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From Moritzmeister Thu Feb 13 11:18:37 2003
Subject: Re: Propaganda von mir

Hallo Dominik,

hier ein paar Entgegnungen auf Deinen Text:

In der BRD geht es nicht um Leben oder Tod für den Betroffenen, sondern um menschenwürdiges Leben ohne Angst. In einer gesättigten Marktwirtschaft wie der unsrigen, wo täglich kleine, selbstständige Unternehmer, Handwerker oder Bauern um's wirtschaftliche überleben kämpfen müssen, und wo Arbeitnehmer schnell ihre Beschäftigung verlieren können, ist dies das Grundproblem, das gemeint ist. Denn dieser Kampf wird letztlich rücksichtslos geführt, was man keinem verdenken kann. Aber wir brauchen Rücksicht; auf Benachteiligte in der Gesellschaft und auf dieser Welt, aber mehr noch: auf unsere Umwelt.

Ich nehme diesen Textpassage als Beispiel für die Grundstimmung, die ich bei Dir raus lese. Ich halte dieses Bild vom Kapitalismus in Deutschland als völlig überzogen gezeichnet. Es gibt wohl kaum ein Land, dass so Arbeitnehmerfeundlich ist wie dieses mit Kündigungsschutz, Sozialstaat, etc.

Aber das ist gar nicht mal der Kern. Der Punkt für mich ist, ob Wettbewerb, Konkurrenz- denken, etc. was schlechtes sind oder nicht. Ich meine, Wettbewerb ist das Salz in der Suppe des Lebens, das Gegenmittel zu Lethargie (die Du auch anprangerst) und die sinnvolle Antwort auf den stetigen Wandel in der Natur. Von der scheinst Du irgendwie ein sehr Ñrosigesì Bild zu haben, nur dort ist Wettbewerb sehr häufig anzutreffen, zwischen rivalisierenden Männchen während der Paarungszeit etwa um nur ein Beispiel zu nennen. Wichtiger ist, ob Wettbewerb fair verläuft und ob der oder die Verlierer eine neue Chance erhalten. Siegen ist moralisch nichts verwerfliches. Entscheidend ist doch, ob der andere anschließend wieder auf die Beine kommt und eine neue Herausforderung annehmen kann. Beides wird sicherlich im realexistierenden Kapitalismus immer wieder verletzt, aber eben nicht permanent, wie in anderen Gesellschaftssystemen. Hier in Deutschland sehe ich häufig eher die Tendenz sich dem Wettbewerb entziehen zu wollen, weil man sich inzwischen so gemütlich in all dem Wohlstand eingerichtet hat. Denn Konkurrenz belebt nicht nur das Geschäft, sondern gefährdet klar vorhanden Besitz. Aber nichts ist so beständig wie der Wandel.

In dem Zusammenhang gebe ich Dir recht, was die EU-Schutzzölle angeht. Wenn wirklich freier Handel zwischen allen Staaten herrschen würde, können wir uns die ganzen Milliarden für Entwicklungshilfe sparen, denn dann hätten die Länder der sogenannten 3. Welt eine echte Chance über Handel selbst zu Wohlstand zu kommen.

Was mich an den bisherigen kommunistischen Systemen stört, ist dass sie den Menschen vorgaukeln es gebe keinen Anlass zu Wettbewerb, dass der Staat irgendwie für alles sorgt und die Weltbeglückungsmaschine ist. Halte ich für eine große Illusion.

Wenn alle Menschen sich darauf verständigen ihren Besitz abzugeben, dann wäre auch ich bereit mein sauer Erspartes in den großen Topf zu werfen. Und genau das ist die Idee. Ich hatte auch schon Aktien. Ich habe auch schon Autos gefahren, bin in Urlaub geflogen, esse Bananen, trinke Kaffee und gönne mir Fleisch. Obwohl ich glaube, dass Auto fahren unsere Luft vergiftet, Bananen den Boden und unsere Brüder in der dritten Welt ausbeutet und Fleisch eben doch "Mord" bedeutet. Aber ich könnte mir vorstellen beispielsweise auf unsinnige Autofahrerei zu verzichten, wenn es alle müssten. Oder wenn ich mir den Billigurlaub verkneife, weil der Flug dorthin aus ökologischen Gründen nicht stattfindet, dann würde ich mich eben damit abfinden. Vielleicht gäbe es auch nur noch halb soviel Fleisch, ich fänds ok, zuminderst erträglich, solange auch die anderen nicht mehr bekommen und ich nicht der Dumme bin.

Finde ich sehr Panne diese Haltung. Wer wirklich frei ist, der tut eine Sache um ihrer selbst willen und nicht, weil es alle tun. Du redest in Deinem Text doch soviel von frei sein, dann tue es doch einfach. Umgekehrt wird ein Schuh daraus, wenn nämlich ein paar Menschen anfangen konsequent anders zu leben und sich nicht von der Mehrheit beeindrucken lassen, dann macht das enormen Eindruck auf alle anderen und mehr und mehr Menschen fangen an ihre Haltung zu ändern. Man nennt es auch Vorbild sein.

Noch was am Rande, inzwischen nimmt auch in den meisten Entwicklungsländern die Geburtenzuwachsrate ab, d.h. in ca. 50 Jahren wird sich die Weltbevölkerungzahl bei wohl 8-9 Milliarden stabilisieren und dann kontinuierlich abnehmen. Gebe Dir allerdings recht, dass die Hohe Zahl an menschen eines der Hauptprobleme ist in Sachen ökologisches Gleichgewicht.


From dominik_kellner Thu Mar 6 16:34:58 2003
Subject: Propaganda von mir

Warum wir diese Welt ablehnen?

Weil wir von der, die sein könnte, träumen!

Der Sozialismus ist fehlgeschlagen. Mehr als 80 000 000 Menschen starben an den Folgen der Gewalt-Herrschaft Stalins, das sind mehr als doppelt so viele Menschenleben, als die, die der zweite Weltkrieg vernichtet hat. Das jedenfalls sind die Fakten, über die ich belehrt wurde.

Aber alleine schon die wirtschaftliche Rückständigkeit von Ländern des ehemaligen Ostblocks, der Sowjetunion, Kuba, Nordkorea oder Vietnam im Vergleich mit den modernen, marktwirtschaftlich orientierten Ländern USA, Japan und Europas verbietet es doch von sich aus noch länger an die linke Utopie zu glauben. Was gescheitert ist, ist eben nicht gut (1).

Marx war sich sicher, daß die Menschen füreinander ebenso hart arbeiten würden wie für sich selbst. Doch leider lag er damit falsch. Der sogenannte Homo Sowjeticus sah sich nicht mehr der Gefahr des Arbeitsplatzverlustes ausgesetzt. Er brauchte nicht, wie dies in den meisten kapitalistischen Ländern der Fall ist, um seinen Arbeitsplatz (2) kämpfen, da der Staat ihn mit allen notwendigen Dingen, wie Essen, Wohnung, ärztlicher Versorgung, Schulbildung, etc. ausstattete. Andererseits erwartete den Arbeitenden kein signifikanter Gewinn für Mehrarbeit. In der Summe sah er also auch keine Veranlassung mehr als das Nötigste zu leisten. Jeder war mit dem Lebensnotwendigsten ausgestattet, hatte Arbeit und brauchte sich keine Sorgen machen. Der Staat kümmerte sich um alles. Er subventionierte, plante und "regierte".

Die Folge davon war letztlich der Bankrott. Finanziell, menschlich, und somit letztlich psychologisch. Fairerweise muß man aber gestehen, dass sich dieses System lange gehalten hat und beispielsweise in China noch immer hält. Eigentlich etwas zu lange, als dass es von Anfang an zum Scheitern verurteilt hätte sein können. Liegen die Gründe für dieses Scheitern möglicherweise gar nicht in erster Linie am System, als vielmehr in seiner falschen Anwendung, vor allem in den stalinistischen Jahrzehnten der UDSSR?

Wer sich heute noch traut in Deutschland eine kommunistische Partei zu wählen, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Zu deutlich erkennen auch kritische Menschen, daß selbst in Ländern der sog. 3. Welt ein gewisser Fortschritt nicht zu verleugnen ist, auch wenn uns die Medien oft das Gegenteil suggerieren.

Warum sollten wir uns noch mit Planwirtschaft versus Martwirtschaft und Kommunismus versus Materialismus auseinandersetzen? Leben wir nicht in einem sozialen Rechtsstaat? Und profitiert nicht letztlich die gesamte Welt von den Früchten einer sprungkräftigen, erfindungsreichen und somit letztlich vielleicht ja sogar "moralischeren" weil produktiveren Weltwirtschaftsordnung im Sinne eines kapitalistischen Systems? Möglicherweise. Aber ich möchte nicht das Risiko eingehen hier leichtfertig ja zu sagen und vielleicht falsch zu liegen.

Ich habe Angst. Damit liege ich heute möglicherweise nicht unbedingt im Trend. Es ist viel geredet, diskutiert und gestritten worden in den vergangenen Jahrzehnten. Die Menschen sind es leid sich den Kopf über Dinge zu zerbrechen, die sich scheinbar ihrer Einflußnahme entziehen. Natürlich befürwortet niemand die Ausbeutung armer Länder durch reiche Länder. Doch haben einige von uns bereits erkannt, dass eine ebensolche "Ausbeutung" stattfindet, wenn wir im Supermarkt Bananen kaufen. Und es verhält sich ebenso mit unserer geliebten Milka, unserem Kaffee und vielen Dingen mehr (3). Was sollen wir also tun? Uns als Einzelkämpfer versuchen, Transfair-Kaffee kaufen und bewußt und "moralisch" einkaufen, bzw. leben?

Ich hab's versucht. Und mich geärgert. Denn ich mußte auf Vieles verzichten woran ich mich gewöhnt hatte, zahlte dabei sehr viel mehr als ich mir eigendlich leisten konnte und glaube nicht, dass ich damit wirklich etwas erreicht habe. Und das war das Schlimmste. Den Glauben verlieren bedeutet lethargisch zu werden, zu resignieren. Ich will aber noch nicht aufgeben. Es muß noch andere Möglichkeiten geben.

Wenn alle Menschen sich darauf verständigen ihren Besitz abzugeben, dann wäre auch ich bereit mein sauer Erspartes in den großen Topf zu werfen. Und genau das ist die Idee.

Ich hatte auch schon Aktien. Ich habe auch schon Autos gefahren, bin in Urlaub geflogen, esse Bananen, trinke Kaffee und gönne mir Fleisch. Obwohl ich glaube, dass Auto fahren unsere Luft vergiftet, Bananen den Boden und unsere Brüder in der dritten Welt ausbeutet und Fleisch eben doch "Mord" bedeutet. Aber ich könnte mir vorstellen beispielsweise auf unsinnige Autofahrerei zu verzichten, wenn es alle müssten. Oder wenn ich mir den Billigurlaub verkneife, weil der Flug dorthin aus ökologischen Gründen nicht stattfindet, dann würde ich mich eben damit abfinden. Vielleicht gäbe es auch nur noch halb soviel Fleisch, ich fänds ok, zuminderst erträglich, solange auch die anderen nicht mehr bekommen und ich nicht der Dumme bin.

Natürlich bedeutet das einen krassen Einschnitt in meine bisher gewohnte Lebensqualität, jedenfalls der propagierten Lebensqualität.

Die Kommunisten wollen das Wirtschaftssystem, den Kapitalismus, abschaffen, weil sie in ihm die Ursache für Übel sehen, die abgeschafft werden müssen. Sie nehmen dafür viele Nachteile in Kauf, die, obwohl der kalte Krieg vorbei ist, nach wie vor präsent sind.

Ganz nebenbei, schenken sie Menschen wie mir endlich wieder Hoffnung. Dafür bin ich dankbar. Die Kommunisten wollen die private Wirtschaft abschaffen und diese "verstaatlichen". Sie denken, dass die Besitzenden nicht freiwillig auf ihren Besitz verzichten werden und wollen daher eine "Revolution". Diese ist mit Gewalt verbunden. Da sie denken, dass Armut und Ausbeutung in der Dritten Welt ebenso das Resultat einer Form von Gewalt ist, denken sie, dass die kurze, gewaltsame "revolutionäre Übergangszeit" legitim sei.

Ich teile nicht diese Ansicht. Gebe aber zu, dass ich mich auch teuschen kann.

Ich glaube, dass jeder Mensch, wenn er wirklich frei ist, im Grunde "gut" ( =3D vernünftig) sein will. Ich glaube an die Pädagogik. Eine, die nicht von heute auf morgen oder übermorgen kommt, sondern eine, die vielleicht erst in ein paar Jahren oder Jahrzehnten sich allmählich durchsetzt. Außerdem glaube ich, dass die Umgestaltung unserer Wirtschaftsordnung ohne große Brüche und Revolten von Statten gehen wird, einfach indem wir unseren Rechtstaat konsequent weiter entwickeln und verbessern. Das angestrebte Ideal der Kommunisten und der Demokraten (4), das Leben in einer von Vernunft und Gerechtigkeit geleiteten Welt, unterscheidet sich nicht. Vernunft ist Vernunft. Und unser Grundgesetz ist vernünftig. Es wird nur sehr kapitalistisch ausgelegt. Dennoch finden sich darin Sätze wie "Das Eigentum ist dem Gemeinwohl verpflichtet" ebenso, wie das "Recht auf Arbeit".

Allerdings sind dies sehr auf den Menschen bezogene Dinge.

Ich fände es notwendig, "Renaturierung" als oberstes Ziel der Politik anzusetzen. Und leider kann das nur funktionieren, wenn die Weltbevölkerung langfristig gesehen wieder zurück geht. Denn die Überbevölkerung ist in meinen Augen letztlich die Ursache für so gut wie alle Probleme, die wir haben, vom sozialen Stress, über das schwere Abitur und die Arbeitslosigkeit, bis hin zu Umweltfragen, die das letztlich Wichtigste sind. Und das ist die für mich entscheidende Diskussion. Denn was bedeutet denn eigentlich Lebensqualität? Kein Mensch redet mehr davon, daß in Australien die Schulkinder nur mit Sonnenhut auf den Pausenhof gehen. Dass man das Wasser der Flüsse nicht mehr trinken soll. Und dass unsere Nahrungsmittel heute zwar sehr schön aussehen, aber bei weitem nicht mehr so gesund sind und so schmecken, wie vor der Massenproduktion.

Und Zeit? Für die Familie? Für persönliche Interessen? Philosophie? Kunst? Warum müssen wir in Angst leben, Angst den gesellschaftlichen Ansprüchen nicht zu genügen, Angst, den Job zu verlieren, Angst, am Leben vorbeizuleben, Angst, den Sinn zu verlieren, nach uns die Sintflut? Wenn wir doch Maschienen haben die uns die wirklich nötige Arbeit (Medizin, Nahrungsmittelproduktion) abnehmen. Brauchen wir Dinge wie Werbung? Brauchen wir den Stress der BMW-Arbeiter, versus der VW-Arbeiter? Braucht ein Markt all diese Macht? Immerhin liegt in seinen Händen unser Lebensglück. Wenn die Aktien steigen, steigt unser Reichtum. Unsere Aktien steigen, wenn unsere Produkte sich besser verkaufen, als die Produkte der anderen Länder. Wettbewerb. Aber solange wir siegen verliert jemand anderes. Das ist die eine Seite.

Aber angenommen, der Mensch bekommt die Umweltprobleme in den Griff, wie dies auf den ersten Blick gesehen ja auch oftmals geschieht. Etwas bereitet mir Sorge: Wir sind gerade im Begriff uns auf Dinge zu verlassen, die möglicherweise nicht immer da sein werden. Es geht hier nicht nur um Resourcen, sondern auch um andere Abhängigkeiten, die bedrohlich sind. Wir brauchen beispielsweise alle 4 Jahre ein neues Antibiotikum, um die Massentierhaltung zu ermöglichen, die unseren Fleischbedarf abdeckt. Nun ist es gefährlich sich auf so etwas einzulassen, denn die Zahl verschiedener Antibiotika auf der Welt ist nicht unendlich. Denn selbst wenn sie inzwischen für sehr viel Geld designet werden können, so ist die Anzahl der denkbaren Möglichkeiten für ihre chemische Struktur begrenzt. Dieses Beispiel soll aber nur eine Metapher sein für viele weitere Dinge, von denen wir heute tatsächlich abhängig sind, und noch viele, viele mehr, wo wir kurz davor stehen uns abhängig zu machen. Von den wenigsten dieser Dinge wissen wir. Nun glaube ich persönlich nicht, daß wir einmal aufgrund des Mangles an Antibiotika in signifikante Gefahr geraten. Auch die Klimaproblematik macht mir weniger Sorgen. Was mich nachdenklich macht ist unser Glaube, wir könnten tatsächlich wider die Natur wirtschaften, wie wir es z.Z. tun. Spreche ich Freunde darauf an bekomme ich oft zu hören, daß da eh nichts mehr zu machen sei, und wir in 1000 Jahren ohnehin bereits ausgestorben sein werden. Ich habe mich natürlich an derlei Sätze gewöhnt. Bin aber nicht bereit eine solche Haltung für mich zu akzeptieren. Wenn mir eine Technologie heute Annehmlichkeiten verschafft, in sehr geringem Ausmaß dafür aber die Existenz meiner Spezies bedroht, dann bin ich gegen diese Technologie. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Katastrophe nur bei 2 % oder weniger liegt. Wir sollten uns von dem Gedanken freimachen, dass eh alles egal ist. "Wer nicht kämpft hat schon verloren", aber dabei geht es gar nicht um so viel persönlichen Einsatz, sondern vielmehr um Weichenstellungen für das Handeln unserer Politik und damit unserer Gesellschaft.

Ich bin nicht so pessimistisch wie die meisten. Ich bin nämlich überzeugt, daß wir diese Dinge sehr wohl lenken und kontrollieren können. Nur sollten wir langsam damit anfangen, bevor wir die Erfahrung machen müssen, daß einige Staaten wegen Wasser einander bekriegen oder Selbstmordraten als Ergebnis des Drucks im Kapitalismus gewaltig steigen. Ich habe beispielsweise 13 Jahre lang die Schulbank gedrückt, studiere nun schon etliche Semester und werde es selbst nach solanger Zeit und sovielen Voraussetzungen nicht leicht haben einmal Arbeit zu finden, denn die erwähnten Mühen sind Standart geworden. Man muß "besser" als der Durchschnitt sein. Das bin ich nicht und will ich auch gar nicht. Ich will mich dagegen wehren, dass dieser Druck weiter zunimmt. Zumindest möchte ich die berechtigte Hoffung haben, dass es irgendwann einmal in Zukunft besser wird. Und sei es erst für meine Urenkel. Vor allem, dass es wieder eine wirklich intakte Umwelt gibt, in der sich Menschen beispielsweise auch dafür entscheiden können als Jäger und Sammler zu leben, auch das ist eine Freiheit. Nämlich die, als Mensch "artgerecht" zu leben. Das ist heute nicht mehr möglich, weil es zuviele von uns gibt. Obwohl es eigendlich ein Recht sein sollte.

Wir müssen daran arbeiten die Bevölkerungszunahme nicht nur zu stoppen, sondern rückgängig zu machen. Die Alternative wäre ansonsten ein großer Konflikt. Weniger ein heisser Krieg, aber vielleicht einer der in Jedem von uns persönlich in Form von Stress, Angst und Hoffungslosigkeit tobt. Ich mag Krieg nicht. Auch nicht den Gedanken an irgendwelche anderen SuperGAUs. Ich möchte die Hoffung auf ein besseres Morgen. Eins mit Perspektive für kommende Generationen (5). Wahrscheinlich sieht die mittelfristige Zukunft eher aber so aus, dass alles sich langsam weiter zuspitzt. Irgendwann würden wir jede Niesche nutzen, die maximale Quantität an menschlichem Leben auf diesem Planeten erreichen, vom Optimum im Sinne von Qualität aber weit entfernt.

Die Tatsache, dass heute die dritte große Welle des Artensterbens läuft (nach der ersten Sauerstofffreisetzung, der die meisten Anaerobier vernichtete, und dem Metheoriteneinschlag, der u.a. die Saurier verschwinden ließ) soll uns nicht länger traurig machen. Sondern wütend. Denn Trauer lähmt, während Wut anspornt.

Und die Kommunisten? Meine Mutter hat einmal zu mir gesagt, wenn dir eine Organisation nicht gerecht wird, gibt es zwei Möglichkeiten: du lässt die Finger von ihr oder du trittst ihr bei und veränderst sie von innen. Damals ging es zwar um die Kirche. Die Kommunisten finde ich, haben aber mindestens den gleichen Respekt verdient. Denn sie stellen meiner Meinung nach die einzig sichtbare Alternative zum Kapitalismus dar. Natürlich kann ich nur hoffen, dass das auch der erste Schritt in eine gerechte, vernünftige und menschliche Zukunft wird. Ich weiss es nicht. Aber nach allem was ich sehen kann ist ihr propagiertes Ziel eine Alternative zum Konkurrenzdenken und zur Lethargie. Und wenn sie es aber nicht sind? Dann machen wir sie eben dazu. Sie brauchen jede Menge kluge und engagierte Köpfe, die ihr helfen, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Und Menschen, die weiter denken, als nur an die eigene Generation und die die Umwelt als Maxime leben, nicht den rezenten Menschen.

Im nächsten Wahlkampf wünsche ich mir jedenfalls wirkliche Alternativen!

