Hauptfunktionen
deiner Hardware kennen, oder es dir im Geschaeft erklaeren lassen...

PETE

--
Peter Hanssen, BGS Murchison House, West Mains Road, Edinburgh, EH9 3LA, UK

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Von: km21@c-base.org (17.04.2000)
An: km21@c-base.org
AW: [km 21.0:] die zukunft von km 21.0

Danke Moritz für Deinen kleinen grossen Exkurs.
Na klar - und hier sind wir wieder.

1. Natürlich mehr Engagement
2. Aber das reicht nicht. Mit jedem Diskurs etc. muss leider eine gewisse
Systematik hergestellt werden.
3. Bei BerlinPolis hat auch jemand die Geschichte organisiert und auch
jemand dann die Themen vorbereitet etc...
4. Wenn bei uns, wie beim letzten Mal erst noch einmal begonnen werden muss,
die Herangehensweise in Frage zu stellen, oder ob überhaupt diskutiert
werden kann und soll, dann haben wir ein Problem.
5. Ergebnisse müssen nicht so schwer sein, aber im Vorfeld muss klar sein,
was man wann wie machen will. Zu anderen Dingen ist die Zeit zu kurz.
6. Die Idee eines virtuellen Treffens (1x im Monat), oder die Frage, ob man
Themen zur Diskussion stellt, dann von allen innerhalb einer gewissen
Zeitspanne eine Antwort erfragt und dann das Ergebnis auf die Homepage
stellt ist kein Problem. - Nur leider wurde alles bisher von KM21
abgelehnt!!! - ich bin irgendwie immer noch dafür
7. Selbst die simple Idee des Verbindens von beruflichen Dingen (sprich
Artikel - Justin Film - Studienarbeiten etc) auf die Webpage zu stellen ist
(noch????)nicht vollzogen worden - ich hoffe bei mir auch noch darauf.

Du hast in allem Recht Moritz. Nur leider müssen wir sehen, dass bisher KM21
sich zu keiner Einigung durchringen konnte und sehr deutliche Zeichen der
Ablehnung weiterer Aktivität zu spüren waren.
Wir drehen uns im Kreis? hier vielleicht ja - aber kann man nicht Moritz
Ansatz zu einem neuen Versuch umwandeln?

Justin

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Von: km21@c-base.org (17.04.2000)
An: km21@c-base.org
AW: [km 21.0:] Internet Literacy/"Alphabet

Ganz klar nur der erste Punkt Fähigkeiten, Information im Netz zu
interpretieren und neue Information netzgerecht aufzubereiten. Software
Installation/Runterladen etc wird automatisiert. Hardware beschränkt sich
nur auf die Anschaffung am Anfang.

Also: Sprich die Fähigkeit alle Elemente des Netz in Bezug auf die
Gestaltung des eigenen Lebens (Beruflich, Privat, organisatorisch,
Informationsbezogen, Unterhaltung, Konsum etc) nutzen und integrieren zu
kännen und damit Zugang zu Gestaltungsformen seines Lebens zu bekommen, die
einen eindeutigen "Wettbewerbsvorteil" zu denen darstellt, die keinen Zugang
oder Wissen in Bezug auf das Netz haben (Internet - Proletariat).

Internet Literacy - Zugang zu mehr Information, damit schneller bessere
Job-Angebote, bessere schnellere Preisinformation in Bezug auf Konsumgüter
etc.... damit angeblich mehr Lebensqualität.

immer mehr Bekannte hier in L.A kaufen Lebensmittel, CDs alles über Internet
ein. Es gibt einen neuen Service, der bringt einem die Sachen innerhalb
einer halben!!!!!! Stunde also 30 Minuten ins Haus!!!

? Was für Fähigkeit wären das dann konkret?
Geübtes Browsen, Information filtern, heisse Netadressen finden haben
tauschen und damit sein Leben besser organisieren?


