der globus träumt

Wir glauben an einen Kern von Werten, der in den Wertesystemen aller Kulturkreise gefunden werden kann. Eine für alle verbindliche Hierarchie dieser Werte existiert aber nicht. Bei Entscheidungen werden Werte immer gegeneinander abgewogen, schon bei jedem einzelnen Menschen. Diese Abwägung kann in jeder Kultur von anderen Prioritäten bestimmt sein.

Es kommt darauf an, daß wir diese gemeinsamen Werte herausarbeiten und betonen, gleichzeitig jedoch die unterschiedlichen Gewichtungen akzeptieren. Eine allumfassende Harmonie wird nicht möglich sein, im permanenten Konflikt ist jedoch auch kein Zusammenleben möglich.

Wieder kommen wir unweigerlich an den Punkt, an dem wir einsehen müssen, daß die Etablierung einer vereinheitlichenden Grundperspektive des Zusammenlebens nicht realisierbar, ja nicht einmal wünschenswert ist. Stattdessen müssen wir unser Augenmerk auf den Prozeßcharakter aller Lebenssysteme richten: Verschiedene Perspektiven werden immer wieder aufs Neue gegeneinander abgewogen, miteinander verglichen, bis eine temporäre Basis ausgehandelt worden ist, auf der wir eine Weile weiterleben können, bis neue Fragen, Probleme und Konfliktlinien auftreten. Dann müssen wir eine neue Basis aushandeln. Wird die erneute Klärung vertagt, verzögert oder unterdrückt, werden sich die Spannungen möglicherweise irgendwann gewaltsam entladen.