Was tun? Viele wollen dieses System mit ihrer Stimme nicht länger legitimieren. Sie gehen nicht wählen, weil sie ihnen nicht auch noch Mut machen wollen. Aber; es gibt Parteien, die das System ändern wollen. Sie sind illegal, weil sie angeblich gegen die Verfassung verstoßen. In dieser Verfassung wird nämlich die "Freiheit" garantiert. Man findet schnell heraus, das damit die Freiheit des Marktes gemeint ist. Also die "Freiheit" den anderen, die Umwelt und letztlich sich selbst auszubeuten.

Ich wünsche mir, dass die Menschen wieder an sich selbst glauben! Wir gestalten schließlich die Zukunft! Und es ist jedenfalls nicht verboten "verboten" zu wählen.

Konkret:

- Entmachtung der Banken. Da sie mit ihren Aktiengeschäften letztlich unsere Politik bestimmen und allein im Interesse des Kapitals handeln. Erster Schritt: Tobin-Steuer. Geht zu ATTAC! Geht in die Parteien und fordert diese Steuer! Informiert euch!

- Gerechtigkeit fängt bei unseren EU-Aussenzöllen an! Erkundigt euch danach, und ihr werdet sehen, dass auch heute noch Kolonialpolitik betrieben wird!

- Aufbau international bindender Institutionen. Die UNO muss über die NATO und USA herrschen und nicht umgekehrt! Ein internationaler Gerichtshof muß seinen Namen auch verdienen! Nur wenn alle Länder dieser Welt gemeinsam den Kapitalismus überwinden funktioniert die Idee. Ansonsten wird es immer eine USA geben, die dagegen ankämpft.

Ceterum censeo esse delendam WTO/IWF.

- Unterstützt den Volksentscheid auf Bundesebene. So kann der Kapitalismus gewaltfrei überwunden werden. Setzt euch mit der PDS auseinander!

- Sucht das Gespräch, macht euch klar, was euch wichtig ist, und tretet dafür auch ein!

- Helft! Durch euer kritisches, konstruktives Denken! Durch eure Arbeit in Gewerkschaften, NGOs, Kirchen, im täglichen Leben!

- Wir dürfen nicht den Fehler machen und die antikapitalistische Alternative vergessen machen. Dafür sind die Alternativen wirklich nicht zahlreich genug!

- Laßt es nicht zu, dass die letzten sozialistischen Optionen, wie die PDS, kriminalisiert werden! (6)

- ....

Wir haben eine Welt zu gewinnen!

---

(1) Doch gab es ähnliche Dinge schon öfter im Lauf der Geschichte. Nach den Griechen kam das Römische Imperium. Dann das Mittelalter. Als die französische Revolution als erste große Bewegung für Gerechtigkeit, Vernunft und Demokratie in Europa entstand, wurde durch sie derart viel Blut vergossen, daß die Menschen angewidert anschließend für 90 Jahre wieder den alten Status Quo herbeiführten, und Napoleon sich zum Kaiser krönte. Dennoch wurden später, wesentlich vorsichtiger diesmal, die Ideen der Aufklärung und die Republik der Bürger wieder als wichtig erkannt, so daß wir heute demokratische Grundprinzipien leben.

Auch was den Sozialismus angeht ist der erste große Anlauf vor gerade einmal 12 Jahren gescheitert. Doch die Idee an sich?

(2) In der BRD geht es nicht um Leben oder Tod für den Betroffenen, sondern um menschenwürdiges Leben ohne Angst. In einer gesättigten Marktwirtschaft wie der unsrigen, wo täglich kleine, selbstständige Unternehmer, Handwerker oder Bauern um's wirtschaftliche Überleben kämpfen müssen, und wo Arbeitnehmer schnell ihre Beschäftigung verlieren können, ist dies das Grundproblem, das gemeint ist. Denn dieser Kampf wird letztlich rücksichtslos geführt, was man keinem verdenken kann. Aber wir brauchen Rücksicht; auf Benachteiligte in der Gesellschaft und auf dieser Welt, aber mehr noch: auf unsere Umwelt.

(3) Unsere EU-Außenzölle halten nämlich ein sehr ungerechtes System aufrecht, das unsere Exporteure favorisiert, die Exporteure armer Länder jedoch diskriminiert. Wenn wir schon den "freien Markt" propagieren, dann sollten wir auch Sorge tragen, dass da gleiches Recht für alle gilt. ZZ ist das nicht der Fall, weil wir dadurch unsere einheimischen Produzenten, beispielsweise die Bauern, schützen. Die Bauern in Deutschland, bzw. der EU werden also gegenüber den Bauern in der 3.Welt bevorzugt.

Wenn Politiker vereidigt werden müssen sie einen Schwur auf das deutsche Volk leisten. Dabei verpflichten sie sich ihm zu dienen. Aber bedeutet das nicht automatisch, daß dafür andere Völker weniger im Vordergrund zu stehen haben? In erster Linie bedeutet das "Wohl des deutschen Volkes" Schaffung von Arbeitsplätzen in Deutschland. Es gilt also, wie in einem Wettbewerb, dem eigenen Volk Vorteile zu verschaffen, natürlich auf Kosten der Arbeitnehmer in anderen Ländern. Anstatt gemeinsam an den wahren Problemen zu arbeiten, bestimmt unsere Politik nur auf Deutschland beschränktes und sehr kurzfristiges Denken. Anstatt mehr Arbeit durch immer mehr Wachstum zu schaffen, müsste die vorhandene Arbeit gerecht verteilt werden. Das kann doch für eine Menschheit, die im Begriff ist den Mars zu betreten, nicht so schwierig sein. Wachstum, zumal wenn es nicht von Vernunft, sondern von Kapitalinteressen geleitet wird, ist gefährlich. Denn es ist nur dem Gewinn verpflichtet, jedoch nicht dem Menschen, und weniger noch der Natur.

(4) Als Demokraten meine ich hier die Menschen, die an den Rechtstaat glauben, und die davon ausgehen, daß ein vorhandener Mißstand in einer Demokratie von den Verantwortlichen abgeschafft wird. Wenn ich hier von Kommunisten und Demokraten spreche ist das irreführend, denn natürlich sind Kommunisten selbst Demokraten. Sie haben nur erkannt, daß die Freiheiten der Menschen nicht so weit gehen dürfen, daß sie anderen schaden. Ich gehe noch weiter: Sie darf vor allem unserer Lebensgrundlage, der Natur, nicht schaden.

(5) Es ist ein für mich sehr gutes Zeichen, wenn in Deutschland wie in anderen Ländern der Welt die Bevölkerungskurven inzwischen zurückgehen. Wenn dieser Trend sich tatsächlich fortsetzt und zunimmt, kommt es hoffendlich auch ohne "Katastrophe" (bzw. vor einer "Katastrophe") zu einer vernünftigen Bevölkerungsdichte auf der Erde. In unserem übervölkerten Stückchen Erde verschaffen sich die Menschen instinktiv Luft, und begegnen dem sozialen Stress durch eine niedrige Geburtenrate. Es ist dann allerdings an der Zeit die Zuwanderung auch zu beschränken. Sonst macht es keinen Sinn. Kurzfristig mag die Wirtschaft darunter leiden, langfristig aber wären die Effekte nur gut. Der Kapitalismus ist an Arbeitkräften interessiert, die Kommunisten am Menschen.

(6) Indem sie mit Scientology, Wiking-Jugend und Al-Quaida in einem Atemzug auf dem Bogen "Erklärung zur Verfassungstreue" aufgezählt wird , den ihr als HiWi beispielsweise unterschreiben müsst, als Lehrer, als Bus-Fahrer oder sobald ihr in Bayern sonst irgendein öffentliches Amt bekleiden wollt!

Wer "Demokratie und Freiheit" auf seine Fahnen schreibt, und zugleich die PDS verbietet, der heuchelt.


From hanssen Thu Mar 6 16:34:54 2003
Subject: Jetzt sind'se so richtig wuetend...

Wie ich schon sagte, jetzt werden die Amis richtig wuetend:

US-Kongressmitglieder erwägen Strafen für Franzosen und Deutsche Washington (dpa)

Mitglieder des US-Kongresses erwägen Strafmaßnahmen gegen Frankreich und Deutschland. Wie die "Washington Post" berichtete, ist der Zorn über den Widerstand der beiden Länder gegen den amerikanischen Irak-Kurs sehr groß. Der republikanische Mehrheitsführer im Abgeordnetenhaus, Dennis Hastert, strebe jetzt Einfuhrbeschränkungen für Wein und Mineralwasser aus Frankreich an. Was Deutschland betrifft, sei zudem im Abgeordnetenhaus die Unterstützung für eine US-Truppenreduzierung deutlich gestiegen. http://rhein-zeitung.de/tick/km/104506197295dpa.html

hier ist der ganze Artikel:
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/articles/A59326-2003Feb11.html


From hanssen Mon Feb 10 11:40:47 2003
Subject: RE: Abgeschrieben & anderes

Well, hier auf der Insel ist das schon 'big news'. Alle Zeitungen bringen es und in den Fernseh-Nachrichten war's eine der ersten Meldungen.

Nun haben wir'n Veto innerhalb der NATO! Jep, sieht wohl so aus, dass die USA die NATO nicht mehr als ihr Reserve-Batallion benutzen koennen. Wird ja auch mal Zeit, nachdem der Kalte Krieg nun schon zehn Jahre ganz kalt ist.

Ich glaube, dass Rumms-ins-Feld und W. nun immer wuetender werden, das kann richtig boese enden, wenn da nicht bald jemand mal schlichtet. Blair steht da ganz allein auf'm Ackker und ihr solltet mal hoer'n, was seine Insel-Minister hier fuer Dummheiten plappern, das geht wieder richtig gegen D'land und die EU.

Alle Macht der UNO!? Waere schoen, wenn's was bringen wuerde und die UNO nicht so sehr von den USA beherrscht wuerde. Was waere denn, wenn der Sicherheitsrat am Ende (bei Enthaltungen von Frankreich, Russland und China) einen Krieg bewilligt? Fuegt man sich dann der UN? Wieso entscheiden nur 5 alte Nuklear-Maechte ueber das Schicksal von Regionen. Ja, auch mal den Herald lesen, neben Independent & Guardian: http://www.sundayherald.com/31233


From andre.schnoor Sat Feb 8 16:57:38 2003
Subject: Abgeschrieben

Mal was ganz anderes, viel, viel Plumperes: Was haltet ihr denn davon, dass der Bericht des MI6 zum Irak überwiegend aus einer uralten Studentenarbeit abgeschrieben ist?

Ich musste zweimal hinhören und mir nochmal die Ohren waschen, um überhaupt zu kapieren, welche Dimension das hat. Wieso reagiert die Presse nicht angemessen? Warum wird das Thema so moderat behandelt? Das ist ein brutaler HAMMER. Es bedeutet nichts weniger, als dass weder USA noch UK irgendwelche relevanten Informationen besitzen. Ein Armutszeugnis für die Geheimdienste. Ich bin völlig geplättet über soviel Dummheit.

Hier ein Link dazu:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,234042,00.html

Gruss, Andre


From oliver.fahrni Sat Feb 8 12:54:36 2003
Subject: Re: AW: AW: Der Krieg im Irak und der Frieden im Nahen Osten

Lieber Oliver Peltzer, lieber Niels, liebe Freudinnen und Freunde,

ich lese beim Bayer Oskar Maria Graf selig gerade folgende hübsche Passage: Bei uns im Haus ist von jeher viel gelesen worden. Ich mag damals etwa zehn Jahre alt gewesen sein, als mir ganz plötzlich der ganze hintergründige Sinn von dem, was man gemeinhin .Geschichte' nennt, aufgegangen ist. Nämlich da- mals habe ich gerade die Geschichte der beiden Feldherren Tilly und Wallenstein gelesen. Mein Vater - ich muß sagen, er hat sein Leben lang nur immer flüchtig die Zeitung über- lesen, und von Geschichte hat er nicht das mindeste ge- wußt -, mein Vater hatte die merkwürdige Gewohnheit, daß er sich, wenn ich so ein Buch ausgelesen hatte, den In- halt von mir immer erzählen ließ. Auf das hin machte er mir stets eine Belehrung. Ich habe ihm also die gewaltigen Taten mit großer Be- geisterung erzählt, aber - sonderbar - als ich fertig ge- wesen bin, hat mein Vater leicht lächelnd den Kopf geschüt- telt und ziemlich wegwerfend gesagt: "Ah, was die nicht alles schreib'n! 's Papier ist ja geduldig!... Dös ist doch alles gar nicht wahr, Oskar! Dös ist doch ganz anders g'wesen!" Da bin ich stutzig geworden. "Der Tilly", sagt mein Vater drauf, "der hat nämlich im Böhmischen drüb'n viel Holz g'habt, und der Wallenstein noch weit mehrer bei uns im Bayrischen... Wegen dem sind sie ins Streiten kommen, die zwei... Der Krieg ist nachher gleich beinand g'wesen!"

Baff und enttäuscht habe ich ihn angeschaut, denn in mei- nem Buch war davon doch gar keine Rede gewesen. "Ja", habe ich endlich ein bißchen zaghaft und zweifelnd gefragt: "Ja, Vater, nachher glaubst du, daß die zwei bloß wegen dem Holz Krieg geführt haben?" "Bloß wegen dem Holz, verlaß dich drauf", hat mein Va- ter genickt: "So mir nichts, dir nichts führt man doch keinen Krieg!" Das hat mir gar nicht gefallen, aber schließlich - meinen Vater habe ich doch gescheiter gehalten als mich. Von da ab bin ich nachdenklich geworden, und seither, wenn ich so ein Geschichtsbuch gelesen habe, das von großartigen Staats- konflikten und Kriegen erzählte, ist mir immer der Satz ein- gefallen; "So mir nichts, dir nichts passiert doch so was nicht... Es muß doch was dahinter sein!" Ich muß zugeben, es war immer bloß ,das Holz'. Es hat nur jedesmal einen anderen Namen gehabt...

Bin neu in diesem Forum, und ich werde mich erst später in die Debatte akti v einklinken. Schreibe gerade ein Buch über die Fragen, die uns interessieren . Heute möchte ich nur mit einem kleinen Hinweis dienen: Wenn Ihr wissen wollt, was die amerikanische Regierung WIRKLICH denkt und plant, dann schau t doch mal in folgende Homepages rein:

www.newamericancetury.org. Nicht irgend ein Thinktank: Es ist die Denkschmiede der Leute, die die USA führen. Im Project for a new american century sind seit 15 Jahren all die Denker und Politiker versammelt, die dieser Tage die Politik machen: Cheney, Rumsfeld, Wolfowitz, Perle, Kagan, Kristol etc. Sie haben dort in mehreren grossen Strategiepapieren genau das festgelegt, was sie heute tun. Das erste stammt von 1992 (!), in den Papieren von 1997 und 2000 findet Ihr alles: Öl, Aufrüstung, Imperialismus, Irak etc. Ihr werdet mit Erstaunen feststellen, dass diese Marschrichtung nicht nur seit zehn Jahren vorbereitet wird, sondern auch, dass der Wortlau t der Begründungen von Bush, Rumsfeld etc. über weite Strecken identisch mit diesen Papieren ist. Der 11.9. ist nicht der Grund für die amerikanische Politik, sondern nur der ersehnte Vorwand. En passant verweise ich darauf, dass Cheney am Ende seiner ersten Rede nach der Amtseinführung am 26. Janua r 2001 (!) den Journalisten zugerufen hat: Jetzt ist der Irak dran (New York Times. 27.1.01). Ich verweise auch auf diverse Artikel von Kristol in seine m Weekly Standard. Kristol ist kein Journalist, er ist der wichtigste Guru de r Bush-Regierung Empfehle besonders zur Lektüre: =ABMultilateralism, American Style=BB, Robert Kagan, The Washington Post, 9 / 2002. =ABThe Bush Doctrine=BB, Gary Schmitt & Tom Donnelly, jauar 2002. =ABPreserving Pax Americana=BB, Thomas Donnelly, Outlook, januar 2001 (!). =ABRebuilding America's Defenses: Strategy, Forces and Resources For a New Century=BB, Thomas Donnelly, Donald Kagan & Gary Schmitt,September 2000. (schaut mal im Personen-Anhang, wer zu diesem Bericht beigetragen hat) =ABThe Present Danger=BB, Robert Kagan & William Kristol, The National Interest, Frühling 2000. =ABThe Biggest Issue of All=BB, Robert Kagan, The Washington Post, 15 Februa r 2000. =ABA Distinctly American Internationalism=BB, William Kristol & Robert Kagan , The Weekly Standard, 29 November 1999. =ABForeign Policy and the Republican Future=BB,Weekly Standard, 7 September 1998. =ABNow May We Please Defend Ourselves?=BB, Robert Kagan & Gary Schmitt, Jul i 1998.

www.centerforsecuritypolicy.org. Thinktank, der den selben Figuren als Plattform dient. Rechtsextrem, aber sie regieren. Das CSP die gegenwärtige Politik vorgekaut. Konkret: Das CSP unter Frank Gaffney arbeitet seit Jahre n gegen Int. Gerichtshof, Kyoto, Testban-Vertrag, ABM-Vertrag, alle Form von Abrüstung, gegen UN und internationales Recht. Hauptthese: Amerika spricht allein sein eigenes Recht, die anderen sind Vasallen und haben die Schnauze zu halten. Ihm angegliedert ist das Institute for Advanced Strategic an Political Studies (ASPS), das schon 1996 (!) unter der Federführung von Richard Perl e und Douglas Feith (zwei der wichtigsten Bush-Strategen, heute im Amt, Feith als Adlat von Wolfowitz, Perle als Chef des mächtigen Policy Board), schon 1996 die neue Politik vor-formuliert. Das Papier unter dem Titel: A Clean Break: A New Strategy for Securing the Realm ist über Strecken wortidentisc h mit der jetzt verabschiedeten Nationalen Sicherheitsstrategie, die Ihr auch auf dem Netz findet (gov).

In Sachen Israel empfahlen sie 1996 die ethnische Säuberung und das Ende de s Oslo-Prozesses. Sie gelten als die wichtigsten ausländischen Ideengeber von Sharon.

www.heritage.org (ein wichtiger Thinktank, arbeitet fast ausschliesslich fürs Pentagon und das State Department. Da könnt Ihr zum Beispiel mal das Doku www.heritage.org/Research/MiddleEast/bg1589.cfm anschauen: Amerikanische Interessen sichern. Ölquellen sichern und nicht Nationbuildin g betreiben!)

Oliver möchte ich besonders empfehlen, mal auf die Homepage des JINSA zu gehen (www.jinsa.org), des Jewish Institute for Security Affairs, dem einflussreichsten amerikanischen Thinktank in Sachen Nahost. In Washington ist es ein offenes Geheimnis, dass diese Leute die Nahost-Politik Bushs formulieren. Sie stehen Wolfowitz nahe.

Du hast recht, Oliver, wenn Du denkst, die Amerikaner wollten den ganzen Nahen Osten neu organisieren. Die Frage ist nur wie. Und da findest Du auf diesen diversen Adressen ausreichend Auskunft: Protektorate. Ministaat für die Palästinenser unter israelischer Oberaufsicht (auf nur 40 Prozent der Westbank und Gazas), Grossisrael, ethnische Säuberung Israels, Unterwerfung Iraks, Irans und Syriens, CIA-Putsch in Saudi-Arabien, Türkei als Unterimperialist in Zentralasien etc. Das Ganze dreht sich ums Öl (Cheney-Bericht von 2001: 60 Prozent mehr Ölimporte, durch militärische Operationen sicherstellen), aber nicht allein ums Öl, sondern auch um Einfluss und Geopolitik. Die ganze Region bis an die Westgrenze Chinas soll gesichert werden. China ist das zentrale Problem der langfristigen US-Strategie. Die gleichen, die jetzt gegen denn Irak zu Felde ziehen, ware n die treibenden Publizisten der China-Bashing-Debatte (1996-98, z.B. Kristol , Bushs Guru). Die Strategie die Kristol will: Ethnische Konflikte in China anheizen, um China zu splitten. Deshalb unterstützen die Amerikaner auch heute die Islamisten (!) von der uigurischen Befreiungsfront im Westen Chinas, und da kämpfen z.T. die gleichen Leute, die schon für die Taliban gekämpft haben. Ist Euch übrigens aufgefallen, dass kein Amerikaner mehr vo n Mullah Omar spricht, dem Chef der Taliban, der in Pakistan schon wieder ein e halboffizielle Existenz hat, seine Leute um sich versammelt, empfangen wird etc.? Ich dachte, der werde von der CIA gejagt?

Demokratie in Nahost war etwa der sechste oder siebte Grund, der genannt wurde, nachgeschoben, Monate nach dem Beschluss, Irak anzugreifen. Demokratieexport ist seit Präsident Wilson, genauer:seit 1914 das zentrale Topos der US-Politik. In Wahrheit wurden immer Diktatoren eingesetzt, demokratische gewählte Staatschefs abgesetzt, weggeputscht, liquidiert (denke nicht nur an Allende, oder Sukarno oder Cabral oder.... sondern z.B. an den iranischen Demokraten und Premier Mosadegh, der von der CIA für den Shah-in-Shah Pahlewi weggeputscht wurde, über 200 US-Interventionen im Nahe n Osten seit 1945). Dass seit dem 11.9. alles anders sei, ist, pardon, Bullshit, siehe oben: Alles, was Bushs Männer tun, ist seit spätestens Mitt e der 90er Jahre geplant, vorbereitet, beschrieben. Jetzt bitte nicht Verschwörungstheorie rufen! Lesen!

