die sprünge der geschichte

In einem geradezu kindlichen Vertrauen darauf, daß in Krisen immer etwas erfunden wird, das diese überwindet - war es nicht immer so? - legen viele die Hände in den Schoß und warten auf die unsichtbare Hand. Treibhauseffekt, Rohstoffverknappung? So schlimm wird’s schon nicht kommen. Der Markt wird dafür sorgen, daß knappe Rohstoffe oder schädliche Technologien zu teuer und damit überflüssig werden. Der folgende Innovationsdruck wird die nötigen Lösungen bringen. Wie immer. Fragt sich nur, wann.

Die nötigen Substituionsprozesse können, wenn die Lösungen zu lange auf sich warten lassen, Massenelend hervorrufen und politische Systeme zerstören. Ein Blick in die Geschichte rechtfertigt das Vertrauen aufs ”weiter so” nicht. Fernand Braudel hat darauf hingewiesen, daß im Hochmittelalter bereits eine Art Industrielle Revolution im Gange war. Diese stützte sich auf die konsequente Anwendung des Mühlenprinzips zur Energiegewinnung. Der Wirkungsgrads dieses Prinzips war jedoch nicht in dem Maße steigerbar, um die nötigen Wachstumsraten herbeizuführen, die eine gegenüber der Antike stark gestiegene Bevölkerungszahl gebraucht hätte. Die ”erste Industrielle Revolution” brach zusammen - es folgten ab 1290 anderthalb Jahrhunderte Rezession, der Seuchen und Hungersnöte, in denen die Leistungsfähigkeit der europäischen Wirtschaft drastisch schrumpfte.

Heute geht es nicht nur um die Steigerung eines bestimmten Prinzips zur Energiegewinnung, sondern um unseren Produktionsumfang an sich. Selbst eine ausschließliche und ausreichende Nutzung erneuerbarer Energien würden noch nicht das Problem lösen, daß bestimmte Rohstoffe und schädliche Technologien in naher Zukunft rechtzeitig substituiert werden müssen, wenn der gegenwärtige Produktionsumfang gehalten werden soll.

Welche Auswege sind denkbar? Wir können an frühere Formen der Produktion anknüpfen und diese zeitgemäß weiterentwickeln. Oder wir denken die elektronisch-informationelle Revolution konsequent weiter.