Justin


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Von: km21@c-base.org (14.04.2000)
An: km21.0-liste
[km 21.0:] die zukunft von km 21.0

Liebe Freunde von km21,

vielleicht ist dem einen oder anderen von Euch beim Lesen des Reform-Newsletters Der
Zeit-Redaktion vom letzten Freitag das neue Reformnetzwerk aus Berlin mit Namen
"BerlinPolis" ins Auge gesprungen. Wer die Ankündigung nicht gelesen hat, dem sei
sie hier noch mal gegännt: "BerlinPolis versteht sich vor allem als ein bundes- und
europaweiter Think Tank. Wir wollen Fragen stellen und sie auch mitbeantworten.
Problemläser und Fragenbeantworter werden künftig besser und direkter miteinander
und nicht übereinander reden. Nah genug dran, aber dennoch weit genug entfernt von
Politik und Wirtschaft - so definieren wir unsere Rolle."

Das Schreiben junge Wissenschaftler, die ihr Netz geknüpft haben und nun eine
spannende Website bauen: http://www.berlinpolis.de Der Grund, weshalb ich hier so
weitläufig dieses Projekt vorstelle, ist: ich gehäre zu den Gründungsmitgliedern
von BerlinPolis, wenn auch eher "zufällig". Treibender Motor dieses Netzwerkes ist
Daniel Dettling (Sohn des Publizisten Wanfried Dettling), seines Zeichens Doktorand
in Potsdam in Verwaltungsrecht und Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ich
hatte ihn Anfang Februar auf einer Veranstaltung in Berlin kennen gelernt (zum
Thema "Zukunft der Selbständigkeit").

Wir kamen ins Gespräch und er hat mich flugs eingeladen zum Gründungstreffen von
BerlinPolis (was diese Woche Montag war), wo ich neugierig-naiv hin gedackelt bin.
Immerhin fand das ganze an einem sehr prominenten Ort statt, im DG Bankgebäude am
Paris Platz mit Blick aufs Brandenburger Tor (ja ja, Berlin halt, so schnell ist
man mitten drin im historisch-modernen Ambiente).

Was zeichnet BerlinPolis also aus (ausser dem interessanten Tagungsort): Die
Themenliste, über die dort diskutiert werden soll, kännte genauso gut von diversen
km21-Treffen stammen: - Zukunft der Wirtschaft, - Wie soll der moderne Staat im 21.
Jahrhundert aussehen, - Bildungsreform - Was wird aus Europa - Welche Werte sind
jungen Menschen heute wichtig und welche Konsequenzen hat dies für die Zukunft -Wie
sieht Deutschland in 20 Jahren aus, wenn unsere Generation einmal an den
Schalthebeln der Macht sitzt (Was noch fehlt sind Medien und Kultur, aber ich
denke, das wird noch kommen).

Der entscheidende Unterschied zu km21 ist, dass fast alle von den anwesenden ca. 20
Leutchen irgendwie Parteipolitisch (meist über eine der Parteienstiftungen)
gebunden ist. Wobei alle Couleurs vertreten waren, bis auf die PDS, aber da soll
auch Abhilfe geschaffen werden. Ich war da schon eher die Ausnahme - und mit meinen
29 auch einer der ältesten in der Runde. Verglichen mit unseren letzen Treffen Ende
Anfang Februar also ein Kontrast wie Tag und Nacht.

Damals hatten wir ja festgestellt, dass aus unserer Runde keiner irgendwie
gesellschaftspolisch tiefergehenden engagiert ist, geschweige den parteipolitisch.
Klaro, die Leute von BerlinPolis kommen aus einer vällig anderen Ecke und die
meisten haben sicher mehr oder weniger stark eine parteipolitische Karriere vor
Augen (mindestens mal der Dettling selbst). Wichtiger aber ist, die meisten sind
schon kleine Experten in den verschiedenen Sachgebieten wie Verwaltungsrecht oder
Wirtschaftwesen. Zum einen, weil sie dies studieren oder darüber promovieren.