Ein weiterer zentraler Thinktank der gegenwärtigen Regierung ist das Hudson Institute (www.hudson.org)

Was sich auch lohnt, ist mal die Verbindungen zwischen den rechtsradikalen Christian Coalition, der unter anderem der jetzige Justizminister Ashcroft angehört und der Regierung. Zum Beispiel über www.zmag.org oder www.counterpunch.org oder auch einfach über Google mit Ashcroft und theocracy. Auf CNN findet ihr ein kleines Video von Ashcroft, der seinen eigenen Song Let's the eagles soar zum Besten gibt. Das war sein Dankeschön an die Eagle-Gesellschaft, der faschistisch-fundamentalistische Arm der Christian Coalition, der ihn ins Amt getragen hat. Ashcroft hat die Statue der Justizia im Eingang des Minisiteriums verhängen lassen, weil Justizia bekanntlich barbusig die Weltendinge wägt. Ashcroft spielt auch den Kronzeugen in einem Film der Eagle-Leute von 1999, in dem die UN als Hort der Verschwörung von Schwulen, Feministinnen, Umweltschützern und Kommunisten gegen die USA dargestellt werden. Ashcroft hält jeden Morgen im Ministerium eine obligatorische Bibelstunde ab, in der er patriotische Rede n schwingt und das Lob der Herrschaft der Weissen Rasse feiert. Er zwingt seine Beamten, die von ihm komponierten christlich-fundamentalischen Lieder zu singen (sein let's the eagles soar hat er sogar auf spanisch übersetzen lassen, für die Hispanics im Justizministerium). Ashcroft, Cheney aber auch Bush sind davon überzeugt, dass die Vorsehung sie dazu auserkoren hat, die Welt neu zu ordnen. Sie sagen es auch. Lest mal die Schlusspassage der Stat e of the Nation-Rede von Bush vorletzte Woche...

Beste Grüsse Oliver Fahrni (um mich von Peltzer zu unterscheiden, mein Nickname der italienischen Freunde: Don Oliviero)


From fcbui Fri Feb 7 12:46:53 2003
Subject: Re: AW: AW: Der Krieg im Irak und der Frieden im Nahen Osten

Hallo Oliver,

zunächst zu dem einen Zitat: Ich finde es wirklich entlarvend, daß Powell zuerst "enhance U.S. interests" in Spiel bringt und dann sagt (ich übersetze mal so, wie ich das verstehe): "... insbesondere dann, wenn wir in den Nachwehen des Konflikts es auch noch schaffen einen Fortschritt beim Nahostfrieden selbst zu erreichen". Für mich ist da semantisch klar, es geht vornehmlich um US-Interessen, Fortschritte beim Nahostfrieden sind lediglich ein Bonus (vgl. zu Lincoln und die Sklavenfrage im Bürgerkrieg).

Letztlich ist das aber auch nicht mehr so erheblich. Die interessantere Frage für mich ist, wieso Du eigentlich glaubst, daß die USA den "Israel-Palästinenser Konflikt abschließend" lösen könnten, selbst wenn sie wirklich daran interessiert wären. Die USA hat im letzten Jahrhundert nicht viel richtig hingekriegt, außer dem Beispiel Deutschland fällt mir adhoc nichts ein, und ich gebe gerne zu, daß meine vietnamesische Herkunft da meine Sicht trüben mag. Ebenfalls fragwürdig finde ich, mit welchem Recht, eine "Besetzung des Iraks und darauffolgenden militärischen Verwaltung" durch Amerikaner erfolgen sollte. Ich denke zwar auch, daß die Amerikaner das Problem "Saddam" lösen müssen, denn schließlich sind sie vornehmlich mitverantwortlich dafür. Warum sie dann aber unbedingt nach Verbündeten suchen und schreien, möchte ich gerne wissen. Wenn sie das Problem lediglich durch Völkerrechtsverletzung lösen können, dann müssen sie in den sauren Apfel beißen und die Arschlochkarte in die Hand nehmen. Aber die Art und Weise, wie sie wieder schachern und unter Druck setzen, in innereuropäische wie innerarabische Angelegenheiten Direktiven streuen, zeugt von einer unglaublichen Arroganz, die mit nichts zu rechtfertigen ist. Und warum dieses Drohpotential auf einmal ausreichen sollte, die Parteien an den Verhandlungstisch zu kriegen, erschließt sich mir auch nicht. Sollen die Amerikaner, wenn es hart auf hart kommt, Hiroshima und Nagasaki als last resort ins Spiel bringen? Wo hört das (D)Rohpotential auf? Ich habe große Zweifel, daß auf diese Art und Weise ein dauerhafter Frieden geschaffen werden kann. Nur weil es (noch) keinen richtigen Atomkrieg gab, bedeutet das nicht, daß die 80er Jahre-Bedrohungsdoktrin richtig war, Und selbst angenommen, daß der Frieden im Nahen Osten der vornehmliche Grund für US-Interventionen wäre, halte ich es moralisch für zweifelhaft, daß ein dauerhafter Frieden im Nahen Osten eine Invasion im Irak nachträglich legitimieren könnte. Es ist nicht 1942 und das läßt sich auch so nicht mehr wiederholen, selbst wenn es wünschenswert wäre. Letztlich hänge ich aber an der Frage, was den Amerikanern das Recht gibt, sich aufzuschwingen mit "Wir wissen, was gut für die Region und eigentlich die ganze Welt ist und wir werden es jetzt richten". Eine solche Einstellung spricht nicht dafür, daß die USA ihre Handlungsweisen und damit verbundenen, zahlreichen Fehler der Vergangenheit auch im Rückblick hinterfragt und prüft, sondern sich lediglich darauf versteift, Recht zu haben. Und damit sinkt bereits meine Hoffnung, daß ein solches Vorgehen Erfolg haben wird.

Grüße

Franz


From nboeing Fri Feb 7 12:31:53 2003
Subject: Re: AW: AW: Der Krieg im Irak und der Frieden im Nahen Osten

gut, dann ist die quelle schon mal geklärt. nun zu powells aussagen:

> "The secretary of state further called on the Senators to consider the benefits of ridding the Middle East of Saddam. "There is also the possibility that success could fundamentally reshape that region in a positive way that will enhance U.S. interests, especially if in the aftermath of that conflict we are also able to achieve progress on the Middle East peace itself," he said."

ich finde diese formulierungen sehr schwach, viel zu schwach, um daraus

die lösung des palästina-problems als fokus der irak-politik abzuleiten. "benefits", "possibility", "could... reshape", "achieve progress", das deutet auf willkommene nebeneffekte hin, mehr nicht.

ich bleibe dabei: im kern geht es bei der gegenwärtigen irak-politik

der USA um eine geostrategische neuordnung des gesamten Middle East (der ja die deutschen begriffe naher osten und mittlerer osten einschließt), um a) den ölnachschub für die kommenden jahrzehnte zu sichern, b) die konkurrenten russland und frankreich aus der region zu drängen, c) china, das immerhin an den östlichen rand der region, nämlich pakistan, angrenzt, aus der region draußen zu halten, also d) die gesamte region in ein informelles US-protektorat für die erste

hälfte des 21. jh. zu verwandeln.

israel und palästina sind insgesamt recht unerheblich in dieser strategie.

nbo


From peltzer Fri Feb 7 12:07:00 2003
Subject: AW: AW: Der Krieg im Irak und der Frieden im Nahen Osten

Niels, der Verweis von Dir führt auf die Rede von Powell am 5.2.03 vor dem UN Security Council. Ich spreche von seiner Rede vor dem Senate Foreign Relations Committee vom 6. Februar 2003, in der er u.a. folgendes sagt: "The secretary of state further called on the Senators to consider the benefits of ridding the Middle East of Saddam.

"There is also the possibility that success could fundamentally reshape that region in a positive way that will enhance U.S. interests, especially if in the aftermath of that conflict we are also able to achieve progress on the Middle East peace itself," he said.

http://www.islam-online.net/english/news/2003-02/06/article14.shtml

Grüße Oliver


From niels.boeing Fri Feb 7 11:22:16 2003
Subject: Re: AW: Der Krieg im Irak und der Frieden im Nahen Osten

Am Donnerstag, 06.02.03 um 20:19 Uhr schrieb Dr. Oliver Peltzer:

> Nach derRede von Powellvor dem Kongressheute ist es jetzt offizielle Politik der Amerikaner: Die Neuordnung des Nahem Osten mit als ultimativem Ziel die Lösung des Israel PalästinenserKonfliktes!

davon kann ich in der rede von powell nichts finden (ihr wortlaut unter: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2003/02/print/20030205-1.html).

auf welche aussage stützt du diese these?

nbo


From peltzer Thu Feb 6 23:11:42 2003
Subject: AW: Der Krieg im Irak und der Frieden im Nahen Osten

Nach der Rede von Powell vor dem Kongress heute ist es jetzt offizielle Politik der Amerikaner:

Die Neuordnung des Nahem Osten mit als ultimativem Ziel die Lösung des Israel Palästinenser-Konfliktes!

Grüße Oliver


From niels.boeing Wed Feb 5 09:22:40 2003
Subject: Amerika-Skepsis ist noch keine Vision

damit wir alle seiten beleuchten, hier die - meines erachtens - dünne kritik des bayreuther soziologen michael zöller an der deutschen amerika-kritik, heute in der welt, nbo:

Amerika-Skepsis ist noch keine Vision

Die konservative Abwendung vom atlantischen Bündnis wirkt kraftlos und zynisch - Debatte

von Michael Zöller

Das hat uns noch gefehlt, dass Alexander Gauland die Unionsparteien in dieser Zeitung auffordert, sich auf die "konservative Skepsis gegen Amerika" zu besinnen, da eine "Mehrheit der Bevölkerung", besonders ein "großer Teil der Ostdeutschen", "eher ängstlich auf eine Weltmacht" blicke, "die weniger Schutz- als Vormacht" sei.

An der Weisheit des jeweiligen Präsidenten zu zweifeln ist noch nicht antiamerikanisch, und wo sonst, wenn nicht in Amerika, gilt Misstrauengegen die Machthaber als Recht und als Tugend. Wenn aber Amerika zu dem eigentlichen Terroristen erklärt wird, der für alle Gewalt der Welt verantwortlich sei, so hat das mit der amerikanischen Politik wenig und mit verzerrten Weltbildern sehr viel zu tun.

In einem bis zum letzten Grad der Verdünnung ausgewalzten Restmarxismus erscheinen die USA als der globale Ausbeuter und die Dritte Welt als der globale Proletarier, weil das Elend nicht den eigenen korrupten Eliten, dem obsoleten Staatssozialismus und der kulturellen Erstarrung angelastet werden soll.

Allerdings nutzten die Europäer Amerika schon lange als Sündenbock.

Historiker wie Antonello Gerbi und Philippe Roger haben ausführlich dokumentiert, welche Mengen blühenden Unsinns europäische Geistesgrößen seit Jahrhunderten über Amerika zu Papier brachten. Dabei machen die Franzosen Amerika für den Verlust der eigenen Weltrolle verantwortlich. Deutschland dagegen wollte bislang nur den Sozialstaat vor "amerikanischen Verhältnissen" schützen, was vor allem diejenigen Kollegen des Dr. Eisenbart betonten, die stets versprechen, die Krankheit zu heilen, ohne dem Patienten wehzutun. Inzwischen wandeln wir aber auch außenpolitisch wieder auf einem Sonderweg.

Einig sind Frankreich und Deutschland sich freilich darin, die Amerikaner vor Alleingängen zu warnen. Der Verdacht liegt nahe, dieser Multilateralismus sei der Unilateralismus der kleinen Leute, hier bezeichne also der Fuchs die Trauben als zu sauer. Dabei stellen die Franzosen sich geschickter an als die Deutschen, sie verhalten sich so realpolitisch, wie Gauland es den Europäern empfiehlt. Solange wir nicht selbst in der Lage seien, unsere Existenz selbst zu sichern, seien gute Beziehungen zu den USA ratsam. Wie alle, die sich als illusionslose Realisten darstellen, betont Gauland, es gehe nicht um "Freundschaft", sondern um "Interessen", nicht um "Sentimentalität", sondern um "Politik", denn mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sei die "westliche Interessenidentität zerbrochen". Doch einerseits will Gauland "die eigene Identität bewusst gegen die amerikanische" stellen, andererseits vermisst er die Bereitschaft, "mit politischen und militärischen Anstrengungen" dafür einzustehen. Es fehlt also nicht nur an Machtwillen und Machtmitteln: Gauland mokiert sich über eine "müde deutsche Spaßgesellschaft", der er nichts entgegenzusetzen hat. Diese Spielart des europäischen Konservatismus hat nichts anderes anzubieten als die Verteidigung des Status quo. Sie ist unkritisch, weil sie keine

Kriterien besitzt. So beschreibt Gauland die europäische Identität als "etwas weniger Freiheit, etwas mehr Staat, weniger individueller Reichtum und mehr soziale Gerechtigkeit" - und das soll den Unionsparteien helfen, die ohnehin in Gefahr stehen, zu einer milden Form von Sozialdemokratie zu mutieren. Muss man sich da wundern, wenn manche Amerikaner glauben, alles, was man von Frankreich und Deutschland noch erwarten könne, nämlich besserer Rotwein und bessere Autos, könne man aus dem Katalog bestellen?

Gauland will den Tiger des Realismus reiten, aber er wiederholt nur die im Bildungsbürgertum verbreiteten Vorurteile über das ungebildete Amerika (die "junge Nation" mit ihrer "traditionslosen Politik"). Doch wer muss eigentlich seine Kaiserreiche und Republiken durchnummerieren - von der deutschen Tradition der Traditionslosigkeit ganz zu schweigen -, und wer kann auf eine mehr als zweihundertjährige Tradition seiner politischen Institutionen und seines politischen Denkens verweisen?

Anders als die antiamerikanische Linke erkennen die selbst ernannten Realisten durchaus, dass Europa von Hitler bis Milosevic und von Wiederaufbau bis Wiedervereinigung keines seiner Probleme aus eigener Kraft gelöst hat, während Amerika sich auch in einer Welt behaupten könnte, wie die Realisten sie beschreiben, in der also nur Macht und Interessen zählen. Sie sehen aber nicht die andere Seite dieses Missverhältnisses. Das mächtige Amerika, das so gerne als naiv dargestellt wird, weiß noch, wofür es stehen will, man kann dieses auf Worte gegründete Land immer wieder bei seinem Wort nehmen, und deshalb hat der Aufstieg Amerikas die Welt zum Besseren verwandelt. Alten europäischen Werten, wie der Freiheit und der Selbstverantwortung, erging es dagegen wie den Bordeaux-Trauben: Nachdem sie an europäischen Krankheiten zu Grunde gegangen waren, mussten sie aus der Neuen Welt reimportiert werden.

Die Unionsparteien, aber auch wir alle sollten uns daher den Ratschlägen derer verweigern, die zwar eine "von Amerika abweichende Lebensform" beschwören, aber außer Stande sind, sie zu beschreiben, geschweige denn zu bewahren, weil sie zwar kultiviert, aber zynisch und im strikten Sinne prinzipienlos sind.

Michael Zöller lehrt Soziologie an der Universität Bayreuth und ist Vorsitzender des deutsch-amerikanischen Council on Public Policy.

Alexander Gaulands Debattenbeitrag, "Konservative Skepsis gegen Amerika", erschien an dieser Stelle am 20. Januar.

Artikel erschienen am 5. Feb 2003


From niels.boeing Wed Feb 5 08:54:44 2003
Subject: die_fehlenden_waffen_des_irak/RE: 1€-abstimmung

die 1€-abstimmung ist eine klasse idee. werde es nachher überweisen und weitermailen, nbo

und zur abwechslung noch ein etwas detaillierterer und interessanterer artikel zur frage, ob der irak noch massenvernichtungswaffen hat, in der FTD von heute:

... Lange Liste verschwundener Waffen Irak behauptet in der Regel entweder, es habe die Waffen selbst abgerüstet - was einen schwerer Verstoß gegen die Resolutionen darstellt -, oder sie seien im Krieg verloren gegangen. Manchmal heißt es lapidar, man habe schlicht vergessen, wo Bomben und Raketen abgeblieben sind. Im besten Fall stoßen Chefinspektor Hans Blix und seine Mitarbeiter auf Widersprüche zu den irakischen Angaben; wo die Waffen gelagert sind, wissen sie nicht. Die Liste "Was fehlt" ist lang. Die Uno-Abrüstungskonferenz kommt 1999 zu dem Schluss: Allein bei den Chemiewaffen sind 500 R-400-Bomben und 550 Stück Artillerie-Munition verschwunden. Bei 8500 Litern Milzbranderreger ist nicht klar, wo sie geblieben sind. Das Fachmagazin "Janes International Defense Review" schreibt, es gebe für den Verbleib von "460 Kilo Hefeextrakt, genug um 26.000 Liter Milzbranderreger herzustellen, keinen Nachweis". Tim Trevan, langjähriger Mitarbeiter der United Nations Special Commission (Unscom), geht davon aus, dass Irak noch "200 Tonnen Ausgangsstoffe für die VX-Produktion" besitzt. VX ist eines der giftigsten Nervengase überhaupt. Irak hat zugegeben, vier Tonnen des Kampfstoffs produziert zu haben, bestreitet aber, Waffen damit befüllt zu haben. 1998 ließen die Inspektoren jedoch Sprengköpfe von Scud-Raketen untersuchen. Drei unabhängige Labors in den USA, in Frankreich und in der Schweiz kamen zu dem Schluss, dass sie mit VX gefüllt waren. Die Erkenntnis war wertvoll. Die entscheidende Frage blieb jedoch unbeantwortet: Wo sind die übrigen Sprengköpfe? ...

http://www.ftd.de/cgi-bin/gx.cgi/ AppLogic+FTContentServer?pagename=3DPrintArticlePage&artid=3D1044028923426


From ulrike.heike.mueller Tue Feb 4 23:40:35 2003
Subject: Re: Aktion NEIN gegen den Krieg

eine super aktion. bin gespannt, wie viele stimmen zusammen kommen. wird hier der prototyp der virtuellen volksabstimmung geboren? das ganze müßte noch ohne geld funktionieren....

ulrike


From joachim.langer Tue Feb 4 20:40:45 2003
Subject: Re: Aktion NEIN gegen den Krieg

...gesangsbeilage zum 15/2, aus u.s.a.

grüsse aus rostock, jochen

IF YOU'RE HAPPY AND U NO IT

=============================

If you cannot find Osama, bomb Iraq. If the markets are a drama, bomb Iraq. If the terrorists are frisky, Pakistan is looking shifty, North Korea is too risky, Bomb Iraq. If we have no allies with us, bomb Iraq. If we think someone has dissed us, bomb Iraq. So to hell with the inspections, Let's look tough for the elections, Close your mind and take directions, Bomb Iraq. It's "pre-emptive non-aggression", bomb Iraq. Let's prevent this mass destruction, bomb Iraq. They've got weapons we can't see, And that's good enough for me 'Cos it's all the proof I need Bomb Iraq. If you never were elected, bomb Iraq. If your mood is quite dejected, bomb Iraq. If you think Saddam's gone mad, With the weapons that he had, (And he tried to kill your dad), Bomb Iraq. If your corporate fraud is growin', bomb Iraq. If your ties to it are showin', bomb Iraq. If your politics are sleazy, And hiding that ain't easy, And your manhood's getting queasy, Bomb Iraq. Fall in line and follow orders, bomb Iraq. For our might knows not our borders, bomb Iraq. Disagree? We'll call it treason, Let's make war not love this season, Even if we have no reason, Bomb Iraq.


