wider die nation

Schluß mit dem 200-jährigen Irrsinn der Nationen in Europa, der in Jugoslawien einmal mehr unverhüllt zutage getreten ist!

Die Nation ist nichts als die Fiktion einer großen, mythischen Familie, die alles außerhalb ihrer selbst bestenfalls duldet. Die Nation geht über den Identitätsrahmen von Volk, Kultur oder Sprachraum hinaus, gegründet auf eine ”nationale Tradition”, die sie sich erfunden hat und die sie im Sinne Orwells ständig neu erfindet, um Machtansprüche zu legitimieren.

Was ist das Konzept der Nation anderes als latente Aggression gegen das Fremde, als Abgrenzung gegen das ”Ausland”, als Rechtfertigung zur Kriegsführung (ob militärisch oder ökonomisch) - ”die berechtigten Interessen unserer Nation stehen auf dem Spiel” -, als das Kaschieren von ökonomischer Ungerechtigkeit? Zwei Weltkriege hat dieses Konzept hervorgebracht, Pogrome, Genozid und Holocaust.

Die Willkür der Definition einer Nation ist schnell entlarvt: Es gibt Nationen, die aus mehreren Kulturen, Ethnien oder Sprachräumen bestehen, Kulturen oder Ethnien,die auf mehrere Nationen verteilt sind, Minderheiten die als ethnische, andere, die als nationale eingestuft werden, Nationen ohne Territorium, die nur in den Köpfen ihrer Erfinder bestehen.

Wenn es lediglich um Identität ginge, bräuchten wir die Nationen nicht, wir hätten bei Stämmen, Völkern, Stadtstaaten bleiben können. Nein, es geht um Macht und Überleben im Zeitalter der Globalisierung.

Die Zersplitterung Europas in Nationen stellt eine historische Perversion dar. Doch die Zivilisation Europa, die Jahrhunderte hindurch in Kunst, Musik, Wissenschaft und Philosophie jegliche „nationalen“ Grenzen transzendierte, ist nie verschwunden. Ein Europa der Vaterländer, der Nationen ist eine Farce, mehr noch ein Spiel mit dem Feuer. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir die zukünftige Entwicklung global-kapitalistisch oder ganzheitlich-ökologisch sehen. Das Konzept „Nation“ wird sich in beiden Fällen als Anachronismus erweisen.