Entscheidender erscheint mir aber, dass sie zweitens qua ihres parteipolitischen
Engagement tagtäglich sich mit den Themen intensiv beschäftigen, sprich gut
eingearbeitet sind. Da lässt sich dann leichter ein Artikel zu diesem oder jenem
Thema aus dem €rmel schütteln. Was in unserer Mediengesellschaft letztlich A und O
ist, um von einer grässeren …ffentlichkeit wahrgenommen zu werden (alter km21
Dilemma, keiner kennt uns so recht, weil wir nix gross veräffentlichen). Daniel wird
Mitte Mai (zum Geburtstag der BRD) z.B. ein Buch rausbringen (mit dem tollen Titel
"Deutschland ruckt"). Das ganze ist eine Zusammenstellung von Artikel junger
Autoren über die dringend anstehenden Reformvorhaben in Deutschland. Vorschläge,
die in ihrer Konkretheit und vielleicht auch Radikalität weit über das hinaus
gehen, was wir so auf unseren Treffen andiskutiert haben, wenn ich mal das letzte
zum Vorbild nehme mit dem nicht mehr ganz so neuen Reformansatz Bürgergeld. Zu
diesem Thema gibt es übrigens eine ausführliche Studie von der
Friedrich-Naumann-Stiftung von 1996(!).

Wo ich schon bei Buchtipps bin, sehr lesenswert in Sachen zukünftige Entwicklungen
und Reformvorhaben ist "Deutschland - Entwicklungspolitik für ein entwickeltes
Land" von Ulrich Pfeiffer (seines Zeichens Geschäftsführer der volkswirtschaftlich
orientierten Beratungsfirma empirica und Sprecher des Managerkreises bei der SPD).
Dort ist sehr ausführlich alles aufgelistet, was an harten Problemen in den
kommenden 50 Jahren auf Deutschland zukommt, natürlich mit entsprechenden
Läsungsansätzen. Dagegen ist das Sparpacket von Eichel vom letzten Sommer ein
Klacks gewesen, gerade zu niedlich.

Um den Bogen zurück zuspannen zu km21: wenn ich mir die reale Zukunft unserer Gruppe
anschaue, dann erscheint mir die Aussicht eher trübe. Wir mutieren zu einer netten
Kaffeeklatschrunde, die sich alle halbe Jahre trifft, zwecks freudigen Wiedersehens
(was sicherlich kein schlechter Grund ist) plus sich gegenseitig
gesellschaftspolitisch auf den aktuellen Stand zu bringen. Das ganze primär vom
unermüdlichen Einsatz seitens Niels zusammengehalten. Und das in einer Zeit, wo das
Interesse an Reformprojekten und neuer Bürgergesellschaft boomt wie seit Jahren
nicht mehr (wenn ich hier mal meinem subjektiven Eindruck nach Lesen des
Zeit-Reform-Newsletters freien Lauf lassen darf). Eine Zeit, in welcher der
Generalsekretär der SPD plant in sechs Jahren die Wahllisten seiner Partei regulär
für Nicht-Mitglieder zu äffnen und dies inklusive offener Vorwahlen hierzu. Wo also
die Grenze zwischen äffentlichem und parteipolitischem Engagement zunehmend
verschwimmt. Eine Zeit, in der dank Internet Vernetzung und sich Publik machen
eigentlich ein Kinderspiel geworden sind.

Was sollen wir also tun?

1. braucht es schlichtweg mehr Engagement von uns allen ausser Niels, sonst bleibt es
eine betrübliche Ein-Mann-Veranstaltung. Und das wäre letztlich reine
Zeitverschwendung.

2., was das inhaltliche betrifft, meine ich, wir sollten radikaler in den Fragen und
Visionen werden. Zu all den aktuell anstehenden Missständen und Reformthemen in
unserem Lande und in Europa gibt es genug Leute und Gruppen, die diese sicherlich
schon gründlicher analysiert und durchgekaut haben, als wir es je kännten. Ich
persänlich will da weiter hinaus ragen. Mir geht es nicht darum, das Rad neu zu
erfinden. Sicherlich hat zu jedem Thema irgendwer schon was schlaues gesagt und
geschrieben und auch publiziert. Mir geht es darum, Themen aufzugreifen (oder im
Medienjargon "zu besetzen"), die nicht bereits breit diskutiert wurden und werden
(wie der Reformstau in Deutschland oder neue Formen der Weltwirtschaft). Sondern
Fragen zu stellen, die über diese Läsungskonzepte der anstehenden dringlichen
Probleme hinausgehen. Etwa: was kommt nach der Globalisierung?, wird Lernen in der
Schule toller sein, wenn erst mal alle Schüler an Internet angeschlossen sind?, Wie
wird das Leben werden in der neuen schänen und virtuellen Dienstleitungs- und
Shoppingwelt, wenn erst mal jede popelige Firma im Netz ist? Ist dann das Thema
soziale Gerechtigkeit gegessen? Unsere Chance ist es gerade, dass wir weit entfernt
davon sind unsere Gedanken zu realisieren. Das macht frei für kühne Visionen.