From niels.boeing Mon Feb 3 12:36:59 2003
Subject: EU vs US: a clash of cultures?

noch eine interessante fundsache im guardian über einen "anti-europäismus" der amerikaner. das ist ganz lustig, denn gemessen an der aufzählung kann ich mich gerne als überzeugten anti-europäer outen:

"... The cultural side of anti-Europeanism has a long, thick history. Throughout the 20th century, American culture defined itself as the fundamental against the complex, the bold against the hesitant, the redskin against the paleface. Against the opera, there was Buffalo Bill's Wild West show. Against symphonies, there was jazz. Against Proust, Joyce, and American wannabes like Henry James, there was Hemingway, with his Old Testament cadences. (Never mind that he was an expat too.) The European movie talked, the American movie moved. Arnold Schwarzenegger could become an American icon, not despite his limited facility with the American language, but because of it. "I saw a Rohmer movie once," says a character in Arthur Penn's Night Moves (1975). "It was like watching paint dry." And this from one of Hollywood's most sophisticated directors. ..."

das rückt den schwachsinnigen vorwurf des antiamerikanismus (derzeit vorzugsweise von rechts erhoben) in das nötige falsche licht. tatsächlich gibt es doch mindestens je zwei amerikanische und europäische kulturen. und ich möchte mal behaupten, dass sich die so genannte non-WASP/counterculture der USA und teile der europäischen linken näher sind als ihren jeweiligen gegenstücke. seit wann steht bushs amerika für jazz? für dylan? für hiphop?

hier empfehle ich übrigens, einmal michael moores "bowling for columbine" anzusehen und dabei besonders auf den 5minütigen cartoon über die geschichte der USA zu achten (in der mitte des films). treffender geht's kaum. konsequenz: rumsfeld ist das alte amerika, moore das neue.

ciao, nbo


From niels.boeing Mon Feb 3 12:13:28 2003
Subject: wie_die_EU_gegenüber_den_USA_punkten_sollte?

ein interessantes argument für eine selbstbewusstere EU-außenpolitik gegenüber den USA zitiert heute andrea böhm in der taz:

"... Wie tritt man also einer Supermacht gegenüber, die vor militärischer

Kraft kaum laufen kann und sich und die Welt seit dem 11. September 2001 in permanentem Ausnahmezustand sieht? Nun, möglichst selbstbewusst. Bloß müsste man dazu erst einmal die eigenen Stärken verinnerlichen, die vor kurzem der britische Autor Tony Judt aufgezählt hat: "Die Europäische Union stellt derzeit zehnmal mehr Soldaten als die USA für Peacekeeping-Einsätze. Im Kosovo, in Bosnien-Herzegowina, Albanien, Sierra Leone und anderen Ländern haben die Europäer mehr Soldaten verloren als die Amerikaner. 55 Prozent der Weltentwicklungshilfe kommen aus der EU. Europäische Ausgaben für Verteidigung, Auslandshilfe, Nachrichtendienste und Polizei - allesamt essenzielle Bestandteile zur Bekämpfung des Terrorismus - sind mindestens so hoch wie der amerikanische Militärhaushalt. Trotz allem Machogehabe, das man in Washington öfter mit außenpolitischer Analyse verwechselt: Die Vereingten Staaten sind bei der Durchsetzung ihrer Ziele zutiefst abhängig von ihren Freunden und Verbündeten." ..."

der ganze kommentar steht unter: http://www.taz.de/pt/2003/02/03/a0197.nf/text

ciao, nbo


From niels.boeing Mon Jan 27 14:22:16 2003
Subject: Nato_auflösen? (war:_RE:_die_alte_und_die_neue_weltordnung)

> Niels Boeing wrote:> die nato ist überflüssig. die zukunft gehört der UNO.

Gregor schrieb: "We have a saying: If you are sitting in a hole - stop digging!"

aha, was sagt mir das? ich sitze im loch? ist das loch das alte europa?

gregors rumsfeld-zitat soll wohl implizieren, dass ich nicht mehr alle tassen im schrank habe. franz fragt, ob die nato-auflösung eigentlich wünschenswert wäre.

dann erklärt mal dem begriffsstutzigen nbo, welche VORTEILE die nato noch hat. ernsthaft. ich bitte darum. wie kommt es, dass hier keiner die nato grundsätzlich in frage stellt?

ciao, nbo


From sedlag Mon Jan 27 14:15:03 2003
Subject: Re: die alte und die neue welt(-ordnung)

Hi,

Niels Boeing wrote:die nato ist überflüssig. die zukunft gehört der UNO.

"We have a saying: If you are sitting in a hole - stop digging!"

Beste Grüße

Gregor


Eintrag aus Datenschutzgründen gelöscht.


From hanssen Mon Jan 27 11:21:21 2003
Subject: RE: Der Krieg im Irak und der Frieden im Nahen Osten

Hi Oliver,

deine These finde ich wenig einleuchtend. Ersteinmal haben sich die Palaestinenser noch nie etwas von den USA oder deren Handlanger Israel sagen lassen. Auch von den Nachbar-Staaten lassen sie sich wenig 'reinreden. Zweitens, ok, wenn es zum Krieg kommt, werden die USA den Irak besetzen. Dies wird jedoch nicht die anti-amerikanischen oder anti-westlichen Gruppierungen und Staaten am Zuegel halten und beschwichtigen, sondern gerade das Gegenteil hervorufen. Dann werden sich weniger Nah-Ost Gruppierungen gegenseitig bekaempfen, sondern sich verbuenden. Dann haben sie sogar einen stichhaltigen Grund, sich gegen die Agressoren Israel, USA und UK zu wenden. Dies bedeutet, dass sie mehr Freiwillige ueberzeugen koennen, gegen diese Staaten vorzugehen. Nicht nur im Nahen Osten sondern auch in deren Staaten.

Abgesehen davon wird es die restliche Welt spalten und das Klima zwischen den Grossen im Sicherheitsrat sicherlich auf ein neues Tief seit dem Kalten Krieg druecken.

Ich glaube, das hier Bush und Konsorten nochmal schnell aufraeumen wollen. Nicht nur im Irak, sondern auch in Nord Korea, Iran, Saudi Arabien... usw. Und das nachdem nun Russland ziemlich platt ist und China noch nicht mit Flugzeugtraegern vor Californien patroliert. Solange sich die US-Falken vor niemandem fuerchten muessen, werden sie, auch nach dem Irak, versuchen so viele Staaten wie moeglich auf US-Kurs zu bringen. Entweder wirtschaftlich oder militaerisch werden die naechsten 10-20 Jahre, solange wir noch Oel brauchen, die Amis ihre Weltkarte weiter blau ausmalen.

Der einzige der diesen Bush-Imperialismus stoppen kann, ist der US-Waehler. Solange der weiss, wo er sein Kreuz machen muss...


From niels.boeing Mon Jan 27 10:54:21 2003
Subject: Re: Der Krieg im Irak und der Frieden im Nahen Osten

> Unterstellt, dass diese Strategie in der Tat von den USA verfolgt wi (und einige Anzeichen sprechen dafür), dann stellt sich die Frage, ob ein dauerhafter Frieden im Nahen Osten eine Invasion im Irak nachträglich legitimieren könnte. Was denkt Ihr?

zur strategie: ich glaube nicht, dass die befriedung ein wesentlicher aspekt der US-politik dort ist. mit militärpräsenz lässt sich im israel-palästina-konflikt nichts erreichen, wie man an den permanenten wirkungslosen israelischen einsätzen sieht. die intifada bringen auch keine 500.000 soldaten zum stoppen. abgesehen davon können die amerikaner sich solch eine streitmacht dort nicht leisten, weil sie - bei aller vorsicht - in nordkorea in der lage sein müssen, zu reagieren.

zur legitimation: einen souveränen staat wie den irak, der diesmal keinen anderen souveränen staat überfallen hat, als bauern in einem regionalpolitischen schachzug zu opfern, mag bei clausewitz durchgehen.

im jahre 2003 ist es eine völkerrechtsverletzung. was denn sonst? seit wann kann ein dauerhafter frieden auf einer massiven, WILLENTLICHEN völkerrechtsverletzung gegründet sein? das ist ja abenteuerlich.

das ist genauso ein quatsch wie dieses agent-provocateur-unwesen von geheimdiensten und verfassungsschützern, die mit straftaten den rechtsstaat stärken wollen.

was sagt denn die rechtsgeschichte dazu, oliver?

nbo


From peltzer Mon Jan 27 10:30:04 2003
Subject: Der Krieg im Irak und der Frieden im Nahen Osten

Nachdem wir nunmehr die Verschwörungstheorien (hoffentlich) hinter uns haben, eine Hypothese, warum der Irak Krieg stattfinden wird:

Die USA werden Irak besetzen, um den Israel-Palästinenser Konflikt abschließend zu lösen. Mit der Besetzung des Iraks und darauffolgenden militärischen Verwaltung durch einen amerikanischen General werden ca. 500.000 amerikanische und englische Truppen an den Grenzen Syriens, Irans und Saudi Arabiens und einen kleinen Ausflug entfernt von Damaskus, Teheran und Riad stehen. Dieses Drohpotential in Verbindung mit dem Willen der arabischen Welt, Fremde so schnell wie möglich aus der Region heraus zu bekommen, wird die arabische Welt (ohne die ein Frieden in Israel nicht möglich sein wird) an den Verhandlungstisch zwingen und zu einer internationalen Konferenz führen, in der das Prinzip "Land für Frieden" umgesetzt wird. Irak wird als Faustpfand verwendet mit der Zielrichtung, dass die Amerikaner den Irak verlassen, sobald die Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden geschaffen sind.

Offensichtlich gibt es auch andere Gründe (Terrorismusbekämpfung, l, Waffenlieferungen, etc.) für einen Krieg im Irak, aber der Frieden im Nahen Osten ist der Grund, warum die USA Amerikaner in den Krieg schicken werden.

Unterstellt, dass diese Strategie in der Tat von den USA verfolgt wird (und einige Anzeichen sprechen dafür), dann stellt sich die Frage, ob ein dauerhafter Frieden im Nahen Osten eine Invasion im Irak nachträglich legitimieren könnte.

Was denkt Ihr?

Grüße Oliver


From niels.boeing Fri Jan 24 19:52:25 2003
Subject: der irak ist schon k.o.

ein lesenswertes interview mit cdu-mann todenhöfer. nbo

SPIEGEL ONLINE - 24.1.03
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,232128,00.html

Interview mit Jürgen Todenhöfer
"30 Tage Bomben provozieren 30 Jahre Terrorismus"

SPIEGEL ONLINE: Sind Sie ein alter Europäer?

Todenhöfer: Im besten Sinne des Wortes. Ich bin mit einer Französin verheiratet, eine Tochter lebt in London. Im Französischen gibt es einen Begriff für die Ehe, der so viel bedeutet wie "zärtlicher Krieg". Damit kennen sich Deutsche und Franzosen aus.

SPIEGEL ONLINE: Die USA tauschen mit Frankreich und Deutschland aber keine Zärtlichkeiten mehr aus.

Todenhöfer: Das müssen sie auch nicht. Zuhören würde ja schon reichen. Ich bin ein großer Freund der USA. Aber wie verhalte ich mich, wenn mein bester Freund ein wehrloses Nachbardorf überfallen will und ich das für falsch halte? Bin ich dann ein Freund, wenn ich mitmache, oder bin ich ein Freund, wenn ich ihm sage: Stop! So nicht!

SPIEGEL ONLINE: Ihr Freund hält den Irak keineswegs für wehrlos, sondern für eine große Bedrohung.

Todenhöfer: Ich war gerade zweimal im Irak. Dieses Land kann man nicht

K.O. schlagen. Es ist bereits K.O.

SPIEGEL ONLINE: Aber fit genug für ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Waffeninspektoren?

Todenhöfer: Der Irak gehört abgerüstet. Aber nicht durch einen Krieg. Die Waffeninspektoren haben in den 90er Jahren zehn Mal mehr Waffen gefunden und vernichtet als Bush senior in seinem Golfkrieg. Das Land war noch nie so geschwächt wie jetzt, die Situation noch nie so günstig, um alle Bedingungen durchzusetzen, um die vermeintliche Bedrohung durch den Irak einzudämmen.

SPIEGEL ONLINE: Wären die Inspektoren denn überhaupt im Land, wenn die USA nicht diese Drohkulisse aufgebaut hätten?

Todenhöfer: Ich bin durchaus für Härte. Aber den USA geht es nicht um die Inspektoren. George Bush will diesen Krieg. Einen Krieg, der völkerrechtswidrig, kontraproduktiv, unmoralisch und unnötig ist.

SPIEGEL ONLINE: Was sind denn Bushs Motive für diesen Krieg?

Todenhöfer: Er braucht dringend einen vorzeigbaren Erfolg. Das erklärte Ziel seiner Terrorbekämpfung in Afghanistan hat er verfehlt. Dort sind über 6000 Zivilisten durch amerikanische Bomben getötet worden. Aber Osama Bin Laden ist der größten Armee der Welt auf dem Rücken eines Esels entkommen. Dazu kommen geopolitische und wirtschaftliche Interessen. Außerdem ist der Irak ein leichtes Ziel. Mit Nordkorea wird verhandelt, obwohl wir dort bereits wissen, dass ein Diktator Massenvernichtungswaffen besitzt, viel gefährlichere, als der Irak jemals hatte. Warum wird mit dem viel schwächeren Irak nicht verhandelt? Pakistan und Indien besitzen Atomwaffen, in Saudi Arabien finden Terroristen Unterstützung und Unterschlupf. Aber das sind "Verbündete" der USA.

SPIEGEL ONLINE: Das sind Deutschland und Frankreich auch.

Todenhöfer: Bündnisfragen sind sehr wichtig, gerade im Verhältnis zu den USA. Aber in diesem Fall sind sie zweitrangig. Wichtiger ist die Frage: Ist dieser Krieg gerecht oder nötig? Die eindeutige Antwort lautet: Nein. Also müssen wir uns dagegenstellen.

SPIEGEL ONLINE: Das Grundgesetz verbietet die Beteiligung oder Unterstützung eines Angriffskrieges. Umfasst das auch Überflugrechte und die Awacs-Einsätze?

Todenhöfer: Alles, was einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg unterstützt, ist bei uns strafbewehrt. Ich bin für Härte bei der Terrorbekämpfung. Aber mit Krieg jagt man keine Terroristen, das ist ein dummer Gedanke. Im Gegenteil: 30 Tage Bomben auf den Irak provozieren 30 Jahre weiteren Terrorismus. Am stärksten profitiert von einem Irak-Krieg nicht George Bush, sondern Bin Laden. Ein Krieg wäre die Bestätigung für Fundamentalisten, dass der Westen unmoralisch handelt, den Islam mit anderen Maßstäben misst, ihn weiter demütigt und dass der Westen deshalb bekämpft werden muss.

SPIEGEL ONLINE: Lässt sich dieser Automatismus noch aufhalten, der die Weltöffentlichkeit darauf vorbereitet, dass ein Krieg unvermeidbar sei?

Todenhöfer: Frankreich und Deutschland müssen im Sicherheitsrat mit Nein stimmen. Die USA dürfen kein Uno-Mandat für einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg bekommen. George Bush darf nicht denken: "Le monde c'est moi". Und wenn er es alleine und mit den Briten macht, dann muss immer wieder laut und deutlich von allen protestiert und gesagt werden: Der Champion der Freiheit, die USA, brechen mit einem Angriffskrieg Völkerrecht. George Bush ist dann der Anti-Amerikaner, weil er die Werte verrät, für die dieses wunderbare Land steht. Vor allem Europa muss ein möglichst einheitliche Position beziehen und sich in den Weg stellen.

SPIEGEL ONLINE: An einer einheitlichen Position fehlt es. Warum sollte auf europäischer Ebene gelingen, wozu nicht mal ihre eigene Partei, die CDU, in der Lage ist?

Todenhöfer: Dafür fehlen mir selbst die Worte. Ich bin fassungslos. Die Union hatte als Regierungspartei offensichtlich weniger Probleme, sich aus Kriegen rauszuhalten. Und jetzt, in der Opposition, schafft sie es nicht, laut "Nein" zu sagen. Dabei spürt und sieht fast jeder Mensch, wie ungesetzlich und unmoralisch dieser Krieg wäre.

SPIEGEL ONLINE: Was sind die Alternativen in der Terrorbekämpfung?

Todenhöfer: Terroristen gehören gejagt - mit aller Härte. Aber mit

Polizei-Methoden und allen erprobten und bekannten Mitteln der Terrorbekämpfung: Dazu gehört Zielfahndung, die Unterstützung, das Umfeld, die Finanziers austrocknen, die selbsterklärte "moralische" Grundlage entziehen, ihnen die religiöse Maske vom Gesicht reißen - denn sie handeln keineswegs im Namen Allahs - die Ursachen erkennen - und viel, viel Geld. Härte und Gerechtigkeit, nicht Bomben auf Unschuldige. Dazu gehört auch stärkeres Engagement im Nahen Osten, eine Lösung, die die Interessen Israels genauso berücksichtigt, wie die der Palästinenser.

SPIEGEL ONLINE: Das sind Methoden, von denen Donald Rumsfeld sagen würde: "altes Europa".

Todenhöfer: Ach, jener Donald Rumsfeld, der 1983 zu Saddam Hussein gereist ist, um ihm die Unterstützung der USA im Krieg gegen den Iran anzudienen? Jener Rumsfeld, der Hussein die Waffen in die Hand gab, mit der er das eigene Volk ermordete? Mag sein, dass ich ein alter Europäer bin. Dann ist Rumsfeld ein alter Mann mit altem Denken.

Das Interview führte Markus Deggerich

Jürgen Todenhöfer: Der jetzige stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Burda-Verlages war über fünf Legislaturperioden Bundestgasabgeordneter der CDU. Der Experte für Entwicklungshilfe und Abrüstung mischte sich mehrmals zum Unwillen der eigenen Partei mit ungewöhnlichen Methoden in die internationale Politik ein. 1975 reiste er zu dem chilenischen Diktator Pinochet und setzte die Freilassung politischer Gefangener durch. 1980 reiste er geheim und unter Lebensgefahr in das von Sowjets besetzte Afghanistan und rüttelte die Weltöffentlichkeit wach für das Elend der Zivilbevölkerung und der Flüchtlinge in Pakistan. Der erklärte Freund der USA besuchte gerade als 62-jähriger zweimal Bagdad und streitet nun gegen den möglichen Irak-Feldzug: "Ein Irak-Krieg wäre das Paradebeispiel eines ungerechten Krieges."

Von Jürgen Todenhöfer ist gerade im Herder-Verlag das Buch erschienen: "Wer weint schon um Abdul und Tanya? - Die Irrtümer des Kreuzzugs gegen den Terror" (224 Seiten, 19.90 Euro)


From avenarius@scmi.de Fri Jan 24 19:18:35 2003
Subject: Fwd: Bye Kid :)

Mehr davon!!!

From: "Finrod" <finrod@webstar.co.uk> To: <finrod@webstar.co.uk>
Subject: Bye Kid :)

Three Texas surgeons were arguing as to which had the greatest skill.

The first began: "Three years ago, I reattached seven fingers on a pian ist. He went on to give a recital for the Queen of England."

The second replied: "That's nothing. I attended a man in a car accident . All his arms and legs were severed from his body. Two years after I reattached them, he won three gold medals for field events in the Olympics."

The third surgeon said: "A few years back, I attended to a cowboy. He w as high on cocaine and alcohol when he rode his horse head-on into a Santa Fe freight train traveling at 100 miles per hour. All I had to work with w as the horse's ass and a ten gallon hat. Last year he became president of the United States.


From avenarius@scmi.de Fri Jan 24 19:18:34 2003
Subject: Fwd: a poem

Hier kommt eine Ladung guten Humor, rap it baby!!

From: "Finrod" <finrod@webstar.co.uk> To: <finrod@webstar.co.uk>
Subject: a poem

> If You're Happy And You Know It Bomb Iraq If you cannot find Osama, bomb Iraq. If the markets are a drama, bomb Iraq. If the terrorists are frisky, Pakistan is looking shifty, North Korea is too risky, Bomb Iraq. If we have no allies with us, bomb Iraq. If we think that someone's dissed us, bomb Iraq. So to hell with the inspections, Let's look tough for the elections, Close your mind and take directions, Bomb Iraq. It's pre-emptive non-aggression, bomb Iraq. To prevent this mass destruction, bomb Iraq. They've got weapons we can't see, And that's all the proof we need, If they're not there, they must be there, Bomb Iraq. If you never were elected, bomb Iraq. If your mood is quite dejected, bomb Iraq. If you think Saddam's gone mad, With the weapons that he had, And he tried to kill your dad, Bomb Iraq. If corporate fraud is growin', bomb Iraq. If your ties to it are showin', bomb Iraq. If your politics are sleazy, And hiding that ain't easy, And your manhood's getting queasy, Bomb Iraq. Fall in line and follow orders, bomb Iraq. For our might knows not our borders, bomb Iraq. Disagree? We'll call it treason, Let's make war not love this season, Even if we have no reason, Bomb Iraq.


From fcbui Fri Jan 24 16:48:32 2003
Subject: Re: die alte und die neue welt(-ordnung)

Hi,

in Kürze, da ich mal wieder voll im Streß bin.

Ich habe große Zweifel, daß wir unsere Stimmen schon zum Abgesang der Nato erheben können. Ich bin mir noch nicht einmal so sicher, ob das auch so wünschenswert wäre. Es gibt mit Sicherheit einige da draußen, Verschwörungstheorien hin oder her, die nur darauf warten, daß die Nato wankt. Und wer soll dann das Vakuum füllen? Die WEU? Wenn die mit der gleichen Rechtstaatlichkeit vorgehen wie Europol, dann Gute Nacht Europa! Wäre es nicht erstrebenswerter, wenn schon eine Nato existieren muß (und so sieht es nunmal aus), daß die europäischen und auch die weiteren Partner mit mehr Selbstbewußtsein den Amerikanern entgegentreten und sie ein wenig an die Leine nehmen. Auch die ffnung zum Osten hin könnte eine neue interne Balance ergeben, zumindest ist das vorstellbar, auch wenn ich ein wenig naiv sein mag. Da jedoch Einflußnahme selten unilateral ist, würde ich davon ausgehen, daß auch die USA die Nato nicht so leicht aufgeben. Immerhin sichert ihnen das den Einfluß über weitreichende Regionen, und wie wichtig ihnen in dem Zusammenhang der Nato-Partner Türkei ist, ist nicht erst seit gestern bekannt. Zur UNO kann ich nur sagen, daß ich erhebliche Zweifel, daran habe, daß die Vereinten Nationen es schaffen werden, noch zu unseren Lebzeiten das Versprechen einzulösen, daß sie selbst darstellen.

