das schreckliche k-wort

Was soll unser Gerede vom Kapitalismus? Dem K-Wort, das viele nicht in den Mund nehmen wollen, weil es wie Scheiße klingt?

Unter Kapitalismus verstehen wir nicht die Marktwirtschaft, sondern eine ganze Zivilisation, die sich im Laufe des 18. Jahrhunderts entwickelt hat. Die Marktwirtschaft ist nur deren ökonomische Ausprägung. Integraler Bestandteil des Kapitalismus ist das naturwissenschaftlich-technische Weltbild, dessen Aufstieg mit der industriellen Revolution zusammenfällt. Dessen zentrales Dogma ist, das nur, was quantifizierbar ist, einen Sinn hat. In letzter Konsequenz ist dieses Weltbild ebenso atheistisch wie der marxistische Materialismus. In diesem Kontext fassen wir den Marxismus und die Versuche seiner Realisierung nicht als Alternativen zum Kapitalismus auf, sondern als dessen gescheiterte staatsmonopolistische Variante. Das Scheitern ist auf den falschen Geldbegriff und das Fehlen eines privaten Eigentums an Produktionsmitteln zurückzuführen, was zu einer zum Teil erbärmlichen Produktivität und einer Bereicherung durch die herrschende Clique führte. Das mobilisierte schließlich den Volkszorn.

Wenn wir von post-kapitalistisch sprechen, schließen wir damit eine Neuauflage des Realsozialismus aus. Es geht um eine Transformation des Kapitalismus in eine neue Zivilisationsform, die das bewältigt, wovor der Kapitalismus versagt:

  • dauerhafter, schonender Umgang mit Rohstoffen
  • maximale Bildung und Zugangsmöglichkeiten zu Informationen für alle
  • Beseitigung sozialer Ungleichheit, die auf Bereicherung, informellem Klüngel und Unterwanderung der Gesetze beruht
  • die Einlösung sämtlicher Menschenrechte, die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 aufgeführt sind, für alle

Einige von Euch werden sagen: Träumt weiter! Genau das tun wir. Wir haben zumindest diese eine Utopie im Kopf in dieser utopiefeindlichen Zeit. Stillstand ist langweilig, aber nicht jede Beschleunigung verändert die Welt zum Guten.