3. unsere Ideen wirksamer Kundtun und publizieren. Also, an die Arbeit.

Denn solange Punkt 1. nicht geändert wird, bleibt es beim Kaffeeklatsch.

Best Moritz

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Von: THacker@ixl.com (14.04.2000)
An: Niels Boeing
AW: Internet Literacy/"Alphabet

Für mich gehärt zur Internet Literacy primär zwei Dinge:

1. qualitativ hochwertige Informationen in einer vertretebaren Zeit im
Internet zu finden (methodische Fertigkeit)
2. in der Informationsfülle zwischen relevanten und weniger relevanten
Informationen zu unterscheiden (kognitive Fähigkeit)

ich sehe eine negative Korrelation zwischen Benutzerfreundlichkeit/Usability
von Software/Hardware einerseits und Anforderungen an die Internet LIteracy
andererseits. Heute ist die Usability von Software noch gering -> hohe
Kenntnisse erforderlich (alles was Du unten beschreibst. Zukünftig wird es
mäglich sein, sehr spezifische personalisierte Informationen aus dem
Internet zu holen als ginge man zum Bücherregal oder zum Kiosk. Trotzdem muss
der User zunächst wissen, was er sucht.


Tobias Hacker, Hamburg

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Von: Lars Godzik (14.04.2000)
An: Niels Boeing
RE>Internet Literacy/"Alphabet

wissen was wie gerade läuft auf der Seite
welche buttons man für was clicken muss
Kenntnis über die geilsten sites
wo kriege ich infos her
wo kriege ich downloads her
whats happening in the future?

Lars Godzik, Hamburg


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Von: km21@c-base.org (14.04.2000)
An: km21.0-liste
[km 21.0:] Internet Literacy/"Alphabetisierung“

Hallo meine Lieben,

ich würde gerne einmal hären, ob einige von Euch Profi-Usern bereits eine
Vorstellung haben, was Internet Literacy sein kännte. Also, was muss man im Umgang
mit dem Netz wissen und kännen, um in den kommenden Jahrzehnten in der
Internet-Gesellschaft "dazuzugehären" (die Kehrseite dessen kännte man dann auch
"Internet-Proletariat" nennen)?

Alle spontanen Gedanken, wie unsortiert auch immer sie sein mägen, sind willkommen.

Hier noch mal die Frage etwas detaillierter:

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Was macht Internet Literacy aus?

- Umfasst sie in erster Linie Fähigkeiten, Information im
Netz zu interpretieren und neue Information netzgerecht
aufzubereiten? Was für Fähigkeit wären das dann konkret?

oder auch:

- Fähigkeiten, webbezogene Software zu installieren und den
eigenen Bedürfnissen anzupassen, so dass sich effektiver
damit arbeiten lässt?

oder sogar:

- Kenntnisse über die Funktionsweise von Hardware und Software
sowie deren Zusammenspiel?
-------------------------------

Ciao, Niels


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Von: km21@c-base.org (10.04.2000)
An: km21
[km 21.0:] AsThereIsEnoughSpamInThisMailingListAnyway.

Hi folx,

money rules. Doch Regeln sind zum brechen da! Also versuch'n wir wenigstens
die global-liberalen Neu-Juristen und knetegeilen Internet-BWLer 'n bisschen
zu aergern: http://www.blowthedotoutyourass.com

Have fun PETE

--
Peter Hanssen, BGS Murchison House, West Mains Road, Edinburgh, EH9 3LA, UK
email: Peter_Hanssen@writeme.com
www: http://i.am/pete


© 2000 km 21.0