Grüße

Franz


From niels.boeing Fri Jan 24 12:17:48 2003
Subject: die alte und die neue welt(-ordnung)

hallo leute,

war gestern und vorgestern in england, wo rumsfelds worte natürlich nicht so durchgekaut worden. interessant ist aber, dass es im UK eine erhebliche opposition gegen den irak-krieg gibt. eine zeitung hatte am dienstag sogar einen ganzseitigen titel "not in our name" mit einem protestformular zum ausschneiden, dass man an blair schicken kann. hier sieht man nur blair als rechte hand bushs, aber in england wird seine kriegsrhetorik sehr skeptisch aufgenommen.

lassen wir einmal unsere "verschwörungstheoretischen" betrachtungen beiseite. wichtig ist ja schon die frage, ob teile von europa einem ungesunden pazifismus anhängen (ich persönlich glaube nicht), ob saddam eine solche gefahr darstellt, dass sie nur mit der androhung und/oder durchführung militärischer gewalt beseitigt werden kann und last but not least, ob die internationale staatenwelt die militärische beseitigung von diktatoren zu einer neuen doktrin erheben soll (da wäre viel zu tun).

es sind ähnliche fragen wie wir sie damals beim serbien-bombardement diskutiert haben. dennoch ist IRAK 2003 nicht dasselbe wie IRAK 1991 oder KOSOVO 1999.

was bedeuten rumsfelds worte letztlich? sind sie worte eines hardliners, der von allen guten geistern verlassen ist? würden die amis einen bruch der nato in kauf nehmen?

ich für meinen teil hoffe, dass die nato durch diese krise irreparabel beschädigt wird. denn nur dann kann an einer neuen weltweiten sicherheitsarchitektur gebaut werden. das mag naiv sein, aber wir sehen, dass es SO NICHT WEITERGEHEN WIRD. fakt ist, dass europäer und amerikaner 13 jahre nach dem ende des kalten kriegs nicht mehr dieselben interessen haben. es war noch nie klarer als in diesen tagen, dass die nato ihre historische aufgabe erledigt hat und keine neue hat.

die nato ist überflüssig. die zukunft gehört der UNO.

nbo


From niels.boeing Fri Jan 17 18:41:35 2003
Subject: die haushaltstricks von roland koch, dem obersten eichel-kritiker

spiegel online hat heute einen interessanten artikel. nbo

Kochs gewagte Zahlenakrobatik

Von David Heimburger

Hessens wahlkämpfender Ministerpräsident Roland Koch, Initiator des "Lügenausschusses", will bewiesen sehen, dass Finanzminister Eichel die wahren Zahlen zur Staatsverschuldung zurückgehalten und so die Wähler belogen hat. Dabei ist sein eigener Haushalt 2003 selbst ein Meisterwerk der Budget-Kosmetik.

... ausgerechnet jetzt steckt der Chefankläger selbst in der heißen Phase seines Landeswahlkampfes. Und hat allen Grund, von den hessischen Finanzen abzulenken. Im vergangenen Jahr endete der Etat mit der Rekordneuverschuldung von knapp zwei Milliarden Euro - die verfassungsrechtlich erlaubte Grenze lag bei weniger als der Hälfte dieser Summe. Nach Artikel 115 Grundgesetz darf kein Finanzminister mehr Neu-Schulden aufnehmen, als er an Ausgaben für Investitionen einplant.

Im bereits verabschiedeten Haushalt 2003 scheint die Finanzkrise in Hessen wie durch ein Wunder überwunden zu sein - zumindest auf dem Papier. Die geplanten Netto-Investitionen von 1.068 Millionen Euro liegen 21 Millionen Euro Millionen über der vorgesehenen Neuverschuldung von 1.047 Millionen Euro. Rein rechnerisch ist den Beamten ein verfassungsmäßiger Haushalt (Gesamtvolumen rund 22 Milliarden Euro) gelungen - Doch wer genau nachrechnet, entdeckt die Tricks, mit denen die Regierung Koch ihr wackeliges Rechenergebnis auf die Beine gestellt hat. ...

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,230790,00.html


From avenarius@scmi.de Wed Jan 15 11:46:54 2003
Subject: Fwd: 12 Myths about the war with Iraq

Ich meine, dem ist nicht mehr hinzu zufügen ....

Gruß Moritz

You may find the following of interest. If you do, then pass it on ? if you don't then just scrap it.

ANSWERING Bush's big myths about Iraq

Myth # 1

The United States has the right to wage pre-emptive war against

Iraq Pre-emptive war is war of aggression. Under international law, a pre-emptive war may be justified as an act of self-defence only where there exists a genuine and imminent threat of physical attack. Bush's pre-emptive war against Iraq doesn't even purport to pre-empt a physical attack. It purports to pre-empt a threat that is neither issued nor posed. Iraq is not issu ing threats of attack against the United States. It is only the United Stat es that threatens war. There has been no evidence that Iraq is capable of an attack on the U.S., let alone possessing the intention of carrying out such an attack.

Myth # 2

The U.N. Security Council can lawfully authorize pre-emptive war

The United Nations Security Council cannot authorize a potential nuclea r U.S. first strike and war of aggression that violates the U.N. Charter, international law and the law prohibiting war crimes, crimes against th e peace and crimes against humanity. The U.N. Charter - which creates the Security Council and which grants the Council its authority - requires the "Security Council to act in accordance with the Purposes and Principles of the United Nations." (Article 24)

The U.N. Charter requires international disputes or situations that mig ht lead to a breach of peace to be resolved by peaceful means. (Article 1 and Chapter VI) In other words, a nation may not wage war based on the clai m that it seeks to prevent war. A nation may use force unilaterally in self-defence only "if an armed attack occurs" against it. (Article 51)

Myth # 3

The United States Congress can lawfully authorize pre-emptive war again st Iraq

Article VI of the U.S. Constitution establishes that ratified treaties, such as the U.N. Charter, are the "supreme law of the land." The U.N. Charter has been ratified by the United States, and the Congress may no t take actions - including wars of aggression - in violation of the Chart er. Wars of aggression, and even the making of the threat of a war of aggression, violates the international humanitarian law to which all nations are bound. Neither Congress nor the President has the right to engage the U.S. in a war of aggression and any vote of endorsement, far from legalizing or legitimising global war plans, serves only as ratification of war crimes.

Myth # 4

The U.S. government intends to "liberate" the Iraqi people

The October 11, 2002, New York Times revealed the true plans of the Uni ted States: "The White House is developing a detailed plan, modelled on the post-war occupation of Japan, to install an American-led military government in Iraq if the United States topples Saddam Hussein, senior administrat ion officials said today. In the initial phase, Iraq would be governed by a n American military commander - perhaps Gen. Tommy R. Franks, commander o f the United States forces in the Persian Gulf, or one of his subordinate s - who would assume the role that Gen. Douglas MacArthur served in Japan a fter its surrender in 1945." ("U.S. has a plan to occupy Iraq, officials report")

The true intention of the U.S. government is to recolonize Iraq. Prior to the 1960s, U.S. corporations made 50 percent of their foreign profits f rom investments in oil from this region. The Bush administration wants Iraq to denationalise its oil wealth - 10% of the world's supply. This war is a n attempt to reconquer Iraq and all of its natural resources. The Bush administration wants to reshuffle the deck in the Middle East and undo all of the achievements of the national liberation movements from the last sixty years. They want to eliminate independence for all countries in t he region and assert their domination and control - not in the interest of the vast majority of people - but for access to oil.

Myth # 5

Iraq is a military threat to the world

There is no record to support this claim. During the Gulf War of 1991, while the United States bombed Iraq with a barrage that included 110,000 sorties, Iraq did not destroy even one U.S. tank or plane. Desert Storm destroyed, according to U.N. weapons inspectors, 80% of Iraq's weaponry . As part of the inspections that followed, 90% of Iraq's remaining military capability was destroyed. Iraq has been paying indemnities to Kuwait an d U.S. oil corporations since 1991 and has not had the financial capacity to build another arsenal. In addition, there has not been a threat by Iraq of any kind against any other country.

Myth # 6

Iraq threw out the weapons inspectors

Iraq did not tell the inspectors to leave. The weapons inspectors withd rew in December 1998 because the United States told them to pull out so tha t the U.S. could launch a bombing campaign on Baghdad. The next day, on December 16, the U.S. unleashed Operation Desert Fox, which included dropping 1,100 bombs and Cruise missiles on Iraq. After the bombing campaign, a Washington Post report confirmed the assertions of Iraq tha t the inspections were intelligence-gathering exercises conducted on the orders of the Defence Intelligence Agency. The Pentagon used the information collected from the so-called inspections to set up coordina tes for its bombing operations. After this revelation, the Iraqi government quite understandably did not let the inspectors back in.

Myth # 7

Sanctions are a kinder, gentler way to deal with Iraq

The plan for sanctions on Iraq camefrom the Pentagon, not the Departm ent of Health and Human Services. It was a central part of the Pentagon's w ar strategy against the Iraqi people. Sanctions have been more devastating than the Gulf War itself. "UNICEF confirms that five to six thousand Ir aqi children are dying unnecessarily every month due to the impact of the sanctions, and that figure is probably modest," Denis Halliday told a Congressional hearing in October 1998. Halliday, who had just resigned his post as U.N. Assistant Secretary General and head of the U.N. humanitar ian mission in Iraq, spoke of the "tragic incompatibility of sanctions with the U.N. Charter and the Convention on Human Rights."

Myth # 8

The UN allows U.S. and U.K. planes to bomb the "No Fly Zones"

The United States agreed to a ceasefire with Iraq in February 1991. The no-flight zones over two-thirds of Iraq were imposed by the U.S., Brita in and France 18 months after the Gulf War. The United Nations has never sanctioned the no-flight zones. France has since condemned them. The so-called no-flight zones are in violation of international law. Iraq h as every right under international law and all known laws in the world to defend itself in these U.S.-declared no-flight zones. According to Arti cle 51 of the U.N. Charter, Iraq has the right of self-defence in all of it s country, including these "no-flight zones."

Myth # 9

The people support a war on Iraq

Not even opinion polls support this phoney assertion. The polls confirm that there is wide opposition to a war. Normally there is wide support for a president who is about to launch a war. Instead, Congressional offices report overwhelming constituent opposition to a unilateral war on Iraq. Worldwide, the opposition is even bigger. While British Prime Minister Tony Blair is a vocal acolyte of Bush, few in Britain support a war on Iraq. Already, a march against war of 400,000 was held in London. Similar demonstrations have been held in Rome and Madrid. The general sentiment in Europe was summed up by the Greek Development Minister who said, "We ar e totally opposed to any military conflict ... even if there is a UN Resolution." Around the world, the sentiment is no different. New Zeala nd's government opposes the war. No country in the Middle East supports a wa r on Iraq. Lebanon, Jordan, Bahrain, Kuwait, Oman, Qatar, Saudi Arabia and t he United Arab Emirates all oppose a war. As do France, Russia and China.

Myth # 10

War will be good for the economy

It already costs U.S. taxpayers $50 billion per year to keep U.S. armed forces in the Persian Gulf. The estimated $200 billion for a war on Ira q will come straight out of Social Security, Medicare, Medicaid, education and welfare. The average working-class taxpayer will foot the bill. The upper classes have already had their taxes greatly reduced so that they pay only a small part of the bill.

Myth # 11

This war will be quick and painless

War is rarely quick, never painless. A new war will be neither. The 4.8 million people in Baghdad face an invasion by the most modern and letha lly equipped military in the world. Iraq is a nation of 22 million people. They will bear the brunt of the pain and the deaths of the war.

Myth # 12

Gulf War Syndrome is a myth

The Veterans Benefits Administration Office noted that 36% of Desert St orm vets have filed claims for service-related disabilities. A primary reas on is because the U.S. used Depleted Uranium. In July 1990, "The U.S. Army Armaments Munitions and Chemical Command admitted DU posed long-term ri sks to natives and combat veterans... . Low doses have been linked to cance r." Gulf War vets have a 500% greater incidence of Lou Gehrig's disease tha n the general population. Desert Storm female vets have a 300% greater incidence of bearing children with birth defects. For male vets the fig ure is 200%.

---

Prepared by the International A.N.S.W.E.R. Coalition

NYC: 39 West 14 Street #206, New York, NY 10011 Phone - 212.633.6646 nyc@internationalANSWER.org

http://www.actionsf.org
http://www.internationalANSWER.org


From niels.boeing Wed Jan 15 11:46:53 2003
Subject: Re: 11/9 - Ergänzung?

> Broeckers Buch ist eine Ansammlung veralteter Ueberlegungen, die ueber die Laenge des Buches mehrfach wiederholt werden -gaehn- und deren Grundlagen weder stichhaltig noch bewiesen werden. Zudem werden Gegenbeweise zurueckgehalten und neue Erkenntnisse werden erst gar nicht erwaehnt.

Zugegeben: Das Buch ist keine stringente Aufarbeitung der Problematik, manchmal leider zu flapsig. Als Ausgangspunkt, den Hintergründen auf den Grund zu gehen, kann ich es aber empfehlen.

> Jedoch werden einige Punkte angesprochen, die einer gruendlicheren Pruefung ausgesetzt werden sollten: 1) Wer steckt hinter den ungewoehnlichen Aktiengeschaeften kurz vor den Anschlaegen? 2) Was wissen die israelischen Agenten ueber die von ihnen beschatteten 9/11-Terroristen und wieso wurden sie vom CIA aufgedeckt und ausgewiesen?

erwähnenswert sind noch folgende Punkte von Bröckers, wenn wir schon einmal dabei sind (für URLs/Berichte, die sie aufklären, wäre ich dankbar - ohne jeden Sarkasmus gemeint, ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen):

3) Was hat es mit dem US-Navy-Mann Delmart Vreeland auf sich, der in kanadischer Untersuchungshaft im August 2001 eine Notiz mit Anschlagszielen anfertigte (der Sears Tower in Chicago war noch mit drauf)? Warum verleugnete die Navy - in guter Thriller-Manier - seine Dienste nach 1986, während das Pentagon später Dienstgrad und -nr. bestätigte (sein Anwalt rief während des Prozesses aus dem Gerichtssaal im Pentagon an)?

4) Von den 19 Hijacker-Namen meldeten sich 5 nach den Anschlägen, sie seien am Leben. Nun gibt es manche Namen doppelt, in allen Sprachen. Ist das je aufgeklärt worden?

5) Der pakistanische Geheimdienst(-ISI)mann Omar Sheikh (britischer Staatsbürger) steckte offenbar hinter der Ermordung des Journalisten Daniel Pearl (Sheikh wurde im Sommer zum Tode verurteilt). Er war auch an der Spende des ISI an Atta über 100.000 $ beteiligt, im Auftrag des ISI-Chefs persönlich. CIA und Pakistans ISI haben allerdings über all die Jahr zusammengearbeitet. Wie passt das ins Bild?

6) Wie lange hatte Bin Laden eigentlich Kontakt zur CIA? Offiziell sollen sie Ende der 80er abgebrochen sein. Bröckers erwähnt einen Figaro-Artikel, wonach Bin Laden im Juli 2001 in einem Krankenhaus in Dubai war und Besuch vom lokalen CIA-Mann bekommen haben soll. Gibt es dazu entkräftende Darstellungen?

7) Welche Rolle spielte Bin Ladens Bruder Abdullah, der in Washington die "World Assembly of Muslim Youth" betrieb? Das FBI hatte die WAMY seit 1996 wegen Terroismusverdacht im Visier, soll aber von weitergehenden Ermittlungen abgehalten worden seien. Dazu kommt ja noch die öfter zitierte - wenn auch zunächst - indirekte Verbindung der Familien Bush und Bin Laden über ihre Anteile an der Carlyle Group (die Bin Ladens verkauften Ende Oktober 2001), ein Aspekt, den das Wall Street Journal ins Rampenlicht brachte (nicht Herr Bröckers).

Ohne dass ich mit der Nummerierung eine Priorität angeben will, halte ich diese Punkte (plus die zwei, die Peter erwähnte) für entscheidend zum Verständnis, wieviel Vorwissen/Beteiligung es auf CIA-Seite gab.

Das nur als Ergänzung.

Ansonsten wollten/sollten wir ja über den Irak reden.

ciao, nbo


From Joachim.Langer Wed Jan 15 11:15:28 2003
Subject: Fwd: From: Soziale_Verteidigung@t-online.de (BSV MitarbeiterInnen)

Liebe Freundinnen und Freunde, am letzten Wochenende trafen sich in Berlin die VertreterInnen von etwa 50 Friedens- und Menschenrechtsorganisationen, um für den 15. Februar eine bundesweite Großdemonstration unter dem Motto "No war on Iraq - NEIN zum Krieg gegen den Irak" vorzubereiten. Sie findet statt im Rahmen eines Europäischen Aktionstages gegen den Krieg. Wir erwarten an diesem Tag Millionen von Demonstrantinnen und Demonstranten in den europäischen Metropolen und auch in Berlin wird die Straße vor Menschen beben! Der Bund für Soziale Verteidigung ist Teil der Vorbereitungsgruppe und ruft dazu auf, diese Demonstration zu unterstützen, an ihr teilzunehmen und in möglichst vielen Orten für die Teilnahme daran zu werben. Anfang kommender Woche wird es die ersten Aktionsmaterialien (Buttons und Plakate) für bundesweite Mobilisierung geben. Jeweils aktuelle Informationen und den Aufruftext bietet die Homepage http://www.15februar.de. Dort findet sich auch das Spendenkonto des Trägerkreises. Wir bitten dringend um Spenden zur Finanzierung der Demonstration!

Mit freundlichen Grüßen

Kathrin Vogler

Bund für Soziale Verteidigung, Schwarzer Weg 8, 32423 Minden, Tel. 0571/29456, Fax 0571/23019, e-mail: soziale_verteidigung@t-online.de, Internet: www.soziale-verteidigung.de Beteiligen Sie sich auch an unserer Mailingliste für Informationsaustausch und Diskussion bsv-diskussionsforum-subscribe@yahoogroups.com


From hanssen Wed Jan 15 09:56:32 2003
Subject: 11/9

Hi all,

diesmal kommt mein Senf aus Frankreich...

> schön, dass für dich schon alles so klar ist. leider teile ich deine drei ausgangspunkte:

oliver schrieb: Am 11.9.2001 gab es drei Terroranschläge in den USA, die die Welt mi t> Ausnahme der Attentäter und der Hinternmänner überrascht hat.> - Die 19 Attentäter kamen allesamt aus dem Nahen Osten und waren> Muslime.> - Die Hintermänner waren nicht Amerikaner.

> nicht bis auf den ersten halbsatz. für die punkte zwei und drei gibt es überhaupt keine beweise. wenn du weißt, wo sie stehen, maile mir bit te die URL.

Erstmal scheinen es ja wohl immer 3 Anschlaege gewesen zu sein. Aber waerend die ganze Geschichte ablief, wurde doch, soweit ich mich erinnern kann, auch von einer "Autobombe" vor dem Aussenministerium, oder wie immer es in Brain-Washington heisst, berichtet. War das'ne Ente, eventuell'ne Verwechslung mit dem Pentagon? Weiss da jemand mehr?

Dem Punkt Zwei stimme ich wohl zu. Wieviele Terroristen es waren, kann man eventuell anzweifeln. Aber nach den Handy-Anrufen, Fluglisten, abgestellten Autos, liegengelassenen Koffern, verlassenen Haeusern und vermissten Soehnen kann man kaum noch daran Zweifeln, das es jene Muslime waren. Abgesehen davon sind einige der Idioten auch auf VIdeokameras des Flughafens zu erkennen.

Hintermaenner kommen viele oder garkeine in Frage. Darueber koennen wir genauso lange diskutieren wie bei JFK... siehe weiter unten.

oliver schrieb: Ich glaube nicht, das es sinnvoll ist, sich mit Verschwörungstheorien> im> Allgemeinen oder gar mit einem verirrten Matthias Broeckers zu> beschäftigen.

> es geht nicht um verschwörungstheorien. meine güte. es geht um selbständiges denken. offensichtlich die schlimmste aller verschwörungen.

Broeckers Buch ist eine Ansammlung veralteter Ueberlegungen, die ueber die Laenge des Buches mehrfach wiederholt werden -gaehn- und deren Grundlagen weder stichhaltig noch bewiesen werden. Zudem werden Gegenbeweise zurueckgehalten und neue Erkenntnisse werden erst gar nicht erwaehnt.

Jedoch werden einige Punkte angesprochen, die einer gruendlicheren Pruefung ausgesetzt werden sollten:

1) Wer steckt hinter den ungewoehnlichen Aktiengeschaeften kurz vor den Anschlaegen? 2) Was wissen die israelischen Agenten ueber die von ihnen beschatteten 9/11-Terroristen und wieso wurden sie vom CIA aufgedeckt und ausgewiesen?

Persoenlich glaube ich, das der einfache CIA/FBI-Agent nichts von der Geschichte wusste. Eventuell haben einige Vorgesetzte beide Augen zugedrueckt. Was mich am meisten an der ganzen 9/11 Geschichte stoert, ist die Nicht-Recherche und Nicht-Veroeffentlichung von Informationen, wie z.B. die der Flugschreiber, und das Einsetzen Kissingers zur "Aufklaerung" der Ungereimtheiten...


From niels.boeing Tue Jan 14 18:31:45 2003
Subject: Re: Wieder II September/Irak

kurzer einwand gegen diese "spur", danach noch ein gedanke zum irak-krieg:

> Hallo Freunde der Conspiracy-Theorie, hier ein neuer Hinweis, dass die Bushregierung doch alles selbst gemacht hat ...

also das überzeugt mich nicht. um hier keine vernebelung aufkommen zu lassen, auf der CNN-seite wird bush zitiert:

"... Well, Jordan (ph), you're not going to believe what state I was in when

I heard about the terrorist attack. I was in Florida. And my chief of staff, Andy Card -- actually I was in a classroom talking about a reading program that works. And I was sitting outside the classroom waiting to go in, and I saw an airplane hit the tower -- the TV was obviously on, and I use to fly myself, and I said, "There's one terrible pilot." And I said, "It must have been a horrible accident."

