auf nach "brazil"

Der Film "Brazil" hat ein System entworfen, das zuallererst "funktioniert" und jegliche Behinderung des reibungslosen Funktionierens brutal verfolgt, aber das ohne irgendeine ideologische Fundierung. Es gibt keine staatstragende Ideologie, wie wir sie von den totalitären Systemen dieses Jahrhunderts kennen. Wer aus der Reihe fällt oder nur unabsichtlich Unordnung verbreitet, macht sich terroristischer Absichten verdächtig.

Es ist noch nicht abzusehen, ob wir uns unaufhaltsam dorthin entwickeln in den westlichen Industriestaaten, doch Tendenzen sind durchaus erkennbar. Produktion und Konsum müssen Jahr für Jahr wachsen, Störungen und Rückschläge können dabei nicht geduldet werden. Das hat dann die scheinbar paradoxe Folge, daß Asylbewerber, die vor Terror fliehen, genauso wie Neonazis, die Terror verbreiten, zu unerwünschten Personen werden: Die einen, weil sie angeblich den Staatshaushalt belasten und die organisierte Kriminalität mit sich bringen, die anderen weil sie den Ruf des Produktionsstandortes schädigen. Um mehr geht es nicht, von einer Verletzung der Menschenwürde und von Grundrechten ist nur noch selten die Rede. Die Bevölkerung wird unterdes tagtäglich mit Werbung, Soaps und Game shows bombardiert, die die nötigen konsumreflexe erzeugen. Kritiker werden pauschal zu neidschürenden Stänkerern erklärt, auch wenn es sich nicht um Sensationsjournalisten handelt. Der gute Bürger des 21. Jh. ist der apolitische, dummfröhliche Konsument.