But I was whisked off there -- I didn't have much time to think about it, and I was sitting in the classroom, and Andy Card, my chief who was sitting over here walked in and said, "A second plane has hit the tower. America's under attack." ..."

bush sah das zweite flugzeug. wie viele andere, die kurz davor reingezappt hatten, wusste er wohl nicht, was vorher passiert war. sein adjutant informierte ihn augenblicke später nur darüber, dass er nicht das erste flugzeug hatte reincrashen sehen, sondern leider das zweite.

außerdem wissen wir, dass bush nicht immer sehr präzise mit seiner sprache ist.

kurz: das ist nun gar kein "beweis" für ein vorwissen seitens der bush-administration oder der CIA.

---

wenn ich mathias' und moritz' letzte mails lese, stelle ich fest, dass uns keine welten trennen. ich will's mit der interpretiererei hier auch nicht übertreiben. angenommen, die europäer einigen sich auf eine strikte UNO-linie, also unterstützen die amerikaner nicht bei einem präventiven, nicht vom sicherheitsrat abgenickten angriff auf den irak. dann ist doch der bruch der nato unvermeidlich. blair hat schon signalisiert, dass die briten nicht einsehen, die folgen des bombardements zu bezahlen, wenn es nicht einvernehmlich beschlossen wurde.

können die europäer sich diese position wirtschaftlich leisten? angenommen die amerikaner hauen sich allein da durch, saddam flieht (vielleicht zu putin), was passiert dann? gibt es dann einen bürgerkrieg in saudi-arabien? wird den europäern dann der ölhahn zugedreht?

man kann ja seit wochen alle möglichen szenarien von nahost-experten lesen. ich bin völlig ratlos, was dann passieren könnte. sicher werde ich diesmal auf der straße protestieren (was ich beim 91er golfkrieg nicht gemacht habe und nach wie vor vernünftig finde). aber was kommt dann? wie sähe denn eine nicht US-dominierte befriedung der region eigentlich aus?

andere frage: welchen grund gibt es für die europäer, einen irakkrieg mitzumachen - abgesehen von einer bündnisverpflichtung?

nbo


From avenarius Tue Jan 14 16:49:25 2003
Subject: Wieder II September

Hallo Freunde der Conspiracy-Theorie,

hier ein neuer Hinweis, dass die Bushregierung doch alles selbst gemacht hat ...

Hallo zusammen, wie versprochen gibt es mehr..... US-Präsident Bush hat nach eigenen Angaben den Einschlag des ERSTEN Flugzeugs gesehen, bevor ihm mitgeteilt wurde, daß soeben ein zweites einge schlagen ist. Der Einschlag des ersten Flugzeuges wurde jedoch erst Tage spä ter veröffentlicht (evtl. der obige Amateur-Clip), er muß also vor seiner "Unterrichtsstunde" einen inoffiziellen Regierungs-Video gesehen haben. Schlußfolgerung: Die Regierung war bestens vorbereitet, sogar mit Kameras?????

Link: http://www.nadir.org/nadir/initiativ/agp/free/9-11/firstplane.htm Auf dieser Seite gibts auch ein CNN-Link. Ich habe den link und die gemachten Aussagen auf ihre Authentität überprüft! es stimmt! Bushs Zitat könnt ihr also bei CNN nachlesen!!!


From Moritzmeister Tue Jan 14 10:54:02 2003
Subject: Antwort an Niels und Matthias

Hallo Niels, Matthias,

ich sehe mich selbst derzeit zwischen Euren beiden Positionen schwankend, was die Frage angeht, wieviel wusste die Bushregierung vor dem 11.9. und sind möglicherweise Abwehrmaßnahmen bewußt NICHT ergriffen worden, um (wie bei Pearl Habour) eine gewünschtes Ereignis entstehen zu lassen, das der Administrationen die Legitimation gab für bestimmte Handlungen.

Genau hier fehlen mir die Fakten und wahrscheinlich werden sie nie eindeutig zu Tage treten. Vermute, dass wie so oft im Leben (und in der Quantenmechanik) im Vorfeld des Ereignisses eine überlagerung von Zuständen und Motiven war, die dann im Moment des Geschehens erst eindeutig wurden.

Ich bezweifle, dass es wirklich diesen Typ Politiker gibt, der Bewußt eine solche Strategie im Voraus ausarbeitet und daraufhin arbeitet. Es sehe solche Menschen (und erst recht die Amerikaner im allgemeinen und die Bushleute im speziellen) eher wie Jäger, die auf der Lauer liegen, warten, sich an der Macht halten, in der Hoffnung, dass so ein Ereignis eintritt. Wenn es dann da ist, sind die durchaus fähig sehr schnell und instinktiv zu handeln und ihrer Dynamik zu folgen (ähnlich auch Helmut Kohl nach dem Fall der Mauer mit seinem 10-Punkte Plan, als fast alle Intellektuellen noch nicht mal mit der Analyse der Lage angefangen hatten).

Letzte Woche lief auf Phoenix ein Reportage über die blinde Arroganz des CIA bzgl. dem Umgang mit Nachrichtenquellen noch zur zeit der Clintonregierung. Angeblich hatte der Sudanesische Geheimdienst schon ab ¥95 versucht die CIA und Clinton persönlich auf die Aktivitäten von Bin Laden und seinen Leuten im Land aufmerksam machen wollen, aber sämtliche Gesprächsangebote blieben unbeantwortet. Bis dann die Attentate auf die Botschaften in Kenia und Tansania `98 erfolgten. Zumindest in der Reportage kam ganz deutlich die Arroganz der USA zu Tage, es nicht nötig zu haben mit afrikanischen Staaten zusammenzuarbeiten in dieser Frage. Auch das ist Realität und teil des Problem, das die Amis schon immer hatten, egal unter welchem Präsidenten.

Andererseits gab es auch Watergate als Beispiel für Verschwörungshandlungen bis rauf zum Präsidenten (allerdings war das wiederum ein Innenpolitisches Ding). Aber in der Geschichte gibt es für alles Vorläufer und Hinweise und das hilft nicht unbedingt weiter.

Was bleibt ist die brennende Frage, was wir heute tun können gegen diese unglaubliche Kriegstreiberei von Bush und Co. Das finde ich ist derzeit viel wichtiger als alles andere. Weil wirklich neu für unsere Zeit, wie vor allen Augen Bush und Konsorten knallhart einen Krieg anzetteln und die Welt sieht zu. Sicherlich hat es dies schon immer gegeben, Kriege wurden einfach angezettelt von einem Aggressor aus was für Gründen auch immer (Hitler hat auch frühzeitig die Kriegtrommel bedient). Hier aber versuchen die Amis offensichtlich die Welt/ UNO als Mitkomplizien zu gewinnen und überhöhen das ganze auch noch moralisch-perfide, dass mir nur das Kotzen kommt.

Vielleicht aber, und das meine ich nicht zynisch, sitzen wir hier im warmen Westen bloß in der Falle der modernen Medienwelt, die uns dank Kommunikations-technologie scheinbar hautnah all das miterleben läßt und uns in die Illusion wiegt, wir könnten auch mitbestimmen, wenn wir mitwissen. Sind wir am Ende nicht doch wie zu allen Zeiten nur Zaungäste am Spielfeld der paar Mächtigen, die unter welchen Gesellschaftsformen auch immer an die Schalthebel der Macht gekommen sind und die genau wissen, sie müssen uns letztlich nicht Fragen nach unserer Meinung, sondern uns nur das Gefühl geben, wir werden auf dem laufenden gehalten ...

... fragt Moritz


From sk12 Sat Jan 11 19:35:18 2003
Subject: FW: [thingist] Time Magazine is running an online poll on the biggest threat to world - U.S. leading

find ich auch lustig, inzwischen fuehren die usa schon mit knapp 60%, tsts

---------- Forwarded message ----------

Time Magazine is running an online poll on the biggest threat to world peace at http://www.time.com/time/europe/gdml/peace2003.html . But, for some reason, they were foolish enough to include the US in the list of dangerous countries. And guess what: the online polling currently has the United States leading at 50.1%

So if anyone's on the net, please go along and cast your vote: make your voice heard!


From urbach Sat Jan 11 14:44:29 2003
Subject: Re: "der terrorismus ist tot" (war: anmerkungen zu elfterseptember.info)

Hi Gregor, hi Niels,

> Terrorismus bedeutet, dass man in militärisch gedachten Kategorien, mit kleinen Operationen grosse psychologische Wirkung beim Gegner erzeugt - die messbaren Schäden, so schlimm es für die einzelnen Betroffenen ist, sind dabei sekundär.

Das ist mir etwas zu eng definiert. Außerdem ist ja "Terrorismus" auch ein Label des Westens, der die Anschläge Al Kaidas nicht nur beschreiben, sondern auch werten soll. Al Kaida sieht sich wohl eher in einem Befreiungskampf. Und in seiner Ideologie gibt es keine Trennung zwischen "Kombatanten" und "Nichtkombatanten", wie sie die Haager Landkriegsordnung vorsieht. (In gewisser Weise empfinden die Terroristen die kapitalistischen Unternehmen vmtl. ohnehin als kriegführend.)

> Die Symbolkraft ist entscheidend - und da ist 9/11 nicht zu toppen, da Atommeiler nicht so telegen implodieren wie 400-Meter-Hochhäuser in der Weltmetropole New York, und radioaktive Strahlung ebenso wenig aufregend ist, wie Bilder von Pockenopfern in medizinischer Behandlung.

Die Symbolkraft allein ist eben nicht entscheidend, sonst würden nicht auch Urlauber in Synagogen oder militärische Anlagen bebombt. Es geht auch um eine Zermürbungstaktik, um ein den Preis-in-die Höhe-treiben - und deshalb sind noch ganz andere Taten zu befürchten. Vergessen wir vor lauter Verschwörungstheoretisieren und Kummer/Schadenfreude über den Lehrling, der sich nun gegen seinen Lehrer wendet, nicht, dass diese "Islamisten" ein klares Ziel verfolgen, nämlich den Westen von den Heiligen Stätten fernzuhalten. Natürlich hat das auch etwas von einem Partisanenkampf - nur dass aus Sicht der Al Kaida ihr Gegner so teuflisch und mächtig ist, dass einfach alles erlaubt ist.

> Mein Theorie ist ja nicht, dass es keine Terroranschläge mehr geben wird, nur werden sie in der eigentlich intendierten Wirkung nicht mehr rezipiert - sie sind dann aufflackernde Kampfhandlungen in einem weltweiten Partisanenkrieg. Jeder einzelne von uns wird sie statistisch in seine Leben- und Urlaubsplanung einpreisen müssen, so wie wir das mit anderen Lebensrisiken wie Unfall, Krankheit, Kriminalität ja auch machen.

Mal nicht so cool. Noch haben wir in Deutschland ja nicht erlebt, was es heißt, Terrorziel zu sein (lediglich unsere konservative politische Klasse Mitte der 70er). Da braucht es kein Hochhaus, um hier die Muffe zu kriegen, und eine ordentliche Aufregung zu erzielen. Ein bisschen Gift im Trinkwasser in drei Hauptstädten Europas - und was meinst Du, was hier los ist.

Und zu Niels:

Es ist zwar richtig, dass die Geheimdienste "Hinweise" auf die Anschläge hatten, aber was meinst Du, wie viele Hinweise da täglich eintrudeln. Vielleicht hätten Sie es merken müssen und es war Schlamperei - vielleicht war es aber auch gar nicht zu erkennen. Ich habe mir aus gegebenem Anlaß jüngst noch einmal die ganze Geschichte um die Kuba-Krise angelesen/gesehen. Ist es nicht interessant und passend zu unserem Thema, dass lange bevor die ersten Atomraketen da waren, die deutsche Botschaft bereits Warnmeldungen abgab, es häuften sich große Ansammlung russischer Soldaten in Zivil? Doch die Meldung wurde nicht ernstgenommen, sie war sehr vage - und hinterher ist man sowieso immer schlauer. Und warum sollten sich die westlichen Geheimdienste schlauer bei der Aufklärung anstellen, als unsere politische Klasse bei der Lösung unserer Strukturprobleme, oder Ralf Siegel beim Texten von Grand Prix-Songs?

Grüße Matthias


From nboeing Fri Jan 10 17:44:32 2003
Subject: Re: AW: anmerkungen zu elfterseptember.info/oliver

lieber oliver,

schön, dass für dich schon alles so klar ist. leider teile ich deine drei ausgangspunkte:

> - Am 11.9.2001 gab es drei Terroranschläge in den USA, die die Welt mit Ausnahme der Attentäter und der Hinternmänner überrascht hat. - Die 19 Attentäter kamen allesamt aus dem Nahen Osten und waren Muslime. - Die Hintermänner waren nicht Amerikaner.

nicht bis auf den ersten halbsatz. für die punkte zwei und drei gibt es überhaupt keine beweise. wenn du weißt, wo sie stehen, maile mir bitte die URL.

> I glaube nicht, das es sinnvoll ist, sich mit Verschwörungstheorien im Allgemeinen oder gar mit einem verirrten Matthias Broeckers zu beschäftigen.

es geht nicht um verschwörungstheorien. meine güte. es geht um selbständiges denken. offensichtlich die schlimmste aller verschwörungen.

deiner formulierung entnehme ich im übrigen, dass du dich mit broeckers argumenten noch nicht auseinandergesetzt hast? aber gehen wir zu deinem eigentlichen punkt:

> Damit erreichen wir vielleicht auch, dass wir uns nicht mehr auf das "America bashing" beschränken sondern uns einer etwas ausgewogeneren Meinungsbildung öffnen.

und zu welcher meinung kommst du dann? das würde mich wirklich brennend interessieren.

nbo


From peltzer Fri Jan 10 17:06:17 2003
Subject: AW: anmerkungen zu elfterseptember.info

Leute,

eine Diskussion führt zu Resultaten, wenn wir uns auf eine gemeinsame Basis geeinigt haben, von der aus wir beginnen können.

Die Basis bzgl. einer Diskussion über das "ob und wie einer Vermeidung eines Krieges im Irak" oder das "ob und wie der Bekämpfung der Einschränkung von Freiheitsrechten" sollte sein: - Am 11.9.2001 gab es drei Terroranschläge in den USA, die die Welt mit Ausnahme der Attentäter und der Hinternmänner überrascht hat. - Die 19 Attentäter kamen allesamt aus dem Nahen Osten und waren Muslime. - Die Hintermänner waren nicht Amerikaner.

Ich glaube nicht, das es sinnvoll ist, sich mit Verschwörungstheorien im Allgemeinen oder gar mit einem verirrten Matthias Broeckers zu beschäftigen.

Damit erreichen wir vielleicht auch, dass wir uns nicht mehr auf das "America bashing" beschränken sondern uns einer etwas ausgewogeneren Meinungsbildung öffnen.

Grüße Oliver


From sedlag Fri Jan 10 16:20:19 2003
Subject: "der terrorismus ist tot" (war: anmerkungen zu elfterseptember.info)

Hallo Matthias, Hallo Niels,

At 12:46 Uhr +0100 10.01.2003, Matthias Urbach wrote:Gregor (hi, liebe Grüße alter Junge und nachträglich Glückwünschezum Geburtstag!), ich fürchte Du übertreibt leider etwas in Deinersehr originellen Betrachtung zum aus dem Rahmen gefallenen Terror.Aber lehrt uns nicht der Nahe Osten, dass auch ein herkömmlicherEine-Person-mit-TNT-Gürtel-Terror auf Dauer sehr wirksam sein kann.Auch als letztes Mittel der Unterlegenen in einem Konflikt.Zumdem fällt mir einiges ein, um den Anschlag auf die Twin Towers"zu toppen": Zum Beispiel eine taktische Atombombe gezündet in einerGroßstadt, oder ein gezielter Panzerfaustanschlag auf einenAtommeiler. Da könnte man nämlich nicht einfach wieder neu bauen ...Auch eine kleine Pockenepidemie hätte aus Sicht der Terroristen ihren Reiz.

Terrorismus bedeutet, dass man in militärisch gedachten Kategorien, mit kleinen Operationen grosse psychologische Wirkung beim Gegner erzeugt - die messbaren Schäden, so schlimm es für die einzelnen Betroffenen ist, sind dabei sekundär.

Die Symbolkraft ist entscheidend - und da ist 9/11 nicht zu toppen, da Atommeiler nicht so telegen implodieren wie 400-Meter-Hochhäuser in der Weltmetropole New York, und radioaktive Strahlung ebenso wenig aufregend ist, wie Bilder von Pockenopfern in medizinischer Behandlung.

Mein Theorie ist ja nicht, dass es keine Terroranschläge mehr geben wird, nur werden sie in der eigentlich intendierten Wirkung nicht mehr rezipiert - sie sind dann aufflackernde Kampfhandlungen in einem weltweiten Partisanenkrieg. Jeder einzelne von uns wird sie statistisch in seine Leben- und Urlaubsplanung einpreisen müssen, so wie wir das mit anderen Lebensrisiken wie Unfall, Krankheit, Kriminalität ja auch machen.

Im Isreal/Palästina-Konflikt ist es ja gerade nur noch die Häufung der Anschläge, die - vergleichbar mit gelegentlichen Artillerie- und Raketenangriffen - einen konventionellen Zermürbungskrieg mit den Mitteln der asymmetrischen und illegitimen Kriegführung (Angriffe auf die Zivilbevölkerung abseits der Front) emulieren.

Die "Big Bangs", wie sie Al-Quida so liebt, lassen sich nach der Schockimmunisierung durch 9/11 eben nicht mehr aus dem =C4rmel schütteln. Und so wie wir kleine Hobby-Bedrohungsszenaristen uns überlegen, was wohl Bin Ladens neuester Hit werden könnte, gibt es natürlich in den Diensten dieser Welt einige Counter-Terrorismus-Stäbe nach der Vorgabe "Thinking the Unthinkable", die sich erstmal alle James Bond-Filme auf DVD besorgen haben.

Beste Grüße

Gregor


From niels.boeing Fri Jan 10 13:36:16 2003
Subject: Re: anmerkungen zu elfterseptember.info/jochen

> das reviv fuer verschwoerungstheorien seit 9/11 ist ja gewaltig. und selbst broecker ist nun wirklich einer, der vielleicht anfangs rational nach anderen erklaerungen als den "offiziellen" gesucht haben mag. aber spaetestens nach einem monat intensiver spurensuche haben ihn die guten geister, einer nach dem anderen, verlassen.

inwiefern?

> die ganz banale geschichte, dass sich der lehrling gegen seinen meister wendet, ist doch schrecklich genug.

so wie ich bröckers lese, ist er nicht weit weg von dieser formulierung.

nbo


From niels.boeing Fri Jan 10 13:15:16 2003
Subject: Re: anmerkungen zu elfterseptember.info/ matthias

> Ich denke im übrigen, lieber Niels, aus den Videos von Bin Laden läßt sich ein Bekenntnis zu den Anschlägen klar ablesen - aber vermutlich steckte da auch nur Eminem dahinter ... (-;

vielleicht, aber es ist nicht explizit. warum nicht? wenn man so eine tat ausführt, warum sagt man dann nicht: seht her, das können wir!

> Zwei Anmerkungen noch: Die Neigung zu Verschwörungstheorien spiege meines Erachtens oft nur einen Charakterzug vieler Verschwörungstheoretiker wieder: Nämlich den, sich als Opfer zu definieren. Wer sich als Opfer (des Syems, der Umstände, oder was auch immer) sieht, neigt dazu, seine Kraft zu unterschätzen, und die des Gegenspielers zu überschätzen - im Extremfall traut das Opfer seinem Gegenüber einfach alles zu, jede noch so absurde Verschwörung, wie kompliziert auch immer. Der Gegner ist eben allmächtig.

by the way: ich bin kein verschwörungstheoretiker. ich bin skeptiker.

ein großer unterschied. ich halte mich nur an die fakten, fakten, fakten.

> Bröckers verkauft auf derselben Homepage wie sein Buch auch die tolle Theorie von den Biophotonen.

ein blindes huhn findet auch mal ein korn. das eine entwertet nicht das andere, denn bröckers hat sich ja die zweifelhaften sachlagen nicht ausgedacht, sondern sie nur aus öffentlichen quellen zusammengetragen.

ansonsten siehe mein mail von eben.

ciao, nbo


From Joachim.Langer Fri Jan 10 13:14:16 2003
Subject: Re: anmerkungen zu elfterseptember.info

hallo am kilometerstein,

das revival fuer verschwoerungstheorien seit 9/11 ist ja gewaltig. und selbst broecker ist nun wirklich einer, der vielleicht anfangs rational nach anderen erklaerungen als den "offiziellen" gesucht haben mag. aber spaetestens nach einem monat intensiver spurensuche haben ihn die guten geister, einer nach dem anderen, verlassen.

9/11 ist unfassbar. so suchen fast alle nach erklaerungen, die begreiflich sind. so trifft sicherlich auch der ansatz zu, mittels einer verschwoerungstheorie sich selbst (mit) zum opfer stilisieren zu koennen.

die ganz banale geschichte, dass sich der lehrling gegen seinen meister wendet, ist doch schrecklich genug. "getoppt" wird sie nur dadurch, dass sich dieses muster jeden tag aufs neue wiederholt. der - oder die - meister sind eigentlich tot, ueberholt, indem sie diesen ablauf weder unterbrechen noch gaenzlich stoppen.

so far, liebe gruesse aus dublin derzeit - jochen


From niels.boeing Fri Jan 10 13:09:24 2003
Subject: Re: anmerkungen zu elfterseptember.info

deine schlussfolgerung, gregor,

> Es gibt aus meiner Sicht mittelfristig keinen möglichen Terrorangriff, der WTC toppen könnte. Der Terrorismus ist tot - als illegitime, asymmetrische Kriegserklärung ist er aus dem Rahmen gefallen.

finde ich sehr interessant. allerdings recht optimistisch. aber weil moritz noch mal nachfragte, will ich meine überlegungen klarer formulieren.

die entscheidende frage ist: wo in dem spektrum zwischen schlamperei bei der aufklärung und wissentlichem geschehenlassen hat sich die CIA in den monaten vor dem 11.9. bewegt?

ich halte sie nicht für akademisch, denn davon hängt ab, welche innen- und außenpolitische strategie die bush-kamarilla wirklich verfolgt.

heißt die antwort "schlamperei", wären die von bush eingeleiteten maßnahmen tatsächlich eine reaktion und keine aktion. dann könnte man sich bekreuzigen und sagen: schlimm, dass sie jetzt ein homeland security ministerium machen, verdächtige ohne juristische grundlage monatelang in u-haft stecken etc. aber es wäre zumindest kein vorsatz. der militärisch "krieg gegen den terror" wäre dann eine zwar fragwürdige, aber immerhin halbwegs spontane reaktion.

dagegen spricht, dass die exakten afghanistan-aufmarsch-pläne nachweislich wenige tage vor dem 11.9. vorlagen.

heißt die antwort "geschehenlassen" (=3D pearl harbor 2), kann man davon ausgehen, dass auch die innenpolitischen pläne schon in schubladen reiften. dann aber muss man sich den kopf zerbrechen, was die bush-kamarilla mittelfristig WIRKLICH will und wie entschlossen sie ist, das durchzusetzen. wir hätten es meines erachtens dann mit einer neo-imperialen politik zu tun, die eine neue weltordnung in angriff nimmt. welche rolle wäre dann aber UNS, also EUROPA, zugedacht? worein würden wir dann gezogen?

während gregor, moritz... die erste antwort für richtig halten, entscheide ich mich für die zweite (kann das irgendwann auch noch mal vertiefen, wenn ich etwas zeit finde). mir ist aber wichtig, darauf hinzuweisen, dass die zweite variante nicht beinhaltet, die CIA hätte das WTC selbst abgeschossen (also reichstagsbrand 2 statt pearl harbor 2). das überstiege auch meine vorstellungskraft.

ihr anderen, was haltet ihr für plausibel?

und: kommen wir mit den beiden antworten zu den selben schlüssen bezüglich des irak-krieges, ist eine weitere frage.

nbo


From urbach@taz.de Fri Jan 10 12:50:18 2003
Subject: Re: anmerkungen zu elfterseptember.info

Hi Leute,

es gibt so viele Gründe, warum ich mir wünsche, Bush möge von einem texanischem Bullen überrannt werden - aber der 11/9 als eine supergeheime Geheimdienstoperation, das geht mir doch ein wenig zu weit. Ich schließe mich daher im wesentlichen Gregor und Moritz an, würde aber nicht so weit gehen, vom "toten Terrorismus" zu sprechen.

Gregor (hi, liebe Grüße alter Junge und nachträglich Glückwünsche zum Geburtstag!), ich fürchte Du übertreibt leider etwas in Deiner sehr originellen Betrachtung zum aus dem Rahmen gefallenen Terror. Aber lehrt uns nicht der Nahe Osten, dass auch ein herkömmlicher Eine-Person-mit-TNT-Gürtel-Terror auf Dauer sehr wirksam sein kann. Auch als letztes Mittel der Unterlegenen in einem Konflikt.

Zumdem fällt mir einiges ein, um den Anschlag auf die Twin Towers "zu toppen": Zum Beispiel eine taktische Atombombe gezündet in einer Großstadt, oder ein gezielter Panzerfaustanschlag auf einen Atommeiler. Da könnte man nämlich nicht einfach wieder neu bauen ... Auch eine kleine Pockenepidemie hätte aus Sicht der Terroristen ihren Reiz.

Ich denke im übrigen, lieber Niels, aus den Videos von Bin Laden läßt sich ein Bekenntnis zu den Anschlägen klar ablesen - aber vermutlich steckte da auch nur Eminem dahinter ... (-;

Zwei Anmerkungen noch: Die Neigung zu Verschwörungstheorien spiegelt meines Erachtens oft nur einen Charakterzug vieler Verschwörungstheoretiker wieder: Nämlich den, sich als Opfer zu definieren. Wer sich als Opfer (des Systems, der Umstände, oder was auch immer) sieht, neigt dazu, seine Kraft zu unterschätzen, und die des Gegenspielers zu überschätzen - im Extremfall traut das Opfer seinem Gegenüber einfach alles zu, jede noch so absurde Verschwörung, wie kompliziert auch immer. Der Gegner ist eben allmächtig. Es ist kein Wunder, dass ausgerechnet in den (einst mächtigen) arabischen Völkern, wo nach den Niederlagen gegen Israel das Selbstvertrauen gegenüber dem Westen eher gering verteilt ist, so viele Verschwörungstheorien kursieren.

Bröckers verkauft auf derselben Homepage wie sein Buch auch die tolle Theorie von den Biophotonen.


From Moritzmeister Fri Jan 10 11:23:36 2003
Subject: Re: anmerkungen zu elfterseptember.info

Als eher gemäßigte Stimme schließe ich mich den Gedanken von Franz und Gregor an, insbesondere letzterem. Würde mich interessieren, ob diejenige, die anderer Meinung sind, Gregors Argumente entkräften können, denn sie erscheinen mir doch recht plausibel.


From sedlag Fri Jan 10 01:52:35 2003
Subject: Re: anmerkungen zu elfterseptember.info

Hi Niels,

At 12:58 Uhr +0100 09.01.2003, Niels Boeing wrote:mich würde interessieren, wer von euch denn die "offizielle" version"bin laden und al qaida waren's ganz alleine" wirklich für richtig,oder gar bewiesen, hält. wir sind immerhin 80 leute auf der liste,da fände ich eine kleine umfrage zur aktuellen lage dochhochspannend.

Ich halte die sogenannte "offizielle" Version für die der Wahrheit sehr nahe kommende. Die im Vorfeld erfolgten Schlampereien der Geheimdienste sind systemimmanent und werden auf Jahrzehnte betrachtet sich wieder einschleichen.

Gegen eine Verschwörungstheorie - selbst ein absichtliches Weggucken, um hinterher mehr Kompetenzen zu erhalten - spricht, dass bürokratische Systeme eine solche kühne und risikobehaftete Strategie nicht in Kauf genommen hätten.

Stellt euch vor, die Flugzeuge hätten nicht getroffen, die Übernahme durch die Hi-Jacker hätte nicht geklappt, das Geschehen wäre trotzdem massiv genug gewesen, um Journalisten unangenehme Nachfragen nach dem Versagen der Dienste zu stellen (die Frankfurt-Pappflugzeug-Attacke hat ja sofort eine Privatflugplatz-Debatte ausgelöst).

Stellt euch vor, sie würden die Beteiligung irgendwelcher Regierungsstellen herausfinden. Denn der massive Druck auf alle kritischen Stimmen post-9/11 konnte sich ja nur unter den Bedingungen der eingetroffenen Katastrophe entfalten.

Eine Beinahe-Katastrophe ist immer auch eine halbe Komödie.

Aber auch Bin Laden war über den massiven Impact der Aktion überrascht. Und langfristig wird Al-Qaida doch das Schicksal eines "One-Hit-Wonders" ereilen. Denn "Terrorismus" ist seit dem 11. September aus seinem vorgegebenen Bedeutungskontext herausgefalllen.

Terror braucht ja gerade die "heile Welt", in die er Furcht und Schrecken bringt, wie ein Parasit den Wirt. Wenn der Parasit den Wirt durch einen allergischen Schock existenziell ins Mark trifft, verliert er seine Daseinsberechtigung.

D. h. Al-Qaida ist Opfer des eigenen Erfolgs geworden. Angriffe wie USS Cole, selbst die verheerenden, aber letztlich peripheren Botschafts-Attacken in Afrika sind das geeignete Maß, um Unsicherheit zu verbreiten. Nach 9/11 sind diese Mid-Size Attacks wie Djerba, Bali oder Kenia doch irrelevant.

Es gibt aus meiner Sicht mittelfristig keinen möglichen Terrorangriff, der WTC toppen könnte. Der Terrorismus ist tot - als illegitime, asymmetrische Kriegserklärung ist er aus dem Rahmen gefallen.


From fcbui Thu Jan 9 14:21:22 2003
Subject: Re: anmerkungen zu elfterseptember.info

Hallo,

my 2 Cents: Es gibt meines Wissens keine Beweise, die gerichtswirksam wären, für "bin laden und al qaida waren's". über die Hintermänner werden wir im Zweifel eh nie wirklich etwas erfahren. Von daher halte ich mich an folgendes: Wer profitiert nun am meisten? Wer hätte es wissen können? Wer hat bereits bewiesen, daß er durchaus harte Abwägungen treffen kann und manches duldet und/oder geschehen läßt, weil es der eigenen Interessenlage entgegenkommt. Zum Thema Verschwörungstheorien: Ich befasse mich, wie manche hier wissen, durchaus intensiv mit dem Thema, aber eines kann ich einfach nicht ausschließen: Manchmal läuft etwas schief, weil Menschen versagen (aus Sicht der USA), manchmal klappt manches besser, als man erwartet hätte (aus Sicht der Terroristen, ganz gleich, welche es waren). Ich tue mir bei aller Liebe für Illuminaten und Konsorten sehr schwer damit, eine echte Verschwörung dahinter zu sehen, denn erstens habe ich meine Zweifel, ob 911 so wirklich planbar war, und zweitens sind Weltverschwörung auch immer ein bequemes Mittel, um auf andere (mächtigere) zu verweisen und sich letztlich selbst zu entmündigen (ich weiß nicht, ob das jetzt verständlich war). Wie dem auch sei, viel interessanter und wichtiger finde ich, was jetzt aus der Situation gemacht wird, wer die Lage ausnutzt, wie unsere Rechte beschnitten werden und was wir dagegen und gegen diesen Krieg tun können.

P.S.: Sagt nichts gegen die Hohlwelttheorie!


From sk12 Thu Jan 9 14:45:16 2003
Subject: genua revisited

das finde ich ja auch interessant, und dass just die welt recht gross darueber berichtet, S.

Italiens Polizei fälschte Beweise in Genua Beamte schoben während des G-8-Gipfels 2001 Demonstranten vor Festnahme auch Molotow-Cocktails unter http://www.welt.de/data/2003/01/09/31121.html


From niels.boeing Thu Jan 9 12:56:21 2003
Subject: Re: anmerkungen zu elfterseptember.info

schon klar, dass es viele verschwörungstheorien gibt, deren hintergründe unterschiedlicher politischer couleur sind. ich persönlich teile die einschätzung von matthias bröckers, der in seinem buch "11.9." (auf basis seiner telepolis-serie, s.a. http://www.broeckers.com) relativ unaufgeregt versucht, ein realistisches szenario jenseits aller mossad-/hohlwelt- und anderer phantasien zu entwickeln. bröckers ist vor allem von spiegel-mann broder heftig angegangen worden, und der spiegel spielt in der berichterstattung zum 11.9. eine wenig glänzende rolle.

mich würde interessieren, wer von euch denn die "offizielle" version "bin laden und al qaida waren's ganz alleine" wirklich für richtig, oder gar bewiesen, hält. wir sind immerhin 80 leute auf der liste, da fände ich eine kleine umfrage zur aktuellen lage doch hochspannend.

mein votum habe ich ja abgegeben. schreibt doch bitte mal zwei, drei sätze zu eurer sicht der dinge.

ciao, nbo


From Joachim.Langer Thu Jan 9 12:25:29 2003
Subject: anmerkungen zu elfterseptember.info

moechte doch gerne auf den hintergrund des websiteverantwortlichen von elfterseptember.info verweisen, der im bereich "DOWNLOAD" seiner site spaetestens durch ein gezieltes israel-interesse "besticht"... die dortigen artikel stammen urspruenglich aus der "zeitenschrift". ueber diese berichtet der INFORMATIONSDIENST GEGEN RECHTSEXTREMISMUS unter http://www.idgr.de/lexikon/stich/xyz/zeitenschrift/zeitenschrift.html

nur ein auszug: "...Eine in sog. esoterischen Kreisen recht beliebte Lektüre ist die im Herbst 1993 erstmals erscheinende Publikation Zeitenschrift, die aus dem näheren Umfeld der theosophischen Sekte Universale Kirche stammt. Mitherausgeberin ist Ursula Seiler-Spielmann, sich wie ihr Ehemann Benjamin Seiler darin ihren abstrusen und einfältigen Verschwörungsphantasien hingibt. Schon die Titelgeschichte der ersten Nummer aus dem Jahr 1993 hat den okkulten Mythos von den übermenschen und der unterirdischen Stadt Shambala im Himalaya-Gebiet zum Thema.[1] Auch in den Folgeausgaben wird immer wieder behauptet, dass die Welt innen hohl sei und im Erdinnern deutsche Nazis samt ihren Flugscheiben wohnten. Angereichert werden diese Themen von Nazi-Apologetik, antisemitischen Anspielungen und dem ariosophischen Gedankengut des Lanz von Liebenfels. Die Nazis, so Seiler-Spielmann, hätten das "hohe geistige Geheimwissen der Thule-Gesellschaft" missbraucht. ..."

ueber den autor des buches finden sich ebenfalls verweise, rein "positiver" art. vor allem ist www.wasserauto.de aufschlussreich. hier offenbart sich dann eine verbindung des webmasters (kuerzel PM identisch mit jenem von elfterseptember.info) zu lyndon larouches "buergerbewegung solidaritaet" und irre-aufgeklaerten anderen texten ("...Diese monströse Entwicklung, angeleitet von wahren ìIntelligenzbestienî ist nicht die Absicht der Menschheit, trotzdem geschieht es - weil sie in ìResonanzî dazu steht. Der Kosmos ist multidimensional, wir befinden uns in der Hierachie genau zwischen den 7 luziferischen und den 7 göttlichen Ebenen. Es steht uns also frei, wohin wir uns wenden. Wenden wir uns an Jesus Christus, kann er uns helfen. Schlagen wir seine Hand aus, begeben wir uns in die Hände Luzifers/Ahrimans...." - im bereich "POLITIK")

na, nun wolln wir mal gut lassen...


From Moritzmeister Wed Jan 8 16:03:18 2003
Subject: Artikel aus dem Independent of 04 January 2003

... no comments, just read

> An article by Robert fisk in the independent, high-lighting the lies we are told on a daily basis

Robert Fisk: The double standards, dubious morality and duplicity of this fight against terror

Meanwhile, we are ploughing on to war in Iraq, which has oil, but avoiding war in Korea, which does not have oil 04 January 2003 I think I'm getting the picture. North Korea breaks all its nuclear agreements with the United States, throws out UN inspectors and sets off to make a bomb a year, and President Bush says it's "a diplomatic issue". Iraq hands over a 12,000-page account of its weapons production and allows UN inspectors to roam all over the country, and - after they've found not a jam-jar of dangerous chemicals in 230 raids - President Bush announces that Iraq is a threat to America, has not disarmed and may have to be invaded. So that's it, then. How, readers keep asking me in the most eloquent of letters, does he get away with it? Indeed, how does Tony Blair get away with it? Not long ago in the House of Commons, our dear Prime Minister was announcing in his usual schoolmasterly tones - the ones used on particularly inattentive or dim boys in class - that Saddam's factories of mass destruction were "up [pause] and running [pause] now." But the Dear Leader in Pyongyang does have factories that are "up [pause] and running [pause] now". And Tony Blair is silent. Why do we tolerate this? Why do Americans? Over the past few days, there has been just the smallest of hints that the American media - the biggest and most culpable backer of the White House's campaign of mendacity - has been, ever so timidly, asking a few questions. Months after The Independent first began to draw its readers' attention to Donald Rumsfeld's chummy personal visits to Saddam in Baghdad at the height of Iraq's use of poison gas against Iran in 1983, The Washington Post has at last decided to tell its own readers a bit of what was going on. The reporter Michael Dobbs includes the usual weasel clauses ("opinions differ among Middle East experts... whether Washington could have done more to stop the flow to Baghdad of technology for building weapons of mass destruction"), but the thrust is there: we created the monster and Mr Rumsfeld played his part in doing so. But no American - or British - newspaper has dared to investigate another, almost equally dangerous, relationship that the present US administration is forging behind our backs: with the military-supported regime in Algeria. For 10 years now, one of the world's dirtiest wars has been fought out in this country, supposedly between "Islamists" and "security forces", in which almost 200,000 people - mostly civilians - have been killed. But over the past five years there has been growing evidence that elements of those same security forces were involved in some of the bloodiest massacres, including the throat-cutting of babies. The Independent has published the most detailed reports of Algerian police torture and of the extrajudicial executions of women as well as men. Yet the US, as part of its obscene "war on terror", has cosied up to the Algerian regime. It is helping to re-arm Algeria's army and promised more assistance. William Burns, the US Assistant Secretary of State for the Middle East, announced that Washington "has much to learn from Algeria on ways to fight terrorism". And of course, he's right. The Algerian security forces can instruct the Americans on how to make a male or female prisoner believe that they are going to suffocate. The method - US personnel can find the experts in this particular torture technique working in the basement of the Ch&Mac226;teau Neuf police station in central Algiers - is to cover the trussed-up victim's mouth with a rag and then soak it with cleaning fluid. The prisoner slowly suffocates. There's also, of course, the usual nail-pulling and the usual wires attached to penises and vaginas and - I'll always remember the eye-witness description - the rape of an old woman in a police station, from which she emerged, covered in blood, urging other prisoners to resist. Some of the witnesses to these abominations were Algerian police officers who had sought sanctuary in London. But rest assured, Mr Burns is right, America has much to learn from the Algerians. Already, for example - don't ask why this never reached the newspapers - the Algerian army chief of staff has been warmly welcomed at Nato's southern command headquarters at Naples. And the Americans are learning. A national security official attached to the CIA divulged last month that when it came to prisoners, "our guys may kick them around a little in the adrenaline of the immediate aftermath (sic)." Another US "national security" official announced that "pain control in wounded patients is a very subjective thing". But let's be fair. The Americans may have learnt this wickedness from the Algerians. They could just as well have learned it from the Taliban. Meanwhile, inside the US, the profiling of Muslims goes on apace. On 17 November, thousands of Iranians, Iraqis, Syrians, Libyans, Afghans, Bahrainis, Eritreans, Lebanese, Moroccans, Omanis, Qataris, Somalis, Tunisians, Yemenis and Emiratis turned up at federal offices to be finger-printed. The New York Times - the most chicken of all the American papers in covering the post-9/11 story - revealed (only in paragraph five of its report, of course) that "over the past week, agency officials... have handcuffed and detained hundreds of men who showed up to be finger-printed. In some cases the men had expired student or work visas; in other cases, the men could not provide adequate documentation of their immigration status." In Los Angeles, the cops ran out of plastic handcuffs as they herded men off to the lockup. Of the 1,000 men arrested without trial or charges after 11 September, many were native-born Americans. Indeed, many Americans don't even know what the chilling acronym of the "US Patriot Act" even stands for. "Patriot" is not a reference to patriotism. The name stands for the "United and Strengthening America by Providing Appropriate Tools Required to Intercept and Obstruct Terrorism Act". America's $200m (£125m) "Total Awareness Programme" will permit the US government to monitor citizens' e-mail and internet activity and collect data on the movement of all Americans. And although we have not been told about this by our journalists, the US administration is now pestering European governments for the contents of their own citizens' data files. The most recent - and most preposterous - of these claims came in a US demand for access to the computer records of the French national airline, Air France, so that it could "profile" thousands of its passengers. All this is beyond the wildest dreams of Saddam and the Dear Leader Kim. The new rules even worm their way into academia. Take the friendly little university of Purdue in Indiana, where I lectured a few weeks ago. With federal funds, it's now setting up an "Institute for Homeland Security", whose 18 "experts" will include executives from Boeing and Hewlett-Packard and US Defence and State Department officials, to organise "research programmes" around "critical mission areas". What, I wonder, are these areas to be? Surely nothing to do with injustice in the Middle East, the Arab-Israeli conflict or the presence of thousands of US troops on Arab lands. After all, it was Richard Perle, the most sinister of George Bush's pro-Israeli advisers, who stated last year that "terrorism must be decontextualised". Meanwhile, we are - on that very basis - ploughing on to war in Iraq, which has oil, but avoiding war in Korea, which does not have oil. And our leaders are getting away with it. In doing so, we are threatening the innocent, torturing our prisoners and "learning" from men who should be in the dock for war crimes. This, then, is our true memorial to the men and women so cruelly murdered in the crimes against humanity of 11 September 2001.


From sk12 Wed Jan 8 12:41:12 2003
Subject: Re: Irak, Reflation, Deflation und das Ende des Kapitalismus

Niels Boeing schrieb am 08.01.2003 11:25 Uhr

> a) der krieg gegen den terror incl. 9/11 geopolitisch lange kalkuliert war, um b) die weltwirtschaft in eine orwell'sche dauerkriegswirtschaft à 1984 zu verwandeln.

zu derlei "verschwoerungstheorien" noch einen beitrag, ueber den ich grade gestolpert bin: -- 14. Diskussionsforen, Newsgroups, Initiativen und Nachrichten

http://www.elfterseptember.info/ - Im Zuge des Bestsellers des französische n Journalisten Thierry Meyssan versucht sich nun auch sein deutscher Kollege Christian Guthart am Beweis der These, dass das Pentagon am 11. September 2001 nicht von einem Flugzeug getroffen wurde. Er geht dabei sogar noch einen Schritt weiter: "Christian Guthart weist in seinem neuen Buch anhand von umfangreichen Auswertungen von Photomaterial nach, daß die Zerstörungen des WTC und am Pentagon nicht durch Flugzeugeinschläge, sondern durch gezielte Sprengungen verursacht wurden. Es hat keine Flugzeuge gegeben." (Link vom 07.01.2003)


From niels.boeing Wed Jan 8 11:23:19 2003
Subject: Irak, Reflation, Deflation und das Ende des Kapitalismus

hallo km 21.0,

abgesehen vom drohenden irak-krieg gibt es noch ein überthema für dieses jahr: ob die deflation kommt und die weltwirtschaft in eine abwärtsspirale zieht wie anfang der 30er.

robert hat ja vor einigen tagen in seinem zeit-artikel (http://www.zeit.de/2003/02/G-B_9arsenausblick) über die lösung der "reflation" geschrieben. die notenbanken drucken geld, und alles wird hoffentlich gut.

was spricht aber eigentlich gegen die "große systemkrise", die - so meint robert - linke und neoliberale gleichermaßen herbeisehnen? erstere, um den kapitalismus in trümmern zu sehen, letztere, um endlich den sozialstaat schlachten zu können?

meines erachtens ist reflation keine lösung. denn obwohl der kapitalismus in der materiellen produktion die erfolgreichste historische epoche ist, sollte er nicht das "ende der geschichte" sein, denn seine nebenwirkungen - die keiner von uns unmittelbar spürt - auf diverse weltgegenden sind katastrophal.

was würde nach dem kapitalismus kommen? anarchie und völkerwanderung wie nach dem ende des römischen reiches?

oder gibt es einen hebel, den kapitalismus intelligenter zu machen, ihn auf eine neue stufe zu hieven?

um noch einmal den bogen zurück zum irak zu schlagen: ich halte es für möglich, dass

a) der krieg gegen den terror incl. 9/11 geopolitisch lange kalkuliert war, um b) die weltwirtschaft in eine orwell'sche dauerkriegswirtschaft à la 1984 zu verwandeln.

das wäre dann das dritte szenario: nicht per reflation zurück zum business as usual, auch nicht ein systemzusammenbruch, sondern eine neue besonderes aggressive phase des militarismus mit massiver einschränkung der menschenrechte auch da, wo sie bisher hochgehalten wurden.

2003 - das jahr, in dem der globale bushismus beginnt. irgendwelche gegenvorschläge?

ciao, nbo


From fcbui Mon Jan 6 17:04:29 2003
Subject: Re: Irak-Krieg!

Hallo,

Justin, Du sprichst mir aus der Seele. Die Kultur der Angst (siehe "Bowling for Columbine") trägt Ihre Früchte. Und dann gibt es auch noch Vollidioten, die kleine Motorsegler in Hochhäuser krachen lassen wollen und das gemütliche Sonntagnachmittagsleben eines Stadtzentrums lahmlegen. Aber eines hat er erreicht: brutalstmögliche Aufmerksamkeit für sich mit entsprechender Ablenkung von wirklich wichtigen Themen.

Anbei noch ein Interview mit dem unvermeidlichen Noam Chomsky aus dem "Freitag" vom 27.12.2002.

Gruß

Franz

Kommando-Unternehmen Angst

IM GESPRÄCH Noam Chomsky über die Tradition amerikanischer Hysterie, über den Terminplan der Republikaner und die Heuchelei des "linken" Interventionismus

Noam Chomsky ist zu einer Art Schutzpatron der Globalisierungskritiker weltweit geworden, in seinem Engagement und intellektuellen Profil vergleichbar mit dem verstorbenen französischen Soziologen Pierre Bourdieu. In diesen Wochen reist der emeritierte Linguistik-Professor durch die USA und ermutigt die Oppositionsbewegung zum Widerspruch gegen den drohenden Irak-Krieg. Die von den amerikanischen Medien behauptete Popularität des Präsidenten George W. Bush hält Chomsky für Propaganda.

FREITAG: Wenn man 15 Monate nach dem 11. September durch die USA reist, bietet sich immer noch ein sehr eindrucksvolles Bild. Fahnen so weit das Auge reicht, Slogans, militärische Rhetorik, eine Stimmung des nationalen Aufbruchs ist spürbar, die den Europäer an 1914 erinnern muss. Wie erklären Sie sich diese Tiefe des Traumas, das durch den Angriff auf die "Twin-Towers" verursacht wurde und das Amerika anscheinend in einen permanenten Kriegszustand versetzt hat?

NOAM CHOMSKY: Zuallererst muss ich feststellen, dass die Situation auf eindrucksvolle Weise durch das genaue Gegenteil Ihrer Beschreibung gekennzeichnet ist. Vor wenigen Tagen beispielsweise habe ich auf einem Forum an der Harvard-Universität gesprochen. Es war das erste Mal, dass ich Gelegenheit dazu hatte. Der Ansturm war unglaublich, weit mehr als tausend Zuhörer, mehr als je zuvor bei einer vergleichbaren Veranstaltung. Tage zuvor das gleiche Bild, als ich in Milwaukee, einer Arbeiterstadt, auf einer Versammlung sprach, die von einer Bürgerinitiative gegen den Irak-Krieg organisiert worden war. Das ist das erste Mal in der Geschichte, dass es Proteste in diesem Ausmaß gibt, bevor der Krieg überhaupt begonnen hat. Als die USA vor 40 Jahren Vietnam angriffen, war das ganz anders. Es hat Jahre gedauert, bevor der Widerstand dieses Ausmaß erreichte. Da war Vietnam schon fast völlig zerstört, Hanoi buchstäblich in Grund und Boden gebombt mit wahrscheinlich Hunderttausenden von Toten. Auf der anderen Seite haben Sie Recht. Die Menschen in diesem Land haben Angst. Tatsächlich ist Angst ein wichtiges Ziel der Kriegspartei, der Republikaner. Sie wollen, dass dieser Krieg stattfindet, weil Krieg die Angst weiter steigert. Eine verängstigte Bevölkerung muckt nicht auf, sie duckt sich vor der Macht.

Weshalb ist diese Politik der Angst, von der Sie sprechen, so wirksam?

1981 hat Ronald Reagan ja schon einmal den "Krieg gegen den Terror" ausgerufen mit haargenau der gleichen Rhetorik wie nach dem 11. September. Wer waren damals die Terroristen? Es waren die Sandinisten in Nicaragua, von denen die Regierung behauptete, sie könnten jeden Augenblick in Texas einmarschieren, das ja nur zwei Tagesmärsche von Nicaragua entfernt ist. Ganz Amerika zitterte. Der damalige Außenminister George Shultz behauptete allen Ernstes, die Sandinisten folgten einer Strategie aus Hitlers Mein Kampf und planten eine Eroberung der Hemisphäre. Man muss sich das vorstellen: Eines der ärmsten Länder der beiden Amerika marschiert auf Washington, erobert die Hemisphäre nach den Plänen Adolf Hitlers. Reagan erklärte den nationalen Notstand wegen dieser "existenziellen Bedrohung der Sicherheit der Vereinigten Staaten" und ließ ihn Jahr für Jahr verlängern. Gleichzeitig verschanzte er sich im Weißen Haus, weil angeblich libysche Killer im Auftrag Ghaddafis die Straßen von Washington unsicher machten. Angst ist eine Standardtechnik der Macht. Die Vereinigten Staaten haben sie nicht erfunden, aber sie funktioniert hier sehr gut, weil die Amerikaner aus verschiedenen Gründen zu Angsthysterien neigen. Nehmen wir die Angst vor "Aliens". In Europa glauben vielleicht ein paar Verrückte in geschlossenen Anstalten, dass wir von Extraterrestrischen infiltriert sind. In den USA dagegen ist diese Angst weit verbreitet. Und im Fall des 11. September war das reale Ereignis ja furchterregend genug. Zum ersten Mal in der Geschichte wurden die Kanonen umgedreht. Zum ersten Mal haben diejenigen, die traditionell die Opfer waren, einen kleinen Teil jener Gewalt zurückgegeben, die sie bisher vom Westen erfahren hatten. Und das ist natürlich ein enormer Schock.

Warum ist das amerikanische politische System so versiegelt, dass selbst die enorme Verschlechterung der Lebensbedingungen für die Mittelklasse kaum einen Reflex auslöst?

Wir haben kein wirkliches politisches System, keine Parteien. Es gibt nur die eine Unternehmer-Partei mit zwei Flügeln. Und das ist schon sehr lange so. Die Präsidentschaftswahl von 2000 ein Wahlbetrug!? Wen interessiert das? Drei Viertel der Bevölkerung sehen das ganze Wahlspektakel als Farce, als eine Art Privatvergnügen für Besserverdienende unter massiver Beteilung der Werbeindustrie. Und wenn man doch zur Wahl geht, sind die Kriterien alles andere als eigene Interessen. Die Reichen wählen nach ihrer Interessenlage, sie wählen den reaktionären Flügel der amerikanischen Unternehmerpartei, weil der ihnen Steuersenkungen verspricht. Die große Masse aber entscheidet nach völlig irrelevanten Kriterien, die mit ihren wirtschaftlichen oder existenziellen Interessen absolut nichts zu tun haben. Ob der Kandidat religiös ist oder nicht, ob er den Leuten die Schusswaffen lassen will. Wenn man in diesem Land ein politisches System aufbauen wollte, müsste man ganz von vorn anfangen.

Sie haben betont, dass die Ereignisse des 11. September ein Wendepunkt waren, weil zum ersten Mal "die Kanonen umgedreht" wurden. Zugleich aber haben Sie konstatiert, dass es eine historische Kontinuität gibt, zwischen Projekten, die vor und nach dem 11. September verfolgt werden. Welche Projekte haben Sie dabei im Auge?

Innenpolitisch geht es beispielsweise um weitere dauerhafte Steuersenkungen für die Reichen. Bush kam damit vor kurzem nicht durch, aber nach dem Irak-Krieg gibt es sicher wieder Gelegenheit dazu. Auch deshalb ist Irak jetzt, in diesem Winter, ein Problem und nicht erst in sechs Monaten. Saddam Hussein ist ohne Zweifel immer noch der abscheuliche, mordgeile Verbrecher, der er schon war, als die Vereinigten Staaten und Großbritannien ihm noch fröhlich beistanden. Aber er ist viel schwächer als damals, als der Westen ihn unterstützte. Was ist es, das ihn plötzlich zu einer so tödlichen Bedrohung macht, dass die Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice schon einen Atompilz über New York prophezeit, wenn der Irak nicht in diesem Winter besiegt wird? Hat sich etwa die Einschätzung der Gefahr verändert? Natürlich nicht! Diese Leute sind schließlich nicht verrückt. Nein, es ist die eine, wahrscheinlich unwiederbringliche Gelegenheit, die uralten Pläne zur Eroberung der nach Saudi- Arabien weltweit größten lvorkommen endlich in die Tat umzusetzen. Und der Terminplan muss strikt eingehalten werden. Es muss in diesem Winter sein, nicht etwa im nächsten. Nicht wegen Saddam Husseins Atompilz über New York, sondern weil im nächsten Winter der Wahlkampf bereits in vollem Gange ist, und da müssen die Amerikaner schon in Stimmung sein. Unter keinen Umständen dürfen sie über die Renten oder die Gesundheitsversorgung nachdenken. An den jüngsten Triumph des großen "Cowboys" müssen sie sich erinnern, der sie vom sicheren Verderben gerettet hat. Das ist eine Standard-Technik der Macht. Eine politische Banalität. Eine deutsche Justizministerin musste den Hut nehmen, weil sie solche Banalitäten ausgesprochen hat. Aber sie hatte prinzipiell Recht, das findet man in der deutschen Geschichte genauso wie anderswo. Niemand hat sich bisher etwas Wirksameres ausdenken können. Deshalb ist Saddam Hussein plötzlich diese tödliche Gefahr, deshalb muss noch in diesem Winter gekämpft werden.

Ein Teil der europäischen Linken will in dem Angriff auf das World Trade Center einen Widerstand gegen den Prozess der Globalisierung erkennen, eine Art Dysfunktion der Herrschaftsverhältnisse zwischen Zentrum und Peripherie des globalen Wirtschaftssystems. Terroristische Gewalt als Antwort auf den strukturellen und kulturellen Gewaltcharakter der Weltwirtschaft. Was halten Sie von dieser These?

Ich halte mich an das, was wir über die Islamisten wissen. Ich meine, sie mögen Wahnsinnige sein, aber sie sagen sehr genau und schon seit langem, was ihre Ziele und Motive sind. In den achtziger Jahren haben der britische Geheimdienst und die CIA die wahnsinnigsten Killer, die sie irgendwo auftreiben konnten, in Trainingslager gesteckt und bewaffnet. Die wurden dann gegen die Russen losgelassen, vor allem in Afghanistan. Sobald aber die - nach ihrer Terminologie "Ungläubigen" - das "Heilige Land" verlassen hatten, stellten sie ihre Angriffe ein. Nicht in Tschetschenien. Das ist in ihren Augen wieder ein Fall von Besetzung eines "Heiligen Landes durch die Ungläubigen". Zur gleichen Zeit, da Islamisten 1993 zum ersten Mal versuchten, das World Trade Center in die Luft zu sprengen, hat Bill Clinton afghanische Terroristen nach Bosnien fliegen lassen, damit sie dort an Kampfhandlungen teilnehmen konnten. Die Wende im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten kam, als wir das "Allerheiligste des Heiligen Landes" besetzten, als wir in Saudi-Arabien Militärstützpunkte einrichteten und in der Region diktatorische Regime stützten, die nach ihren Vorstellungen nicht "islamisch" sind. Die Islamisten werden so lange kämpfen, bis die "Ungläubigen" von dort vertrieben sind. Das ist ihr Ziel, die Globalisierung ist ihnen ziemlich gleichgültig.

In Europa haben viele Linke die Verhaftungen von Pinochet begrüßt und den Krieg gegen Serbien unterstützt, weil die Bilder des vorausgegangenen Völkermords in Kroatien und Bosnien Passivität untragbar erscheinen ließen. Ist die "humanitäre Frage" tatsächlich nur ein mächtiges Instrument zur Manipulation der öffentlichen Meinung?

Man muss sich schon eine ausgewachsene geschichtliche Amnesie zugezogen haben, um diesem Diskurs Glauben zu schenken. Was ist denn an der "Einmischung in innere Angelegenheiten", am "Regimewechsel" neu? Schon vor 40 Jahren hat John F. Kennedy seinem Stab befohlen, wie es wörtlich hieß, "alle Schrecken der Erde" auf das Castro-Regime loszulassen, weil "dessen bloße Existenz bereits eine erfolgreiche Herausforderung der amerikanischen Politik der letzten 150 Jahre in dieser Region darstellt". Was folgte, waren terroristische Unternehmungen aller Art, die dann zur Kuba-Krise führten und auch nach der Kuba-Krise fortgesetzt wurden. Immer ging es dabei um einen "Regime-Wechsel".

Sehen Sie keine Veränderung in der Haltung des Westens, insbesondere in den neunziger Jahren?

Wer von den neunziger Jahren spricht, muss sich zunächst mit den Gräueln der Türkei gegen die Kurden befassen. Zwei bis drei Millionen Menschen wurden vertrieben, Zehntausende auf barbarische Weise getötet. Vor einigen Monaten erst habe ich dort die Spuren besichtigt. Wie war das möglich? Es war möglich durch die Unterstützung der NATO. Zu 80 Prozent kamen die Waffen aus den USA, einschließlich Flugzeuge, Napalm und Panzer. Das war keine kleine "ethnische Säuberung". Das war eine riesige logistische Operation. In einem einzigen Jahr, 1997, schickte das Amerika Bill Clintons mehr Waffen in die Türkei als in der gesamten Nachkriegszeit zusammengenommen. Das alles geschah unmittelbar unter den Augen der Europäer. Haben sie sich darum geschert? Natürlich nicht! Europa hat mitgemacht. Was sagt uns das über die westliche Sensibilität gegenüber dem Völkermord? Genozide sind akzeptabel, solange der Westen sie verübt. Zur gleichen Zeit eskalierten die Gräueltaten der Indonesier in Ost-Timor. Indonesien wurde von Großbritannien und den USA unterstützt. 1999 ging es dort schlimmer zu als im Kosovo. Die indonesischen Militärs hatten schon ein Drittel der Menschen getötet und ließen die Welt wissen, dass sie Ost-Timor zerstören würden, wenn seine Bewohner nicht in ihrem Sinne abstimmen würden. Briten und Amerikaner hinderte das nicht, mit ihrer Unterstützung fortzufahren. Nach der Abstimmung - die Bombenangriffe auf Serbien waren schon Geschichte - hielten sich die indonesischen Generäle an ihre Ankündigungen, vertrieben und töteten die Menschen zu Tausenden. Am 8. September 1999 erklärte der amerikanische Verteidigungsminister, das "Schicksal Ost-Timors liege in der Verantwortung der Indonesier", und Amerika wolle es auch dabei belassen. Erst nach drei Tagen des fortgesetzten Mordens beugte sich Clinton dem großen internationalen Druck und den Protesten im eigenen Land und forderte die indonesische Armee zum Rückzug auf. Innerhalb von Stunden zog die sich zurück und ließ eine Friedenstruppe ins Land. Man muss also keine Bomben einsetzen, um dem Völkermord ein Ende zu machen. Man muss nur aufhören, sich an ihm zu beteiligen.

Haben die Interventionen auf dem Balkan nicht doch eine andere Qualität?

Es lohnt sich, die Dokumentationen zu lesen, die vom amerikanischen und britischen Außenministerium, von den Beobachtern der NATO und der OSZE über die Ereignisse im Kosovo zusammengetragen wurden. Noch bis zum Januar 1999 gingen die Briten davon aus, dass die meisten der Gräueltaten von den Verbänden der UCK, der Albanischen Befreiungsarmee, verübt wurden. Die UCK versuchte nach eigenen Angaben, die Serben über die Grenze hinweg anzugreifen und zu überzogenen Reaktionen zu provozieren, damit man mit den begangenen Menschenrechtsverletzungen die öffentliche Meinung im Westen für sich gewinnen konnte. Mit Kriegsbeginn eskalierten dann die Menschenrechtsverletzungen in dramatischer Weise.

War das unvorhersehbar?

Es war bis in alle Details vorausgesagt worden. Unmittelbar nach dem Beginn der Bombardierungen hat General Clark, der NATO-Befehlshaber, die Presse darüber informiert, dass man nun mit einer Welle der Menschenrechtsverletzungen rechnen müsse. Heute wissen wir aus seinen "Memoiren", dass er einen Monat zuvor dasselbe in Washington gesagt hatte, als man ihm die Pläne für die Intervention vorlegte. "Sobald die Bomben fallen, werden sie die Bevölkerung zusammentreiben und umbringen", hatte er gesagt. Und auf die Frage, wie man darauf reagieren solle, empfahl er, noch mehr Bomben einzusetzen. Alle Verantwortlichen wussten also ganz genau, dass die Bomben den Völkermord anstacheln würden. Und dennoch haben sie den Befehl zu den Angriffen gegeben. Wenn die Humanisten im Westen die Gewalt beenden wollen, müssen sie nur aufhören, dabei mitzumischen. In der Türkei wäre das sehr einfach gewesen, in Ost-Timor und in Kolumbien ebenso. Wir können die ganze Liste durchgehen bis zu dem, was die Israelis in den besetzten Gebieten tun. Und auch in Serbien sieht es so aus, als habe es sehr wohl diplomatische Alternativen gegeben, die uns die furchtbaren und vorhersehbaren Verbrechen erspart hätten.

Stefan Fuchs führte das Gespräch mit Noam Chomsky am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge. Es war Teil eines Programmschwerpunkts USA beim Deutschlandfunk, Köln.


From Justin Stauber Mon Jan 6 17:04:27 2003
Subject: Irak-Krieg!

was ist das eigentlich? ist das eine neue Taktik - ohne wirkliche Fakten, sondern Taten Menschen an einen nächsten Krieg zu gewöhnen, dass wenn dann getötet wird, sich keiner mehr wirklich aufregt?

Mit welcher Selbstverständlichkeit richtet sich jeder auf einen neuen Irak-Krieg ein, ohne dass die Kontrolleure wirklich fündig geworden sind, ohne dass wirklich eine konkrete Gefahr vorliegt, ohne dass ein triftigerer Grund vorliegt Saddam Hussein auszutauschen, als n a c h !!! dem letzten Golfkrieg, als der Irak besiegt war, als die Truppen sich ergeben hatten, als Saddam Hussein Kurden vergaste und es nur einen Anruf gekostet hätte ihn abdanken zu lassen?

was ist das eigentlich? auch dass wir so ruhig dabei bleiben?

was meint ihr!!!

Gruß Justin


© 2003 km 21.0